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Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Titel: Das Wunder von Grauenfels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktoria Benjamin
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du mir wenigstens einmal zuhören würdest … Pass auf, ich kann in zwei Stunden bei dir sein. Warum gehen wir nicht in Ruhe essen und reden über das alles. Ich möchte mich wieder vertragen. Ich … ich liebe dich.« Die letzten Worte waren heraus, bevor Ruben nachdenken konnte. Verdammt, das hätte er sich für einen weniger heiklen Moment aufsparen sollen!
    »Sagst du das allen, die du in die Pfanne haust?«, fragte Berit eisig. »Falls ja, geb ich dir hiermit einen Tipp: Tu’s vorher, hinterher zieht es nicht mehr richtig.«
    »Berit, wirklich … Du kannst doch nicht einfach so Schluss machen! Das willst du doch auch nicht!« Ruben klang verzweifelt. »Du würdest sonst nicht anrufen«, meinte er lahm.
    »Ich rufe aus beruflichen Gründen an«, erklärte Berit. »Ichmöchte dich noch mal treffen. Morgen, in Grauenfels. Aber ich sage dir gleich, es hat nichts mit Liebe zu tun.«
    »Berit …«
    »Hör auf mit dem Gesülze! Kommst du? Ja oder nein?«
    *
    Berit erwartete Ruben auf dem Parkplatz, auf dem diesmal ein anderer Junge die Pilger einwies. Auch dieser sah adrett aus, begrüßte Ruben mit strahlendem Zahnpastalächeln und forderte acht Mark Parkgebühren – sowie eine kleine Spende für Wir tun was!
    Ruben gab ihm einen Zehnmarkschein. »Wo ist denn der andere Typ hin, der hier früher gearbeitet hat? Kalle – oder wie er hieß.«
    »Kalle, ganz richtig«, sagte der Junge, und in sein routinemäßig höfliches Lächeln mischte sich fast ein träumerischer Ausdruck. »Kalle ist in Hannover. Der hat da eine Lehrstelle, total unglaublich. Es war – ich weiß, klingt jetzt echt idiotisch, aber es war so was wie’n Wunder.«
    »Erzähl mir das genauer!«, forderte Ruben ihn auf und wartete geduldig, bis der Knabe einen anderen Helfer als Ersatz an den Parkplatzeingang beordert hatte. Offensichtlich brannte er darauf, die Geschichte zu erzählen. Berit gesellte sich zu ihnen, als Ruben ausstieg. Sie begrüßte ihn kühl und wehrte ihn rüde ab, als er sie küssen wollte. Der Junge beobachtete das mit einem Ausdruck zwischen Voyeurismus und leichter Verlegenheit, sprudelte aber los, als Ruben sich ihm wieder zuwandte.
    »Tja, also, die Eltern vom Kalle, die wollten, dass er bei Barhaupt in die Lehre geht, als Klempner. Und das sollte auch klappen, jetzt, wo er keine Glatze mehr ist. Herr Barhaupt hätte ihn wirklich genommen. Aber Kalle ist doch so ein Autoschrauber, der kriegt nur leuchtende Augen, wenn erunter ’ner Karre liegt, träumt von klein an davon, Autos zu reparieren. Und jetzt Klempner … da kann man sich zehnmal sagen, das ist besser als nichts. Am Tag vorher, also bevor sie den Lehrvertrag unterschreiben wollten, war er total fertig – und dann haben wir ein bisschen rumgejuxt, er sollte doch hochgehen und der Madonna ’ne Kerze stiften, vielleicht ließe sich da ja noch was machen. Kalle hat zuerst natürlich gelacht, aber dann so komisch geguckt, na ja, und dann sind wir am letzten Erscheinungstag, als alle Leute fast schon weg waren, tatsächlich rauf, und Kalle hat so was wie gebetet … War irgendwie peinlich, aber für ihn war’s kein Witz, bestimmt nicht.«
    »Und dann?«, fragte Ruben ungeduldig. »Fiel ein Lehrvertrag vom Himmel?«
    »Kann man so sagen.«
    Ironie war an den Jungen verschwendet.
    »Als wir wieder runterkamen, war der Parkplatz fast leer, bis auf eine Frau mit einem umwerfend tollen Auto. So ’n Oldtimer, ich glaub ein Maybach. Kalle kriegte sich voll nicht ein. Das Problem war bloß – die Karre fuhr nicht. Und das am Wochenende, da kommt ja so schnell kein Pannendienst. Der Typ vom ADAC war zwar schon da, aber das Auto war zu viel für den. Redete vom Abschleppen. Tja, und dann nahm Kalle die Sache in die Hand: halbe Stunde, und das Teil war flott. Die Frau war absolut selig, wollte ihm gleich hundert Mark in die Hand drücken. Aber wir hatten inzwischen gesehen, dass das Auto so ’ne Werbeaufschrift hatte – ein Autohaus in Hannover, spezialisiert auf diese alten Möhrchen – ›Oldtimer An- und Verkauf‹ oder so. Und da sag ich zu Kalle ›Nu frag schon!‹ Tja, und er druckste dann noch so ’n bisschen rum, und dann hat er gefragt. Ob sie Lehrlinge ausbilden und so. – Mann eh, am nächsten Tag hat der Mann von der Frau ihn angerufen und zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Die Frau hätte in den höchsten Tönen von ihm geschwärmt. Kalle istdann hingefahren und hat wohl auch gut gepunktet. Am liebsten hätten sie ihn gleich dabehalten. Jedenfalls

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