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Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Titel: Das Wunder von Grauenfels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktoria Benjamin
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ich musste natürlich hin, ich wollte mich ja für die Reise bedanken. Und da traf ich Terry! Das ist doch kein Zufall!«
    Terry verstand offensichtlich kein Wort von ihren Ergüssen, schaute sie aber so anbetend an, dass zumindest kein Zweifel daran blieb, dass er ihre Zuneigung erwiderte.
    »Bei Dorffest … manchmal miracle – Sybil my miracle «, verkündete er. In seinen sanften, dunklen Dackelaugen blitzten Goldsprenkel auf, beim Lächeln zeigte er schneeweiße Zähne – kein Zweifel, in Sachen Sexappeal war Terry ein Hauptgewinn.
    »Michi mag ihn auch«, erklärte Sybille. »Und Terry ist ganz verrückt nach Kindern. Im Gegensatz zu Raimund, der ja nie mit Michi spielt. Sie hätten sehen sollen, wie der Kleine auftaute! Nein, ich gehe nicht zurück zu Raimund. Wir haben uns erst mal hier ein Zimmer genommen – und nun wird man sehen.«
    »Ich würde mir erst mal einen Anwalt nehmen«, riet Berit. »Haben Sie denn Geld?«
    »Isch … Geld«, mischte sich Terry ein. »Isch pay for my wife! Isch nicht …«
    »Er will sagen, er gehört nicht zu den Typen, die in Jamaika am Strand herumhängen und Touristinnen aufreißen«, erläuterte Sybille. »Er ist …«
    »Vom Himmel geschickt!« Berit lachte. »Dann wünsche ich euch mal viel Glück. Ich muss jetzt jedenfalls gehen und die Mädchen treffen. Die Madonna scheint zurzeit in Kuppelstimmungzu sein. Sophie schickt sie nächste Woche Marvin Murphy. Fehlt nur noch Leonardo DiCaprio für Claudia …«
    Ruben runzelte die Stirn. »Muss ich mich jetzt auch als himmlisch gelenkt betrachten?«, erkundigte er sich bei Berit.
    Sie grinste ihn anzüglich an. »Kommt drauf an. Vielleicht bist du ja mehr die Versuchung. Falls du einen Biergarten mit Apfelbaum auftreibst, können wir uns da gern nachher treffen.«
    Während Berit zurück zum Bürgermeisteramt ging, schlenderte Ruben Richtung Erscheinungsort. Der Weg war zwar wirklich noch nicht vollständig befestigt, aber deutlich besser gesichert als beim letzten Mal, man musste ihn auch verbreitert haben. Jedenfalls gab es jetzt ein Geländer und eine Rampe für Rollstuhlfahrer. Ein paar Jungen von Wir tun was! standen bereit, den Pilgern zu helfen.
    Wie bei Rubens letztem Besuch klang auch jetzt wieder Gesang vom Berg – diesmal allerdings nicht gar so falsch. Tatsächlich interpretierte eine Gruppe junger Leute zur Gitarre fröhliche Lobgesänge und unterhielt damit die an der Quelle anstehenden Pilger. Die Sänger – unter ihnen das Hippiemädchen, das Ruben vorhin interviewt hatte – waren zwar Amateure, machten ihre Sache aber nicht schlecht. Zwei oder drei andere Gruppen verteilten Flugblätter, mittels deren sie über ihre diversen christlichen aber außerkirchlichen Aktivitäten berichteten. Die Quelle selbst war gefällig mit bunten Sommerblumen geschmückt. Inzwischen gab es auch fünf Wasserhähne, was die Lage etwas entspannte.
    Ein paar Meter weiter, am Erscheinungsplatz, hielten drei Damen in mittlerem Alter eine Andacht ab. Mit klangvollen Stimmen trugen sie Gebete und Bibeltexte vor – beim anschließenden »Ave Maria« versagten sie allerdings wieder mal kläglich. Ruben floh in Richtung Steinbruch und fand auch hier einen neuen Anbetungsplatz.
    »Hier ist die Jungfrau doch all den Pilgern erschienen«, erklärte ihm eine ältere Dame und schaute so angestrengt auf die Felswand, als könnte sie damit eine weitere Erscheinung herbeizwingen. Ruben registrierte die relativ glatte Projektionsfläche. War das außer ihm noch niemandem aufgefallen?
    Die Sammlung der Votivgaben hatte man inzwischen unter einem behelfsmäßigen Dach untergebracht. Ruben fand massenhaft Dankesbriefe, Plüschtiere und Fotos, natürlich abgelegte Gehhilfen, Schienen und sogar Brillen. Meinte da wirklich jemand, nach einem Besuch in Grauenfels besser sehen zu können? Oder hatte derjenige um Kontaktlinsen gebetet?
    Ein weiteres Blumenmeer begegnete Ruben auf dem Weg, den er damals mit Elfi und Annika abgestiegen war – heute ein ausgebauter, ungefährlicher Prozessionspfad. An einer markierten Stelle hatte jemand die Fotoserie des Hagener Rentners ausgestellt. Hier war Claudia also angeblich angefallen worden. Ruben untersuchte die Stelle, konnte allerdings keine Hinweise auf irgendwelche Tricks oder Projektionen erkennen. Der Angriff des Hundes blieb vorerst ein Rätsel, ebenso wie das Levitationsphänomen. Ruben beschloss, demnächst erst mal mit den Freiburger Parapsychologen zu sprechen. Die sollten eigentlich wissen, wie

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