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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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den andern sich weg begeben / und als ich meine Augen auffhube / wurde ich gewar / daß alle Wölffe auch verschwunden. Der Alte hingegen zoge seine Wünschel-Ruthe herfür den verborgenen Schatz zu suchen / er brummelte etliche Wörter darzu / und schliche damit überall herumber / ich aber stiege allgemach den Ast herunter / und wurde gewahr / daß das jenige so ich im Schrecken Anfangs erblickt / keine Schlangen / sondern zwo seidene Würst voller Gold / nemlich der Springinsfeldischen Leyrerin gestohlene 1000. doppelte Ducaten waren / welche güldene Schlangen-Rippen gar erfreulich durch das abgenutzte und zum Theil versparte Zeug herfür schimmerten / ich steckte alles in meinen Rantzen / und sahe dem Kerl mit seiner Glücks-Ruthen zu / der endlich in einem holen Baum einen zimlichen Partickel Reichsthaler und etwas an Silber-Geschirr fande / so er auffpackte / und sich damit seines Wegs verfügte; ich aber machte auch nicht länger Mist daselbsten / sondern Anschläg wie ich meine Reichthumb anlegen / und das freundliche Mägdgen / so ich unschuldiger Weis gleichsam im Schlaff beraubet und geschändet / wieder erfreuen / und bey Ehren erhalten möchte.
     
    Als nun hochgeehrter großgünstiger lieber Leser / ist diejenige Histori die ich ihm von meinem Vogel-Nest habe erzehlen wollen / hat er nun darauß gefast / was ich ihm damit habe beybringen wollen / so ist mirs lieb; noch viel lieber und erfreulicher aber wird mirs seyn / ihme aber sehr nutzlich / und GOtt wolgefällig / wann er demselben was ich ihn hierinn zu lehren bedacht / nachzukommen sich befleist; wäre aber wider alle Hoffnung eines solchen Numeurs / daß er hierinnen weder offentliche noch verborgene Lehren gefunden / oder doch wenigst derselben nicht geacht hätte / so wird ihn jedoch diß Wercklein anderwerts contentirt / und ihme verhoffentlich die Zeit eben so wol und vielleicht nützlicher und besser vertrieben haben / als wann er in dem Amadis gelesen hätte; Werde ich nun sehen daß dieses beliebt wird / so soll diß der Erste Theil deß Vogel-Nests seyn / und der Ander auß dem Omeis-Hauffen in Kürtze hernach folgen; Jst etwann jemand darinn getroffen / der schweige und bessere sich / dann deßwegen hab ich diß geschrieben; Jst aber dein Camerad berührt worden / so freue dich deiner Unschuld und dencke was konte der fromme Aber darvor / daß sein Bruder ein Schalck war! Bitte aber auch darneben GOtt daß Er dich nicht fallen lasse / sondern auch deinem Bruder wieder aufhelfe diß war meine Meinung / als ich diß Wercklein anfienge / und ist sie noch da ichs jetzt hiemit
    ENDE.

DAS WUNDERBARLICHE VOGEL-NEST
ZWEITER TEIL

ERLÄUTERUNG DESS KUPFFERS / UND KURTZER
INHALT
DIESES GANTZEN TRACTÄTLEINS.
Die Hülffe so du glaubst vom Teufel her zu zwingen /
    Scheint zwar / sie komm dir wol / ist aber so bewand /
    Daß sie je mehr und mehr dich faß mit Sünden-Band
Fein schnell / gewiß und fett dich in die Höll zu bringen.
 
PRIVILEGIA UND FREYHEITEN / SO DIESEM
TRACTÄTLEIN VERLIEHEN.
    DJß Wercklein hats uffzuweisen / vom Grossen und zwar Unsichtbaren / und also auch Aller-Unüberwindlichsten Groß-König der Welt grossen und allervolckreichesten Landschafft Selenitite , (worinnen die Weiber / wie Lucianus bezeuget / gantze Körb voll Eyer legen / und Schockweise ihres gleichen Menschen darauß brüten / ) daß es nemlich kauffen darff / wer Lust / Lieb und Geld darzu hat; Es sey gleich Gelehrt oder Ungelehrt / Reich oder Arm / Groß- oder Klein-Hans / Geistlich oder Weltlich / Weib oder Mann / Närrisch oder Gescheid / Ledig oder Verheurath / Bübgen oder Mägdgen; Es mags auch ein jede auß erstgemeldten Personen lesen / die es in Handen / (doch mit diesem Vorbehalt / so fern er anders auch lesen kan) es würde ihm dann von einem sonderbaren hohen Gewalt ernstlich verbotten / der solches auß rechtmässigen Ursachen zu thun befugt / und solch sein angelegt Verbott zu handhaben / starck genug sey; Es ist auch gegönnet und zugelassen / daß es ein jeder / nach seiner allerbesten Gelegenheit / zu Zeiten hinweg legen / und solches nach eigenem freyem Willen wieder in die Hände nemmen mag / so offt ihms selbsten beliebt / und die Zeit zugibt; Also / daß gar keiner gezwungen seyn solle / solches über einmal / oder auff einen Sitz / außzulesen / Es geschehe gleich allein die Zeit zu passi ren / oder die Lehren darauß zu erfischen / die der Autor heimlich hinein verborgen; dahingegen ist auch einem jeden Possessore dieses

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