Das wunderbarliche Vogel-Nest
Jch war mondirt mit einer langen Flint / einer Patron-Tasch / mit 5. dutzet Patronen gespickt / und mit einem scharpffen Sauzahn / ich wolte sagen / mit einem Säbel an der Seiten der Haar schur / und die Radschienen so wol als Ruben voneinander spielte / zumahlen auch alle Festigkeiten auffthät; also versehen bedauchte ich mich der nothfeste und dapfferste Held zu seyn / der auff beeden Seiten im Feld sich befand; Jch fällete auch so manchen Mann / so viel Schüß als ich thät / ehe das rechte Treffen angieng / und weil ich mich in solchem Handel besonder gestellt (welches mir als einem Freywilligen zugelassen war) damit die Wunder / die ich begieng / von beyden Theilen desto klärer gesehen werden möchten / siehe / so hielte ich schier gantze Salven auß / und fieng mit meinem Stahlhart gefrohrnen Leib bey nahe so viel Kuglen auff / als ich in meiner Patron-Täsch Patronen hatte; Ja ich wurde allerdings so vermessen / unter deß Feinds gegen uns über stehende Brigade zu lauffen / umb meinen Säbel mit Frantzösischem Blut zu färben / weil ich aber wol wuste / daß viel Hund deß Hasen Todt / zumahlen die umbgekehrte Musqueten so unbescheiden seyn / daß sie keine Festigkeit respect irn / muste ichs wol bleiben lassen / und mich mit dem Wunsch behelffen / sie zertrennet zu sehen / umb nicht allein im Angriff / sondern auch im Geträng und in der Flucht der Feinde Köpff zu spalten.
Aber als es dem Feind Ernst wurde auff uns loß zu gehen / und den Angriff zu thun (weßwegen ich mich dann wieder in die Ordnung unter die Fechtende begeben) siehe / da kam ohngefähr ein einzige Kugel auff meinen lincken Schenckel angestochen / die mir so wol meine Diebs-Haut (ich nenne sie billich eine Diebs-Haut / dann wer ein solche trägt / wie ich damals thät / der stilt andern redlichen Soldaten das Leben ab / nicht allein zwar wie ein Dieb / sondern auch wie ein Meuchel-Mörder und Zauberer) als auch Fleisch / Bein und Adern durchtrang? Da lag der Großmächtige Goliath / und empfand in der allergrösten Noth / die er sein Tage je überstanden / daß hinder dem Berg auch Leut wohnen / und daß jeder seinen Mann findet / wann er gleich der Göttin Thetis Sohn / und mit den besten Waffen versehen wäre / die Vulcanus je geschmidet.
Jch sage noch einmal / da lag der Großmächte Goliath / der frefle Eysenbeisser / der so wenig darnach gefragt / wann es Musqueten-Kuglen hagelte / als wann es linde Schnee-Flocken gerieselt hätte / ehebevor er bedachte / daß ihm auch einige seine Festigkeit so wol auffthun könten / als ers andern machen konte; Ehe er sich erinnerte / daß er auch andern ihre Rohr so wenig würde zubannen mögen / als wenig ihme andere solches thun / und seinen Schuß stellen könten.
Aber diß Ubel wars nicht allein das mich betraff / sondern es wolten auch meine Segen / das Blut zu stillen / nichts helffen / massen ich in solcher Noth / worinn kein Feld-Scherer so gleich vorhanden / mein Naßtüchel zerrisse / und in die Wunden stopffete; Uber das war ich in der Gefahr / von der Salve / die uns geschenckt wurde / noch mehr solcher Butz-Birn zu empfahen / und vielleicht eine / die mir gar das Leben ausblasen möchte / und als die unserige weder die Menge / noch den hitzigen Anfall der Feinde nicht überstehen mochten / sondern sich trennten / (wie man von ihnen zu sagen pflegt) durchgiengen / und den Siegern mit Darbietung deß Ruckens den Platz / worauff sie unglücklich gefochten / und welchen sie zum Zeugnus ihres Unfalls mit Todten und Beschädigten überstreuet / verliessen; Siehe / da gieng allererst mein Schrecken / Forcht und Angst recht an / als ich nemlich sahe / wie die Uberwinder nicht allein den Flüchtigen nachsetzten / sondern auch die Beschädigte / auff der Wahlstatt ligende / vollends auffopfferten / und die Todte plünderten; Jn solcher äussersten Noth / da ohn Zweiffel die Reyhe auch an mich kommen wäre / nahm ich endlich meine Zuflucht zu meiner Unsichtbarkeit / so daß ich diesen Unbarmhertzigen auß den Handen verschwande / gleichwol aber diese Art zu entrinnen / beym allertheuersten bezahlte / dann nachdeme stracks darauff etliche starcke Esquadronen Reuter eben als wie dicke Wolcken über die Wahlstatt / und also auch über mich in vollem Calop hin passir ten / kriegte ich von den Pferden / die mich so wenig als die Menschen sahen / so manchen ungeheuren Rippstoß / daß ich gedachte / mein Gebein müste in meiner eygenen Haut / wie in einem Mörser gestossen und zermalmt
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