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Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Titel: Das Wunder von Grauenfels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktoria Benjamin
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als Psychopathin eingestuft! Nö, Leute, so geht das nicht! Wir machen nicht nur weiter, wir legen jetzt erst richtig los. Du schreibst der Jungfrau in Zukunft ein paar pfiffigere Texte,Berit. Und ich kümmere mich um die Erscheinung. Wo gastiert dieser Zirkus jetzt, Herr Barhaupt? Da fahre ich morgen hin. Und ab übermorgen wird hier gezaubert!«
    *
    Der Caravan des Zauberers stand etwas abseits, was Gina und Berit sich zunächst damit erklärten, dass es kein nostalgischer bunter Wohnwagen war wie die der anderen Artisten des Circo Magico.  Stattdessen lebte Merlot in einem ultramodernen Mobilheim von mindestens acht Metern Länge, ausgestattet mit allen Schikanen vom Internetanschluss bis zur Duschkabine. Sein Besitzer zog es mit einem schweren Toyota-Geländewagen, der neben dem Gefährt parkte. Anscheinend war der Zauberer also zu Hause.
    Gina suchte nach einer Türklingel, Berit klopfte verhalten.
    »Kommen Sie rein!«, rief eine fröhliche Stimme. Gleichzeitig öffnete sich die Tür wie von Zauberhand betätigt – was Berit und Gina allerdings kaum irritierte. Schließlich hatte inzwischen jedes bessere Auto einen elektronischen Türöffner, warum nicht auch ein Wohnmobil. Doch als die beiden eintraten und ihr Blick auf ein dem Eingang gegenüberliegendes Regal fiel, fuhren sie erschrocken zurück. Zwischen ein paar Büchern und Nippes lag ein kleiner Drache, behaglich auf einem Deckchen zusammengerollt, wobei sein grünlicher Schwanz über das Regalbrett herunterhing und leise zuckte. Als das Tier die Bewegung an der Tür bemerkte, hob es träge ein Augenlid und gönnte BeGin einen gelassenen Blick aus gelben Augenschlitzen.
    »F … – Feng-Shui?«, stammelte Berit.
    Gina trat entschlossen näher, um auszuschließen, dass es sich hier um eine Sinnestäuschung handelte. Der Drache hob wachsam den Kopf.
    »Keine Angst, Friedrich ist harmlos.« Der Magier erhobsich von einem in den Boden geschraubten Schreibtischstuhl vor einem kleinen, in eine Wohnwagenecke gequetschten Computertisch. Im Zivilleben trug Merlot weite Hosen und ein schlabberiges Sweatshirt. Der Computer lief, anscheinend hatte der Zauberer eben seine E-Mails abgerufen.
    Gina grinste und hielt ihm die Hand entgegen. »Ich hab keine Angst, wir haben auch einen Drachen. Aber eher von der unsichtbaren Art.«
    Merlot verzog das Gesicht zu einem Ausdruck zwischen Respekt und Belustigung. »Tja, daran arbeiten wir noch«, meinte er und hob das Reptil in einer fließenden Bewegung vom Regal. »Friedrich ist die anhängliche Variante. Kaum ist er verschwunden …«
    Gina und Berit zwinkerten ungläubig, als das Tier sich scheinbar vor ihren Augen in Luft auflöste.
    »Da findet man ihn auch schon wieder an den seltsamsten Orten …«
    Merlot zog den Drachen aus Berits Handtasche. »Er fühlt sich vor allem von Schlangenledergeldbörsen magisch angezogen.«
    Gina lachte. »Darf man ihn streicheln?«, fragte sie und langte vorsichtig nach dem grün-roten Tier.
    Merlot nickte. »Sicher. Aber gestatten Sie mir doch, dass ich ihn vorher in eine etwas gefälligere Form bringe …«
    Mit einem Schwung seiner unglaublich geschickten Hände ließ er den Drachen verschwinden, um gleich darauf ein Angorakaninchen aus der Regalecke zu greifen. Gina nahm es in den Arm, bevor es wieder verschwand.
    »Wie machen Sie das?«, fragte Berit verwirrt. »Ich meine – auf der Bühne haben Sie ja Ihre Aufbauten. Aber hier?«
    »Sie glauben nicht wirklich, dass ich jetzt meine Schwüre gegenüber der Zauberergilde verrate und Ihnen die Geheimnisse der Magie enthülle, oder?«, fragte Merlot mit einem sympathischen Grinsen. »Aber setzen Sie sich doch. Ichkönnte Ihnen rasch einen Kaffee zaubern, wenn Sie mögen.« Der Magier wies auf eine Sitzgarnitur am Fenster des Caravans. Leider erwies sie sich als schon belegt. Ein junger, weißer Tiger räkelte sich auf der einen Seite, auf der anderen hockte ein Pudel in offensichtlicher Verteidigungsbereitschaft. Fehlte nur noch das Faultier über der Szenerie schwebend.
    »Komm vom Sofa runter, Jenny!«, mahnte Merlot und nahm die Raubkatze beim Nackenfell. »Und du erst recht, Claudette. Ab in den Hundekorb!« Der Hund sprang gehorsam vom Sofa, wandte sich seinem Körbchen darunter zu und schaute seinen Herrn leidend an.
    »Ach ja, ich vergaß …« Merlot griff in den Hundekorb und förderte den Drachen zutage. In offensichtlicher Ermangelung anderer Aufbewahrungsorte deponierte er ihn auf Berits Schoß. »Sie wollten ihn doch

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