Das Wunder von Grauenfels (German Edition)
bin die Magd des Herrn‹ von sich gegeben hat! Die hat ihren Sohn zum Revolutionär erzogen! Die hat ihm beigebracht, nein zu sagen, hat ihn ziehen lassen, als er in den Tempel durchbrannte, um schon als Junge mit den Rabbis zu diskutieren. Und freuen konnte die sich auch – und feiern! Denken Sie an die Hochzeit zu Kanaa. Da geht die doch tatsächlich zu ihrem Sohn und bittet ihn, per Wunder die Weinvorräte aufzufüllen. Die war doch nicht lustfeindlich!« Schwester Felicitas redete sich in Fahrt.
Den Tipp sollte man Berit vielleicht mal geben, dachte Ruben. Eine himmlische Weinprobe wäre genau das, was dem Zirkus hier noch gefehlt hätte.
»Jedenfalls ist es mir ganz gleichgültig, wer das hier inszeniert«, schloss die Nonne schließlich ihren Vortrag. »Grauenfels bringt mehr frischen Wind in die Seelsorge als jeder Kirchentag mit vorsichtiger Diskussion über Frauenfragen. Und ich bin überzeugt, das ist es genau, was die Gottesmutter will.«
»Maria wirkt also Ihrer Meinung nach … wie soll ich sagen, hintenrum?«, fragte Ruben belustigt.
Schwester Maria Felicitas nickte eifrig.
»Haben wir Frauen das nicht von jeher getan?«, ließ sich die andere Nonne vernehmen.
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Spiel mit dem Feuer
E s ist die Murphy Family! Denen kann ich doch nicht einfach was vorspielen!« Sophies Augen zeigten einen unnatürlichen Glanz, und ihre Finger spielten nervös mit ihrem Murphy-Family-Fanbook.
Berit und Gina hatten den Mädchen eben eröffnet, dass sich die Sänger zur nächsten Erscheinung angesagt hatten. Statt der erwarteten Freudenbekundungen tendierte Sophie allerdings zum Nervenzusammenbruch. »Marvin wird dabei sein!«
»Eben«, bemerkte Gina. »Dieser Marvin Murphy wird zehn Minuten lang an deinen Lippen hängen. Hast du dir das nicht schon immer gewünscht?«
»Ich werde ohnmächtig«, behauptete Sophie und blätterte erneut in ihrem abgegriffenen Taschenbuch.
»Kein Problem«, meinte Berit gelassen. »Läuft unter religiöse Ekstase. Wir schicken den Jungen dann rüber zwecks Mund-zu-Mund-Beatmung.«
Gina grinste.
»Das ist nicht komisch!«, ereiferte sich Sophie. »Außerdem habe ich einen Pickel.«
Berit und Gina warfen prüfende Blicke auf ihr makelloses Gesicht.
»Wo?«, fragte Berit.
Claudia, die die Ankündigung des »Staatsbesuchs« bislang kommentarlos hingenommen hatte, kicherte mitleidslos. »Kauf dir Clearasil. Oder bete zu MM – der Doc sagt, wir hatten schon vier Akne-Heilungen.«
»Du bist gemein!«
»Und du bist nicht ganz dicht«, gab Claudia zurück. »Seit Monaten schläfst du mit dem Autogramm von diesem Typen unterm Kopfkissen, und jetzt …«
»Ich will nicht, dass er mich für verrückt hält!« Sophie war den Tränen nahe. »Wer verliebt sich denn in ein Mädchen, das Geister sieht?«
Gina zuckte die Achseln. »So kleine Eigenheiten können eine Frau durchaus interessant machen …«
Berit warf ihrer Freundin einen drohenden Blick zu und wandte sich dann wieder an Sophie.
»Sophie, der Junge ist oberkatholisch erzogen«, dozierte sie. »Der glaubt an deine Erscheinungen. Also sei so gut und liefere sie ihm. Deshalb kommt er ja. Und ich versichere dir, dass er hin und weg sein wird von dir. Ob du Geister siehst, Hunde dressierst oder Kopfstand machst! Wenn er dich erst mal sieht, flippt er aus vor Begeisterung.«
»Glaub ich nicht …«, seufzte Sophie. »Wenn ich es wenigstens früher gewusst hätte. Dann hätte ich noch eine Diät machen können. Ich bin so dick geworden!«
Claudia tippte sich an die Stirn. »Drehen eigentlich alle Leute durch, wenn sie verliebt sind?«
»Ich hoffe nicht«, meinte Gina mit einem vielsagenden Blick auf Berit.
Berit blitzte verärgert zurück. »Erstens bin ich nicht in Ruben verliebt –«
Lautes Gelächter von Gina und Claudia ließ sie kurz verstummen.
»… und zweitens kann ich die Klappe halten! Von mir erfährt er nichts über die Erscheinungen. Aber der Mann ist schließlich nicht blöd. Der kann sich doch an fünf Fingern abzählen, wer hinter MM steckt. Und wenn er lange genug recherchiert, findet er auch irgendwelche Beweise …«
»Und du triffst dich nur mit ihm, um ihn von eben diesen Nachforschungen abzuhalten, ja?«, neckte sie Gina.
Berit tat, als wollte sie einen Radiergummi nach ihr werfen. »Einer muss sich ja opfern«, nahm sie den Gag schließlich auf. »Und ich halte immerhin einen feindlich gesinnten Journalisten von der Arbeit ab. Du dagegen irritierst unseren Magier.«
»Den halte ich nicht von
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