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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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dem Eraßmo bezeugende Liebreitzende Blitz / und annehmliche Freundlichkeiten thäten billicher mir als ihme gebühren / als die ich umb sie besser dann er verdienet; Ja es ist unmüglich zu glauben / wie sauer mich ankam / dieser Hochzeit zuzusehen / die ich doch selber mit so grosser Mühe und Gefahr angestellt / das aber glaube ich / wann es damit noch nicht so weit kommen gewest wäre / daß ich solches auch nimmermehr so weit hätte kommen lassen / dann ich fühlte viel schmertzlichere Pein und Liebes-Begierden gegen dieser Marien Esther / als ich niemal empfunden / ehe ich sie einigmal berührt / doch muste ich mich zwingen / mein unaussprechlich Leyden / Qual und Aengstigung / so gut müglich / verbergen / und daß ich diesen schönen Vogel fliehen / und einem andern ins Kefig gelassen / mir selbst die Schuld geben; Diese Hochzeit wurde so heimlich gehalten / daß es nicht alle Leut im Hauß / geschweige Eliezer und die Juden gewahr wurden; Nachdem aber selbige vorbey war / zehlete ich Eraßmo in Gegenwart seiner Marien Esther / und Marien Josannæ die 10000. Ducaten baar dahin / und verhälet ihnen gar nicht / daß solche auß Eliezers Schatz zu solchem Ende gestolen worden / weil er schuldig seye / seine Tochter den habenden Reichthumben gemäß außzusteuren / so er aber nicht gethan haben würde / so fern er gewist haben solte / daß sie sich zur Christlichen Religion begeben / und weil gedachte Hochzeiterin auch ein zimliche Reichthumb von Goldstücken / Perlen und Jubelen mit sich auß ihres Vattern Hause genommen / also / daß beyde ein ansehenliches Vermögen zu Hauff brachten / zumalen ich über die 10000. noch ein paar hundert Ducaten übrig hatte / die Eliezers gewesen; So schenckte ich selbige der Marien Josannen / weil ich darvor hielte / sie hätte solche mit ihrer Treu / und daß sie die meiste Ursach gewesen / daß Maria Esther zur Christlichen Religion kommen / gar wol verdienet / doch mit dem geding / daß sie beyde Eheleute nicht verlassen / sondern bey ihnen verbleiben solte / biß selbige sie anderwärts versorgten.
    Damals erscholle in gantz Europa , daß der König in Franckreich den Staad von Holland eygentlich bekriegen würde / derowegen fertigte ich / was ich noch vor Wahren im Vorrath hatte / eylends hinweg / und machte meine Sachen aller Orten richtig / worzu mir Eraßmus / der umb alle deren Beschaffenheit wuste / getreulich verholffen war / aber siehe / als wir hiermit kaum Feyerabend gemacht hatten / kriegte ich von Hauß auß von meinem Vetter Apothecker Schreiben / daß mein Weib den Weg aller Welt gangen; O mirum ! wer war leydiger als ich? Nicht zwar / daß mir mein Weib gestorben / sondern weil das Schreiben wol 3. Wochen unterwegs war ligen blieben / dann wäre mir dasselbige bey Zeiten eingeloffen / so hätte die Maria Esther den Eraßmum wol nimmermehr bekommen sollen; aber was halffs? Es war geschehen / er hatte das Glück / und darumb hat er auch die Braut heimgeführt / aber ich / war ich zuvor wegen meiner Liebe gegen der Maria Esther / die sich nicht allein von neuem schlechthin wieder entzündet / sondern verdoppelt hatte / wurmicht und schellig? siehe / so wurde ich jetzunder gleichsam gantz unsinnig / den Eraßmum / welchen ich kurtz zuvor mit dem allerschönsten Weibsbild von der gantzen Welt versorgt / und zu einem reichen Glückseligen Mann gemacht hatte / dem wünschte ich jetzunder dem Tod in Rachen; Jch verfluchte zugleich sein Glück und mein Unglück / und wurde zuletzt so wütend und unleydlich / daß schier kein Mensch mehr bey mir wohnen / noch mit mir zu recht kommen konte / endlich gab mir / ich weiß nicht wer / ich schätze aber wol kein guter Geist / in Sinn / ich solte Eraßmum auffopffern / und mich der Marien Esther selbst widerumb theilhafftig machen / O grausame Gottlosigkeit! Jch glaube auch / ich hätte es ohn allen Zweiffel endlich gewagt / wann nicht Gott die seinige behütet / und mirs nicht im Anfang solcher Versuchung ein abgeschmackts widerwärtigs Fressen gewest wäre / die jenige zu ehelichen / die durch meine Anstalt von einem andern beschlaffen worden / welches eine Zeitlang meine erschröckliche Grausamkeit hemmete / und der getreue Gott / welcher / wie gemeldt / die seinige behütet / öffnet indessen Eraßmo die Augen / daß er meine wütende Melanchol ey auß meinem immerhin Grißgrammenden Angesicht lesen und errathen konte / wo solches herkommen / und was ich im Sinn haben möchte / weil ihm unverborgen / daß mein Weib

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