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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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mich nun müd spatziret / gieng ich in das ansehnlichste Haus das ich sahe / allwo der Hof voller Hüner / Dauben / Capaunen / Gäns / Enten und welscher Hüner und Hanen lieffe / da / da / gedachte ich / wirds einmal etwas guts vor dein Maul setzen; und ich fande mich auch nicht bedrogen / dann der Rentmeister selbst / die Obrigkeit im Flecken / wohnet darinnen; der aber ein alter Mann ware / damals tödlich kranck lag / und deßwegen seinem noch ledigen Sohn mit Verwilligung seines gnädigsten Herrn die Rentmeisterey-Stell cedirt hatte; Jch schlich dem lieblichen Geruch nach / der mich in die Küche führet / allwo der Bratspieß im Trilles gieng und das Feuer rund herumb mit kleinen und grossen Häfen besetzt war; Jch hätte gern eine gute warme Brühe gehabt / aber gleich wie man mir keine gab / weil man mich nicht sehen konte / also wolte ich auch keine fordern / damit ich nicht gesehen oder meine Gegenwart gemerckt würde; derowegen nam ich einen Wecken aus meinem Rantzen / und dunckelte so lang aus einem Hafen / darinn das Rind-Fleisch sotte / biß ich meinen Magen so genugsam erquickt hatte / daß er auch so kühn wurde einen Trunck zu begehren; Jch hätte ihm auch gleich aus dem Wasser-Zuber in der Kuchen willfahrt / wofern ich nicht gesehen / daß die Köchin kurtz zuvor in die Kell oder Wasserschapff gebrüntzelt / und selbige ungeschwangt (nach dem sie ihr Wasser über den Wasserstein abgeschüttet) wieder in das Wasser-Gefäß gestossen hätte; Jch wolte mir schier einbilden / ich wäre darzu prædestini rt / umb selbige Zeit beydes in Speiß und Tranck solche distilirte Feuchtigkeiten einzunehmen; Jch dorffte mich aber nicht so gar lang patientiren / biß ich sahe / daß die Köchin einen Hertzerquickenden Daubenzug auß einem grossen irdenen Hafen thät / den sie eben unter demselben Wasserstein stehen hatte / welches ich ihr besser als ein Aff nachähmte / als sie etliche paar junge Dauben an einen Spieß steckte / und weder an ihren Hafen gedachte / oder an selben sehen konte; also war ich nun ein wenig abgespeiset / und wartet mit Verlangen biß die Kuchenthür wieder auffgieng / mich anderwerts auch ein wenig umbzuschauen / welches geschahe / als die Kranckenwarterin kam / und vor dem Herrn ein Süplein begehrte.
    Jch schliche hinaus und kam vor ein Zimmer darvor ein Bauer stunde / und den Schreiber bat / daß er ihn beym Herrn Rentmeister anmelden wolte / worauff der Baur gleich vorgelassen wurde / mit dem ich ebenmässig in das Zimmer trang / der neue Rentmeister so des alten Sohn war / hat so viel Haar umbs Maul als ein Laubfröschlein / was ihm aber dort mangelte ersetzte seine erschreckliche Parüque unter deren er herfür guckt wie ein Eul die kläpffen will; Wol sagte er / als der Bauer sein Gramantzies ausgemacht hatte / was wolt ihr guter Freund? Nicht viel besonders / antwortet der Bauer / ich wolte den gnädigen Herrn Rentmeister gern umb einen Rath ansprechen / dessen ich hochgedürfftig / wie es dann auch wahr ist; und damit schwieg er still / und trillete immer seinen Hut herumb / ihm die Fäslein abzulesen / sahe denselben auch so steiff an / als wenn ers mit ihm / und nicht mit dem Rentmeister zu thun gehabt; darauff sprach der Rentmeister weiters / was wolt ihr dann? sagt her; da fuhre erst der Baur fort und sagte / mein Nachbar Velde / der unnachbarliche Narr / wie es dann auch wahr ist / hat mich geziehen ich hab ihm seinen Holtzschlegel gestolen / wie es dann auch wahr ist / und hat mich und meine Frau einen Schelmen und einen Dieb / eine Hur und eine Hex gescholten / wie es denn auch wahr ist / so hab ich wollen gar gnädiglich fragen / wie ich mich gegen ihm verhalten soll? Bitte derohalben der gestrenge Herr Rentmeister als meine liebe Obrigkeit / wie es dann auch wahr ist / wolle mir einen Rath mittheilen; der Rentmeister antwortet / wann es wahr ist / so gib ich dir den Rath / daß du ihn nicht verklagest! Mein gestrenger und gnädiger Herr Rentmeister / ihr verstehet den Handel noch nicht recht / wie es dann auch wahr ist; wann euch einer einen Sehelmen und einen Dieb hiesse / wie es dann auch wahr ist / und hiesse euer Weib ein Hur und ein Hex / wie es dann auch wahr ist / und ziehe euch / ihr hättet gestohlen / wie es dann auch wahr ist: woltet ihrs von ihm leyden? Mein Bauer / das wär ein anders sagte der Rentmeister / und hiesse ihn damit fortziehen / und samt seinen Gegentheil vor künfftigen Amt-Tag erscheinen.
    Jch gieng mit ihm zur Thür hinaus / weil ich in

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