Das Wunder von Grauenfels (German Edition)
Vertrauen …« Der Asket legte seine Stirn in Falten. »Aber gut, dann kommen Sie mal …«
Gina führte Braunkutte, den Asketen, Bernie und seine Mutter in Barhaupts Amtsbüro. Der Ortsvorsteher hatte den Kirchenmännern seine Räume bereitwillig zur Verfügung gestellt. Rex lag wie so oft schnarchend unter Barhaupts Schreibtisch. Beim Eintreten der Priester wachte er auf und begrüßte die Besucher mit Wedeln und Sabbern. Braunkutte zog sich mit angeekeltem Gesicht zurück, als der Schwanz des Hundes ihn streifte, der Asket wehrte die Annäherungen des Tieres entschlossen ab und scheuchte Rex hinaus. Mit tödlich enttäuschtem Ausdruck trollte sich das Riesenvieh hinaus in den Flurund folgte dann, die Wartenden mit der Nase streifend, Gina in das Büro von BeGin. Er wollte erst mal getröstet werden.
Gina erledigte das denn auch gleich zu seiner vollständigen Zufriedenheit: Beim schwungvollen Aufreißen einer Chipstüte verteilte sie den Inhalt fahrig durch den halben Raum. Rex sammelte die Chips erfreut auf und versah den Teppichboden mit Schleimspuren. Das rief Frau Clarsens Katze auf den Plan, die es sich hier heimlich in einer Ecke gemütlich gemacht hatte. Sie ging sofort zum Angriff über. Eine Sekunde lang verschmolzen Katze und Hund zu einem fauchenden und knurrenden Knoten, dann zog sich Rex unter Berits Schreibtisch zurück, während Mauna die restlichen Chips vertilgte.
Berit schluckte ein weiteres Aspirin. Eigentlich hätten sowohl sie als auch Gina genug Arbeit gehabt, aber sie waren entschieden zu aufgeregt, um die Computer anzuschmeißen.
»Wo ist denn eigentlich dein Reporter?«, fragte Gina ihre Freundin zwischen zwei Händen voll Chips. »Ich hätte geschworen, der kommt vorbei und guckt sich diese Typen vom Bischof an.«
Berit schüttelte den Kopf. »Der ist weiter nach Brandenburg. Da hat er heute Termine in einem Arbeitslosenzentrum und mit einer Fraueninitiative oder so was. Er macht doch einen Bericht über die Stimmung in den neuen Bundesländern. Grauenfels ist mehr sein Nebenjob. Gib mir auch ein paar Chips, mein Magen beruhigt sich langsam.«
»Ja? Also meiner springt gerade im Dreieck. Findest du die Typen auch so schleimig? Dieser lange, dünne jagt mir geradezu Schauer über den Rücken. So hab ich mir Tomás de Torquemada immer vorgestellt.«
»Du bist voreingenommen. Wahrscheinlich hat man dich in einem früheren Leben mal als Hexe verbrannt«, neckte Berit. »Wo ist überhaupt der Glücksdrache? Hol ihm doch gerade mal sein Nest wieder rein.«
»Geht nicht, hat die Katze mit Beschlag belegt. Frau Clarsenhat sie seit gestern wieder dabei. Und hast du gesehen, wie vorsichtig die Frau sich bewegt? Ihr Mann hat sie wieder grün und blau geschlagen, da geh ich jede Wette ein! Aber diesmal war er wahrscheinlich nicht so volltrunken, dass ihm alles egal war. In dem Fall lassen diese Kerle das Gesicht meistens ungeschoren.« Gina führte die letzten Chips zum Mund. »Haben wir noch irgendwo eine Tüte?«
»Wann ist denn die Auslosung für das Preisausschreiben?«, fragte Berit und füllte noch mal die Kaffeemaschine.
»Nächste Woche. Aber die Reise ist erst im Juli, hoffentlich schlägt er sie bis dahin nicht tot.«
»Was gibt dir die Gewähr, dass er es nicht nachher macht?«, erkundigte sich Berit.
»Nichts, aber dann war sie vorher immerhin mal auf Jamaika. Hör mal, da tut sich was auf dem Flur.«
Gina warf die Chipstüte beiseite und sauste zur Tür, sah aber nur noch Sophie und Claudia mit der Prüfungskommission in Barhaupts Amtsräumen verschwinden. Dann wurde sie von Frau Becker mit Beschlag belegt. Bernies Mutter hielt ihren schluchzenden Sohn an der Hand und war knallrot vor Wut. Berit und Gina hatten sie noch nie so aufgebracht erlebt.
Das wurde auch dadurch nicht besser, dass Frau Martens sich nun auf sie stürzte und auf sie einredete. »Schauen Sie, es ist doch ganz normal, dass der Bischof sich vergewissern will …«
»Jetzt lassen Sie Frau Becker mal in Frieden, Frau Martens!«, meinte Gina streng. »Kommen Sie, setzen Sie sich erst mal und trinken Sie einen Kaffee. Bernie, was hast du denn? Willst du nicht mit Rexi spielen? Und mit der Mieze? Die kriegen doch Angst, wenn du weinst! Und hier liegen auch noch deine Malkarten mit den Pokémons …«
Während Bernie sich in Rex’ tröstlich weiches Fell schmiegte, was ihn umgehend beruhigte, stürzte Frau Becker zwei Tassen Kaffee hinunter. Sie leerte auch fast die komplettezweite Chipstüte, bevor sie
Weitere Kostenlose Bücher