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Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Titel: Das Wunder von Grauenfels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktoria Benjamin
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verächtlichen Seitenblick. »Sie sollten das alles viel ernster nehmen!«, erklärte sie schließlich, bevor sie sich auf den Weg machte. Selbstverständlich ohne die Rechnung für den Prospekt noch einmal zu erwähnen. Wahrscheinlich lag ihr Stundensatz ohnehin viel höher als Berits und Ginas zusammen.
    » Der Job hat Zukunft.« Berit seufzte, als sie die Tür hinter ihr schloss. »Vielleicht sollten wir uns auch auf Esoterik konzentrieren?«
    Stattdessen versuchten es die beiden dann aber doch noch einmal mit einer konzentrierten Ideensammlung für Grauenfels. Sie schrieben Einfälle auf Notizblätter, die sie anschließend gemeinsam durchsahen.
    »›Swingerclub mit Freiluftsex in thematisch gestalteten Innenhöfen.Beliebig auszuweiten auf Steinbruchsex und Liebe auf dem LPG-Heuboden‹«, las Gina vor. »Gar nicht so schlecht. Man könnte die ganze LPG zu einem Erlebnisbereich umbauen. Beischlaf im Pferdestall, auf dem Mähdrescher, unter dem Traktor, vielleicht gibt’s auch noch irgendwo Vopo-Uniformen … Aber ich fürchte, dafür kriegen wir keine Subventionen. Man müsste also Privatanleger finden. Und wo sollen die Swinger überhaupt herkommen? Also nach der Holperstrecke von der Autobahn bis Grauenfels wäre mir die Lust vergangen. Führt so ein Geruckel nicht überhaupt zu Impotenz? Wie ist das mit der Produkthaftung?« Gina legte den Zettel beiseite.
    »›Eine Autorennstrecke. Der große Preis von Grauenfels, ein Rennen rund um den Steinbruch‹ – man könnte mit irgendwelchen Schrottautos anfangen und langsam einen Ruf aufbauen. Vielleicht findet sich dann jemand, der ernsthaft investiert. Die Idee ist auch nicht ohne«, lobte Berit Ginas ersten Einfall. »Wenn Schumacher und Co erst da sind, kommt auch der Rest der Welt. Bleibt dann nur noch zu hoffen, dass der Benzingeruch über die Tierverwertung triumphiert. Aber ich fürchte, das kostet ein Vermögen. Allein die Befestigung der Piste. Barhaupt meinte doch, in dem Gestein hält nicht mal ein Bergsteigerpickel. Und der durchlässige Boden, das muss alles versiegelt werden. Vergiss es.« Der Zettel landete im Papierkorb.
    »›Esoterikzentrum – Von Feng-Shui bis Reiki. Steinbruch frei für heidnische Rituale‹ – das meinst du nicht ernst, Berit!« Gina kicherte beim Blick auf Berits Block.
    »Und das hier meinst du nicht ernst«, gab Berit zurück, nachdem sie Ginas letzte Notiz gelesen hatte. »›Marienerscheinung im Wäldchen. Das Wunder von Grauenfels‹ – komm, wir wollten die Sache doch ernsthaft angehen. Und das mit der Madonna war schließlich ein Witz.«
    »Das mit der Atomkraft auch. Und jetzt ist es die Kampagne,über die jeder spricht. Ich hab’s mir gestern Nacht noch mal durch den Kopf gehen lassen. Das mit der Jungfrau könnte klappen. Wenn in Grauenfels die ersten Wunder passiert sind, ist die Landschaft völlig egal.« Gina spielte mit ihrem Bleistift.
    »Aber wie sollen denn da Wunder passieren? Grauenfels ist so spirituell wie ’n Katzenklo!«
    »Ach, die Wunder kommen von allein. Wir brauchen nur für die Erscheinung zu sorgen. Im Ernst, Berit, ich hab gestern mal ins Internet geguckt. Du glaubst nicht, wo überall Wunder geschehen. Sobald irgendjemand was Geheimnisvolles sieht oder zu sehen meint, pilgern die Menschen dahin und vergessen prompt all ihre eingebildeten Wehwehchen. Denk nur mal an diese Ariella, die permanent Wasser segnet, indem sie’s in der Badewanne umrührt. Und die Leute kaufen das Gebräu! Oder die Sache mit den Pyramiden. Auf Esoterikmessen kannst du dir Heimpyramiden zum Reinsetzen kaufen. Heilt angeblich alles, vom Pickel bis zum Krebs. Wir brauchen nur für die Show zu sorgen. Die Wunder machen die Leute selbst.« Gina begeisterte sich immer mehr für ihre Idee.
    »Aber ist das nicht kriminell? Ich meine, wir betrügen die Menschen doch, indem wir sagen, da wäre die Muttergottes erschienen.«
    »Müssen wir ja nicht sagen. Hat Bernadette Soubirous auch nie gesagt. Die hat immer von einer ›Dame‹ gesprochen, die ihr erschienen ist.«
    »Bernadette wer?«, fragte Berit.
    »Soubirous. Die Kleine, die das Spektakel um Lourdes angeleiert hat. Die hat sich mit Namensnennungen schwer zurückgehalten. Weiß der Geier warum, vielleicht lief sie damals ja noch Gefahr, auf dem Scheiterhaufen zu landen. Es ist letztlich alles eine Frage der Formulierung.«
    »Ich weiß nicht. Irgendwie ist mir das alles suspekt. Auf jeden Fall muss ich mich erst informieren.« Berit zupfte ihrenPony ins Gesicht.

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