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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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Tract ätleins ohngewehret / daß ers / wann er an einmal nicht genug / oder sonst ein kurtz Gedächtnus hat / zwey / drey / vier / ja wol gar siebenzehen mal durchlesen / und gar deß Nachtes untern Kopff legen darff / wie Alexander Magnus seinen Homerum ; doch mit dieser Bescheidenheit / daß die Reformirte ihren Lobwasser / die Evangelische ihren Habermann / und die Catholische ihren Thomam de Kempis darüber nicht vergessen. So darff auch ein jeder / ob er schon bey seinem Eyd zu behaupten vermeynt / daß er weder dem Momo noch Zoilo verwandt / diß Tractätlein tadeln / beurtheilen / verachten / verkleinern / glossi ren / corrigi ren / und durch die die allerschärffste Hechel ziehen / wann ers gleich weder verstehet / noch besser machen kan: Hierzu kompt auch noch dieses Bene , daß ein jeder Kerl / er sey auch so ernsthaft und gravit ätisch als er immer wolle / dieses Wercklein / wann es gleich in grünem Atlas / oder Purpurfarbem Sammet eingebunden: mit einem güldenen Schnitt außgeziert / und wie ein liebes Gebetbüchlein / mit silbernen Schlossen verwahrt wäre / ohnverhindert und ohne Einrede allermänniglichs / auch ohne Verletzung beydes seiner eygenen reputation , und seines zarten Gewissens / so bald er nur müd drüber worden / kühnlich in das Wasser / in das Feuer / oder wol gar in deß Pilati heimliche Cantzley werffen / oder wann er je Haußhältisch damit verfahren will / einen Welschen Würtz-Krämer umb ein Bixel voll Schnupfftaback vertauschen mag / wann nur der Buchverkauffer seine ehrliche Bezahlung darvor empfangen hat / ohne daß ihn jemand solcher scharffen procedur wegen vor einen Wunderseltzamen Würmischen Phantast en halten / oder darvor außschreyen solte / doch bleibt ihnen auch frey gestellt / vor sothaner ernstlichen Verfahrung solches einem andern zur Danck-verdienung entweder zu schencken / oder auff nimmer wieder geben zu lehnen; Uber diß alles gibt mächtig-gedachter grosse König Selenitide allen und jeden / die mit Papier / und was darauff gehört / umbgehen / durchgehends diese vollkommene Macht / freyen Willen / willkürlichen Gewalt und erlangtes Recht / diß Tract ätlein in Teutscher Sprach aller Orten und Enden nachzutrucken / feil zu haben / zu verkaufen / zu verstechen / und zu ver alienir en / und zu ihrem allerbesten Nutzen zu verwenden / wann und so offt es ihnen beliebt / doch mit diesem außtrucklichen reservat und vorbehalt / daß ein solcher Nachtrucker geständig sey / auch deßwegen gnugsame Bürgschafft leisten wolle / was massen er sich gantz kein Gewissen machte / wieder das Gesetz der Natur zu handeln / sondern durch den Nachtruck sich befleisse / seinem Neben Menschen / vornemlich aber dem ersten Verleger das Brot Diebischer Weis vorm Maul hinweg zu stehlen / darunder aber mit nichten dieselbige verstanden werden / welche wissen / und sich zu thun befleissen / was ehrlichen Leuten geziemt / auch nicht die jenige / so diß Tract ätel auß dem Hochteutschen in ein andere Sprach übersetzen / und also Außländischen Nation en zum besten / in einer unteutschen Sprach trucken lassen möchten / alles laut der Privilegien in Original , mit angetroheter Straff / daß der mehr mächtig-gedachte grosse König Selenititorum den Verbrechern seines gantzen Reichs unartige und verwerffliche Geburten / welche wir Wechselbälg oder Käulköpf zu nennen pflegen / wie vor diesem Jupiter seine Harpyæ , übern Hals zu schicken entschlossen / alles laut mehr-angeregter Originalia , so geben unter eygenhändiger Unter-Schrifft deß offtmahlig ermeldten grossen Königs / de dato in der Haupt- und Residen tz-Statt Invisibilis , den 33. Monatst. Inauditæ, Anno post nihil 00000 .
    Nullander Rex Selenitide.
    (L. S.)
    Nemonius Secretar.

CAP. I.
    Würckung deß Gelts / beydes wann man dessen viel besitzt und verlustigt wird.
    DEm Grindigen ists bey nahe ohnmüglich das kratzen zu lassen / wann er ihm gleich den künfftigen Schmertzen einbilden kan / den er damit verursacht / und den er etwann auch hiebevor bereits empfunden; Wann er gleich Leut siehet / welche seine närrische Geberden: seine bleckende Zähn: sein krummes Maul und runtzelichte Nase / so er in solchem geschäfftigen Jucken darstellst / sampt der Ungedult über seine eygene Haut / so er mit seinem Gescherr verdoppelt / belachen! Aber was machts / daß diese jenen außlachen? Es macht / daß diese Außhöner auch nicht selbst grindig seyn / dann so würden sie ihr Gespött wol unterwegen lassen; Der / so ein

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