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Das Wunder von Treviso

Das Wunder von Treviso

Titel: Das Wunder von Treviso Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Falk
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wünscht.»
    «Nun, ja, machen Sie auch Tischlerarbeiten?»
    An sich tat Salvatore dies nicht, er war schließlich ein Meister seines Fachs und kein Möbeltischler. Einen Stuhl konnte jeder Idiot zusammenhämmern, eine Madonna zu schnitzen, ihrem feinen gen Himmel gerichteten Gesicht einen so verklärten Blick zu geben, dass man ganz rührselig wurde, erforderte dagegen schon sehr viel mehr Talent. Aber die Auftragslage war schlecht und Madonnenstatuen derzeit nicht sonderlich gefragt. Außerdem war die Leasingrate des letzten Monats für seinen neuen Kombi überfällig. Darum: «Aber sicher, Signora, kein Problem. Was soll denn gemacht werden?»
    «Unsere Tür ist leider völlig kaputt, die Eingangstür, und ich habe mich gefragt, weil es doch keinen Tischler in Treviso mehr gibt, da hab ich mich gefragt, ob, und Sie sind ja ein Mann vom Fach, na ja, ob Sie nicht   …?»
    Eine Tür. Eine Tür sollte er richten. Himmelherrgott, eine Tür! Das war definitiv unter seiner Würde.
    «Sicher doch, Signora, kein Problem. Ich mache das für Sie im Handumdrehen.»
    «Das wäre wirklich wunderbar. Können Sie heute Nachmittag vielleicht schon   …?»
    Konnte er? «Aber sicher, Signora!» Er konnte.
    Am Nachmittag erwartete man Besuch im Pfarrhaus.

18
    Warum musste seine Schwester sich eigentlich überall einmischen? Don Antonio saß in seinem Sessel und seufzte tief. Kaum war sie ein paar Tage hier, und schon hatte sie das Regiment übernommen, gleich, ob es um seine Wäsche («Deine Socken sehen ja aus wie Schweizer Käse!»), um kirchliche Angelegenheiten («Pater Cristobaldo ist ein alter Säufer, und eure sogenannten Besprechungen könnt ihr euch in euren sogenannten schieben! Heute Abend gehst du zeitig ins Bett!») oder um das Pfarrhaus ging («Das ist ein furchtbarer alter Kasten! Du arbeitest wirklich für einen beschissenen Verein. Jeder dämliche Beamte hat eine bessere Dienstwohnung als du.») – Maria wusste es besser. Und dann das: Erst machte sie die Tür kaputt, und dann holte sie ihm auch noch Salvatore Tarlo ins Haus. Natürlich. Um die Eingangstür vom Pfarrhaus zu reparieren, bedurfte es ja des dümmsten Atheisten im Umkreis von achtzig Kilometern. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
    «Was hast du dir nur dabei gedacht?», schimpfte Don Antonio folgerichtig mit seiner Schwester.
    «Madonna, man wird ja wohl noch ein paar Entscheidungen selber treffen dürfen!», entgegnete sie.
    «Nein, darf man nicht. Und lass die Heilige Jungfrau aus dem Spiel!» Der Pater war wirklich aufgebracht.
    «Ich habe mir gedacht, dass dieses Haus eine Tür braucht, durch die man hindurchgehen kann, ohne sie gleich in Stücke zu reißen. Dass eine Reparatur diesesmorschen Teils auch in deinem Sinne ist. Wieso also nicht einen Tischler rufen? O ja, ich vergaß: In diesem Kaff gibt es keinen Tischler mehr. Wach auf, Antonio, wenn du Hilfe suchst, dann wende dich nicht immer nur an den lieben Gott, sondern tu das, was das Nächstliegende ist. Und in diesem Fall ist das Nächstliegende Salvatore Tarlo!»
    Nun war es Viertel vor zwei, und er musste seine gute Soutane rausholen und sich anziehen. Und waschen. Wann hatte er eigentlich das letzte Mal geduscht?
    «Wann hast du dich eigentlich das letzte Mal geduscht?», fragte ihn Maria. Da läutete es an der Tür.
    Salvatore Tarlo hatte seinen Werkzeugkasten mitgebracht. Ein Blick auf die Eingangstür des Hauses sagte ihm, dass er noch viele Stunden hier verbringen würde, und wenn die Auftragslage so schlecht bliebe, wie sie im Moment war, dann vielleicht noch ein bisschen länger.
    «Signora, hier bin ich. Sie werden sehen, ich bringe Ihre Tür ganz schnell in Ordnung.» Im Hintergrund schnaufte jemand verächtlich.
    «Mein Bruder», sagte Maria etwas verlegen, «lässt sich entschuldigen. Er   … er   … Das hier ist die Tür.» Sagte es und deutete auf den Eingangsbereich des Pfarrhauses.
    Was sie nicht sagte. «Danke, Signora.» Salvatore Tarlo deutete eine Verbeugung an und machte sich an die Arbeit.
    Als ihm sehr viel später an diesem Tag die großenSchrauben ausgingen, beschloss Salvatore, dass sich derlei doch auch im Hause eines Pfarrers finden lassen müsse. Er ging in den Keller, um dort zu suchen. Was er fand, waren zwar keine Schrauben, aber dafür etwas anderes.

19
    Derweil spielten sich beim Bürgermeister eher hektische Szenen ab. Die Hochzeitsvorbereitungen seines Sohnes waren in vollem Gange, aber der Bürgermeister war nicht zur Anprobe des Schneiders

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