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Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Das Wunder von Grauenfels (German Edition)

Titel: Das Wunder von Grauenfels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktoria Benjamin
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»Wunderheilungen, Marienerscheinungen, UFOs – das klingt eher nach Däniken als nach PR.«
    »Sehr guter Ansatz«, lobte Gina. »Däniken hat mehr für den Buddeltourismus getan als jeder ernsthafte Archäologe vorher. In Mexiko ist der wahrscheinlich schon Ehrenbürger. Ganz abgesehen vom Buchverkauf. Der Mann hat sich doch eine goldene Nase verdient mit seinen Vorzeit-Astronauten.
    Pass auf, Berit, du gehst jetzt erst mal ins Internet und suchst nach Maria und Co. Wir werden sowieso noch mehr Informationen brauchen, um die Sache glaubwürdig rüberzubringen. Aber mach dich auf was gefasst. Ich habe gestern ja nur kurz reingesehen, und schon dabei standen mir die Haare zu Berge. Maria ist der totale Tourismus-Magnet. Und wenn du mich fragst, die letzte Chance für Grauenfels.«
    »Sie wollen wen erscheinen lassen?« Igor Barhaupt blieb der Mund offen stehen, als Gina die Grundidee erläutert hatte. Die drei saßen in einem kleinen Café in Berlin, wohin Gina und Berit den Ortsvorsteher unter dem Siegel der Verschwiegenheit beordert hatten. In Grauenfels würden sie sich in der nächsten Zeit so selten wie möglich sehen lassen. Der Plan mit dem Arbeitstitel Mary’s Landing  verlangte strengste Geheimhaltung.
    »Also wissen Sie, ich war ja nie wirklich überzeugter Sozialist, aber dieses christliche Zeugs … Warum sollte die Jungfrau ausgerechnet nach Grauenfels kommen?«
    Berit zuckte die Schultern. »Warum kam sie nach Lourdes? Und nach Fátima? Oder nach Medjugorge? Letzteres ist ein Kaff im letzten Winkel von Kroatien. Damit verglichen ist Grauenfels Weltstadt.«
    »Und haben Sie schon mal was von Marpingen gehört? Ein Örtchen im Saarland. Da war sie erst letztes Jahr«, fügte Gina hinzu.
    »Aber was zum Teufel macht sie da? Und vor allem, wie kriegt man sie zu uns?«, fragte Barhaupt. Rex, der die Verwirrungseines Besitzers spürte, erhob sich und legte ihm den Kopf in den Schoß. Der Tisch geriet dabei in gefährliche Schwingungen.
    »Sie macht gar nichts.« Gina rettete ihre Kaffeetasse. »Sie erscheint einfach. Plaudert ein bisschen mit den Sehern, sagt was Nettes über den amtierenden Papst. Im Marpingen hat sie auch ein paar Rosenkränze gesegnet. Aber davon würde ich vorerst eher abraten. Würde die Leute zu sehr in Versuchung bringen, die Dinger hinterher zu versilbern.«
    »Aber wer sieht sie? Wo holt man sie her?« Barhaupt verstand es immer noch nicht.
    »Gesehen wurde sie insgesamt neunhundertachtzehnmal seit der ersten Erscheinung im Jahr 41 in Saragossa«, dozierte Berit. »Die Seher sind hauptsächlich Kinder zwischen acht und sechzehn Jahren, sonst oft Mönche oder Nonnen, aber auch ganz normale Männer und Frauen. In Marpingen erschien sie zwei Büroangestellten und einer Lehramtsanwärterin.«
    »Aber … aber …« Barhaupt suchte nach Worten. »Wie soll denn das gehen? Mittels Projektion oder was? Die, äh, die Madonna erscheint doch nicht auf Kommando.«
    Gina schlug die Augen gen Himmel. »Die Seher müssen natürlich mitspielen. Aber das brauchen ja nur zwei oder drei Leute zu sein. Wir schreiben ihnen eine gute Story, die lernen sie auswendig und tragen sie glaubwürdig vor. In diesem Medjudingsbums haben sie ein paar Kinder, die machen das im griechischen Chor. Keine Ahnung, wann sie ihre Texte jeweils einstudieren, aber das ist echt schon hohe Schule. Brauchen wir allerdings gar nicht. In Marpingen redet jede der Frauen für sich, und die Kinder aus Fátima konnten auch keinen Sprechgesang. In Lourdes war es sogar nur ein einziges Mädchen. Aber das geht heutzutage natürlich nicht mehr. Zwei müssen es mindestens sein.«
    »Also noch mal«, überlegte Barhaupt. »Wir suchen uns zwei oder drei Personen …«
    »Kinder«, korrigierte Berit. »Es soll schon richtig herzig werden.«
    Gina registrierte erfreut, dass Barhaupt »wir« sagte.
    »Also zwei oder drei Kinder. Denen pauken wir eine Predigt ein, und sie sagen, sie hätten eine Erscheinung gehabt. Und daraufhin, meinen Sie, reisen die Leute zu uns?«
    »In Scharen«, erklärte Gina und zog einen Stapel Ausdrucke aus ihrer Aktentasche. »Hier, das können Sie sich heute Abend mal in Ruhe zu Gemüte führen. Aber hinterher vernichten, bitte – es darf nichts rumliegen. Alles Berichte über Marpingen. Wissen Sie, wie viele Leute bei der letzten Erscheinung anwesend waren? Zwölftausend! Und das nur im ersten Jahr – und bei einer bemerkenswert schlecht gemachten PR-Kampagne, wenn ich das mal so sagen darf. Das organisiert da

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