Das wunderbarliche Vogel-Nest
werden.
Als diß grausame Ungewitter vorüber war / lag ich dorten gantz ohnmächtig und krafftloß / gleich wie einer der Geradbrecht worden / und das zwar nicht unbillich / weilen seyt deme mir die Kriegs-Waffen in die Hände gerathen / ich so manch ehrlich Mutter Kind durch Hülff meiner heyllosen Künste unsanfft schlaffen gelegt; Jch konte weder Arm noch Bein regen / und bedunckte mich / es wären mir alle Glieder entzwey ohne die Zung / die war noch gangbar / mit deren ich alle die jenige verfluchte / und so viel an mir war / dem Teufel übergab / die mich meine Künste gelernet / und dardurch in Krieg zu ziehen erkühnet und veranlaßt hatten; Jch konte mir wol einbilden / wann ich so unsichtbar da ligen verbliebe / daß ich endlich doch gantz Rath- Hülff- und Trostloß sterben und verderben müste / derowegen liesse ich mich wieder sehen / mit gäntzlicher Entschliessung willig zu sterben; Jch warff auch das von mir weg / was mich bißher fest gemacht / damit der jenig / so mich sehen würde / und mir den Rest vollends geben wolte / seinen Willen desto leichter und unverhinderter an mir vollbringen möchte.
Und demnach mir bißher / ohn Zweifel durch Göttliche Gnad / der Kopff noch gantz und unversehrt geblieben / als hatte ich auch noch so viel Vernunfft mich zu hindersinnen / wie ich gelebt / seyt mir die Leyrerin mein Gelt gestolen / darauff folgt ein hertzliche Reu / und innigliches Seufftzen zu der Grundlosen Barmhertzigkeit deß Allerhöchsten / über dessen langmütige Güte / und daß ich nicht ehender mit gerechter / und mehr als wolverdienter Straffe heimgesucht worden / ich mich selbst verwunderte / sampt einem steiffen Vorsatz / wann ich dißmal darvon kommen solte / (daran ich doch zweiffelte) mich zu bessern / und mein Leben zu Gottes Ehren / und anderer Menschen Aufferbauung also anzustellen / und beständig zu führen / daß nichts anders darauß erscheinen solte / als eine hertzliche Liebe zu GOtt und meinem Nächsten; Eine innigliche Reu über meine begangene Sünden / und daß ich ihn so offt erzürnet / und dann ein immerwärende Dancksagung / daß seine Güte den verlohrnen Sohn wider bracht / und ihn endlich in sein Reich zu nehmen / die Hoffnung gegeben.
CAP. XXIV.
Wie der elende Tropff auß seinem jämmerlichen Zustand erlöst / und wieder zu recht gebracht worden.
ALs ich mitten in meinem erbärmlichen Elend und Jammer mit jetzt erzehlten Gedancken umbgieng / die mir ohn allen Zweiffel mein guter Engel auß einem sonderbaren Göttlichen Gnadenblick eingeben / sahe ich umb mich / und wurde gewahr / daß keine / oder doch sehr wenig würgende Soldaten mehr / sondern beydes Seelen- und Leib-Aertzt auff der Walstatt / ich wolte sagen / ein Priester und etliche Feldscherer oder Barbierer vorhanden waren / davon jener die abscheidende Seelen der Sterbenden / diese aber die Wunden der beschädigten Leiber zu curir en und zu verbinden sich bearbeiteten; Jch erhub meine Stimme sehr kläglich gegen ihnen / insonderheit aber gegen dem Pate r, schreyende: Ach edler Christ! Ehrwürdiger Vatter / erbarmet euch meiner / und laßt mir durch eure Hülffe gedeyen / daß / gleich wie euer Wol-Würden auß getreuem Seelen-Eyfer sich auffs fleissigst dahin bemühen / damit die hinziehende an den seligen Ort gelangen möchten / daß mir auch durch eure Hülff und Cooperation durch gegenwärtige Wund-Aertzte am Leib geholffen werden möchte; und als er sich darauff zu mir näherte / sagte ich zu ihm / ich bin einer auß den Holländern / ob zwar kein geborner / die zu Beschützung ihres Vatterlands sich freywillig hieher begeben / und habe / wie der Herr Pater vor Augen siehet / den Lohn meines Frevels und vermessenen Thorheit empfangen / umb willen ich wieder die Sieghaffte Waffen deß Aller-Christlichsten Königs gantz unbesonnener Weise / und ohne allen Nothzwang Kriegs-Gewehr in die Hände genommen / 1000. Reichth. will ich zu dem ersten Kloster / so euer Orden zu erbauen vornehmen wird / umb die Wolthaten / so ich von eurer Wolwürden empfahe / darschiessen / so fern ich anders mit dem Leben darvon komme / und ein ander 1000. Reichsth. will ich vor meine ranzion , item zu contentir ung der Wund-Aertzt erlegen / und mein Kost-Gelt über diß alles absonderlich bezahlen; Jch kriegte gnädige Ohren / und gutwillige Feldscherer / ohne Zweifel wegen so ansehenlicher promessen , jeder Theil wolte der erste seyn / die Geschäffte seines Beruffs an mir zu üben; demnach ich aber noch frisch redete /
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