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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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wiederholen solcher Kurtzweil ein solch wild wesen / daß die Bettlade darüber lamentirte / und mir selbst gantz übel darvon ward; Gegen Tag aber verliesse er die Gretel weinend / wie wol er sie seiner Treu mit grausamen schwören versichert / wiederumb zu dem jenigen Cammerladen hinaus steigend / dardurch er hinein kommen war; mit Versprechen die folgende Nacht sich wiederumb einzustellen / und zu berichten / was seine Eltern und ihre Vormünder darzu gesagt / daß sie einander genommen hätten.
    Als nun Gretel auch ihre Kleider anlegte / die Kühe beyzeiten zu melcken / schliche ich mit ihr auß der Cammer / in deren sie zwar eine angenehme: ich aber gar eine harte Nacht gehabt / als darinn mich ohne andere Anfechtungen die Flöhe mehr als der Schlaff oder die Ruhe ihrer Heimsuchung gewürdigt; Gieng derowegen auß demselben unglückseeligen Dörfflein / und kam ungefehr auff eine Stund gehens in ein lustiges Wältlein / dardurch ein liebliches Bächlein flosse / daran ich mich unter einen Baum legte / deß willens ein weil zu schlaffen; Jch war aber kaum ein wenig eingenuckt / als ich etwas zu nächst bey mir nieder plumpen hörete / das mich wieder erweckte; da ich nun die Augen auffthät / siehe / da war es meine Bäurin / welche den Korb bey mir nieder gesetzt / darinn sie ihren Marck-Schatz hatte; Jch sahe ihr zu / wie sie ihren Butter und ihre Käse nacheinander heraus packte / und den Butter nacheinander in demselben Bächlein netzte / damit er fein hard und frisch bleiben solte; die Käse lagen auch dort besonder auff einem Hauffen / über welche sie hockte gleichsam wie eine Brudhänne über ihre Eyer / und netzte sie so artlich mit warmem Wasser / gleichwie sie zuvor den Butter mit kaltem befeuchtet / daß ich darüber gedencken muste / daß dir der Hagel ins Loch schlag! Aber ich liesse es bey diesem Wunsch nicht bleiben / sondern zog meinen Handschuch an / und erwischte eine Hand voll von kleinen Brenn Nesseln / die man den Krebsen zu geben pflegt / die zu allem Glück dort stunden / faste darauff die Bäurin / als sie noch wegen ihres Geschäffts gebuckt hockte / geschwind und mit allen Kräfften in der Mitten / und zerrieb ihr mit den Nesseln den Hindern dermassen / daß sie blitzet und gumpet wie ein Esel / sie schrie zwar / als hätte man sie ermorden wollen / aber ich gehye mich nichts drumb / sondern richtet ihr Ars und Schenckel dermassen zu / daß sie wol eine weil an das Käse-Beseigen gedencken wird / ich glaub auch ich hätte noch nicht auffgehört / wann mir nicht eben eingefallen wäre daß ich auch den Abend zuvor von diesen Käse gefressen; davor mich ein solcher Unwill anstiesse / daß ich alles heraus kotzen muste / was ich im Leib hatte / wormit ich der Bäurin Kleider hin und wieder trefflich zierte; doch bliebe mir noch Lung und Leber / samt allem Eingeweid übrig / darmit ich mich beyseits begab / und die Bäurin machen und ihr rathen liesse / was sie selbst wolte.
    Der großgünstige Ehr- und Zuchtliebende Leser verzeihe mir / daß ich diese Histori so grob und unhöflich erzehle; Jch hätte es gern ein wenig verzwickt / so hab ich aber zu garstigen Dingen keine saubere Wort finden kennen.

Dieser Käshandel mit der Bäurin hat mir den Schlaff gantz vertrieben / und weil ich wuste daß in dem nechsten Marckflecken denselbigen Tag Wochenmarck gehalten ward / begab ich mich auff den Weg / zu sehen / ob ich meinen Magen / den ich erst so abscheulich ausgeleeret / wieder mit guter Manier füllen mögte; Jch kam eben hin / als der Marck am grösten wolte werden / und die erste Wahr die ich einkramte / war ein Rantze / den ich einem Seckler toll machte / der sie drumb feil hatte ihrer loß zu werden / dann ich dachte / GOtt geh was mir sonst auch für eine Beut anstünde / so konte ich sie ja nicht aufheben / wann ich keinen Sack darzu hätte; hernach schätzte ich einem ieden Becken umb einen Kreutzer Wecken / damit keinem vor dem andern unrecht und zu viel geschehe / dann ich getraute selbige trucken hinunter zu bringen / so / daß ich nicht vonnöthen haben würde / sie mit beseigtem Käse an ihren Ort zu begleiten / folgends schliche ich auff dem Marckt herumber wie ein Fuchs hinter den Hägen / wann er auff Hüner oder Gänse lauret / hätte auch wol unsichtbarer Weise dem einem hie und dem andern dort seinen Seckel mit samt dem Gelt hinweg zwacken können / wann ich mich nicht besser zu seyn beduncket / als mit der verächtlichen Beutelschneiderey-Profession umbzugehen.
    Als ich

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