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Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Titel: Das Wunder von Grauenfels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktoria Benjamin
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einer Ballettschule anzukommen?«, fragte Herr Becker.
    Berit zuckte die Schultern. »Schaden wird’s jedenfalls nicht, aber ich denke, die wollen vor allem sehen, wie sie tanzt …«
    »Da haben wir’s!« Frau Martens schwebte, einen ebenso flüchtig beschrifteten Zettel wie Beckers in der Hand, aus dem BeGin- Büro. »Claudia ist geistig völlig normal – hochintelligent, hochsensibel, fantasievoll, aber keine Spinnerin!«
    Berit spielte mit ihrem Pony, und Gina biss sich auf die Lippen. Hoffentlich hatte sich Frau Wahl nicht auch über Claudias Schauspielambitionen ausgelassen.
    »›Claudia erweckt den Eindruck einer sehr intelligenten, selbstkritischen und selbstbewussten Persönlichkeit, äußerst realistisch, extrovertiert und hochintelligent. Keine Anzeichen psychischer Auffälligkeiten oder gar geistiger Erkrankungen.‹ Ich hab’s gewusst! Von jetzt an wird man diesen Erscheinungen einen ganz anderen Stellenwert zumessen! Komm Claudia. Wollten wir nicht noch mal zum Wäldchen?« Frau Martens legte ihrer Tochter den Arm um die Schultern.
    Claudia warf Berit und Gina einen ergebenen Blick zu.
    »Ich müsste jetzt eigentlich noch Mathe machen …«
    »Hätte ich nie gedacht, dass sie da noch mal freiwillig rangeht«, kommentierte Sophie, als Frau Martens und ihre genervteTochter sich endlich entfernt hatten. »Sie hätte es auch morgen schnell bei mir abschreiben können …«
    »Manche Leute sind einfach gestraft mit ihren Eltern …«, murmelte Frau Wahl. »Hat sich eigentlich mal jemand Gedanken gemacht, was aus Jesus von Nazareth geworden wäre, wenn er eine weniger exaltierte Mutter gehabt hätte?«

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    Respekt und Gehorsam
    N ein, ich halte das für keine gute Idee, wenn Sie zuerst mit der Kirchenkommission sprechen!« Gina wiegelte Frau Martens am Telefon ab, während Berit ihre Kopfschmerzen mit Aspirin und Kräutertee zu betäuben versuchte. Sie hatte einen feuchtfröhlichen Abend mit Ruben hinter sich, in dessen Verlauf sie immer gewagtere Szenarien dazu entworfen hatten, wie wohl die Sache mit dem Messias verlaufen wäre, hätte Maria ihren Sohn zur Adoption freigegeben. Heute büßten sie diese Blasphemie mit einem gewaltigen Kater.
    »Ich hoffe, du hast ihm nichts verraten!«, meinte Gina streng, als Berit mit rot unterlaufenen, aber dennoch leuchtenden Augen von ihrem Kneipenzug mit dem Journalisten berichtete.
    »Natürlich nicht«, versicherte Berit und zupfte an ihrem heute etwas traurig herabhängenden Pony. »Als er was zu den Hintergründen wissen wollte, hab ich behauptet, wir wären erst nach der ersten Erscheinung nach Grauenfels gekommen. Und dass ich die Sache nicht glauben, sondern vermarkten müsse. Wann kommen diese Kirchenleute?«
    »Um vier. Der Bischof will sich nur einen ersten Eindruck verschaffen. Das sei noch keine offizielle Untersuchung, haben die bestimmt dreimal gesagt. Ich frag mich, warum er dazu nicht selber kommt. Pfarrer Herberger hat ihm doch auch schon in glühenden Farben geschildert, was für einen Fauxpas sich MM da erlaubt, ausgerechnet vor unseren Atheistengören niederzugehen. Hör mal, wenn dir wirklich schlecht ist,mache ich das allein mit den Typen vom Bischof und der Vorbesprechung mit den Mädchen.«
    Berit schüttelte den Kopf. »Wer trinken kann, kann auch arbeiten. Halt mir nur die Martens vom Hals, die überfordert mich wirklich. Die Mädchen sind perfekt gebrieft. Ich geh nur die Liste der Anerkennungsbedingungen noch mal mit ihnen durch. Das schaff ich auch im Koma.«
    »Die Martens kann sich echt zum Problem auswachsen. Mit so was hätte ich nicht gerechnet. Und mir fällt absolut nichts ein, was sie stoppen könnte.« Gina drückte den Computer an, um eine Pressemitteilung über die psychologische Untersuchung der Seherkinder zu tippen.
    »Mir schon, ein Bulldozer frontal … oh Mann, mein Kopf fühlt sich an, als hätte er mich schon erwischt.« Berit versuchte es als Nächstes mit Kaffee.
    Claudia und Sophie erschienen pünktlich um drei im Büro von BeGin im Bürgermeisteramt. Die Mädchen waren schlicht gekleidet und artig frisiert. Sophie trug ein beigefarbenes Hemdblusenkleid und hatte ihr dichtes, dunkles Haar nur mit einem weißen Haargummi zum hüftlangen Pferdeschwanz gebändigt. Sie wirkte rührend unschuldig und sanft. In Claudias halblangem Pagenkopf setzte ein blaues Samtband Akzente. Sie trug einen blauen Rock und eine weiße Bluse, an der ihre Mutter pausenlos ordnend herumzupfte. Die Mordlust in Claudias Augen machte den

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