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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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bezeugt auch die vom Autor am vierhundert und achten Blat angezogene Geschicht der Assenat; Wann nun diesem also wäre / so ist die Verfassung deß Josephs letztern Willens falsch / als welche außdrückenlich meldet / daß Joseph auß Anstalt deß Potiphars Gemahlin erkaufft worden / wie hier bey diesem Autor am 441. 442. 443. Blat und anderswo mehr zu lesen.
    Verbleibe dennoch bey meinem gefasten Wahn / daß die Geschichte der Assaneth mit sampt dem verfassen letzten Willen der Ertzvätter er erst lang nach Josephs Zeiten / von einigen jüdischen Rabinern auffgesetzt worden / mehr der Meinung / die Jugend anzureitzen / deß Josephs Tugenden nachzufolgen / als ihnen die Warheit der Geschicht sollen darzu legen.
    Welches Potiphars Tochter-Mann Joseph aber worden seye / bezeugt die Heilige Schrifft und der jüdische Geschichtschreiber Josephus so Sonnenklar / daß mich niemand überreden kan / deß erleuchten Augustini Meinung abzustehen / wie mir dann ohne das gebühret / einem so heiligen Mann mehr zu glauben / als denen so die Assaneth-Geschichte / und Josephs letzteren Willen gedichtet; und über diß ist mir allerdings wie dem gelehrten Vossio , mit welchem ich rund nicht fassen und glauben kan / daß der jenig / dem dieser Autor selbst nicht unweißlich das Hermlin zum Sinnbild gibt / seine reine Haut so leicht beflecken / und die jenige heyrathen würde / deren Vatter an ihm zu einem Sodomiten: ihre Stieffmutter aber zu einer Ehebrecherin werden wollen: vornemlich zu der Zeit / als er Herr in Egypten war / grosse Ehr und Reichthumb besasse / und unter allem Frauenzimmer deß Königreichs die Wahl hatte; dahingegen seines gewesenen Herrn Ansehen ohne zweiffel so hoch nicht mehr geleuchtet haben wird (nach dem kundt worden / was gestalten er dann nunmehr so hoch geachten Joseph so lange Zeit unschuldig gefangen gehalten) daß er Ursach gehabt hätte / einiger erheyratheten Hochzeit oder zubringenden Brautschatzes wegen seine bißher verwahrte Keuschheit einer unkeuschen Art zuzubringen.
    Daß sich endlich der Autor verwundert an seinem 442. und 443. Blat / daß Potiphar in Josephs Lebens-Beschreibung vor einen Wittwer / dessen Weib Selicha genannt / und vor der Assaneth Verwandte ausgegeben werde; da muß ich mich hingegen über seine Verwunderung verwundern / weil er als ein wolbelesener weißt wie unterschiedlich von dieser Geschichte geschrieben wird; wann er aber auch hörete wie seltzam und unterschiedlich die Persianer / Araber und andere hiervon mündlich discurriren / so würde er sich über das was ich diß Orts geschrieben / gar nicht verwundern; zu dem gebrauchen sich dieselbe Völcker noch zur Zeit keines Drucks / darumben dann die geschriebene Exemplaria bey ihnen selten einstimmig gefunden werden; indessen ist es aber viel zu weit und die Sach nicht so gewichtig / daß man jemand persönlich hinweise / selbst zuerfahren / was vor unterschiedliche Sachen selbige Leute von deß Josephs Histori haben; Wann aber ihr Herr Schrepfeysen auch gern wissen möchtet / woher ich den Nahmen Selicha vor deß Potiphars Gemahlin aufgetrieben so schlaget deß berühmten Olearii Persische Räißbeschreibung auff / darinn werdet ihr finden / daß die Persianer selbiges Weibe nicht anders als Selicha nennen / darauß ihr leicht erachten könnet / daß ich diesen Nahmen von desselben Nation erlernet / und auß keinem Finger gesogen.
    Der Wirth hatte biß hieher dem alten Simplicissimo mit offenem Maul / Augen und Ohren stillschweigend zugehöret; nunmehr aber verliesse ihn seine Andacht so gar / daß er überlaut anfing zu lachen / weil Simplex so schellig drein sahe / und mehr Wort gemacht / als sonst sein Gewohnheit zu seyn pflegte; ich hätte nicht geglaubt / sagte er / daß sich der Herr hierüber / als über eine fremde Sach / die ihn nichts angehet / erzörnen solte und wider seinen Gebrauch so viel Dicentes daher macht: Was antwortet der Alte; ich bin deß Josephs Autor , und wie würde euch gefallen / wann jemand euch euer Geld hinweg nehme / und euch hernach außschrie / ihr hättet falsche Sorten? der Kerl zauset mir die Haar auß / und darff hernach allerdings sagen / ich hätte eine falsche Parücke.
    Als diese beyde so miteinander redeten / kam die Zeitung / daß man den Wirth zum schwartzen Roß / mit sampt seinem Weib und einem Studenten gefangen genommen / auß welches Beschreibung der alte Simplicissimus abnahm / daß es sein Sohn seyn müste / derowegen war daselbst seines bleibens nicht mehr /

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