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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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verharret / dafern mir nicht daß Schicksel unversehens gewiesen hätte / daß die Welt nicht dir sondern deiner Ertzfeindin der Unbeständigkeit / sich gewidmet; ob aber der leichte Sinn so vieler Unterschiedlicher Menschen / oder das Gestirn selbst / wie etliche wollen / die Ursach sey stehet dahin.
    Dann es kamen eine Schar Wölffe die mich zugleich in meinen Gedancken zerstörten und umb so viel desto mehr erschreckten / dieweil es weder im Jenner noch Hornung war / darinn diese Art wilder Thier sich zusammen zu begeben und zu ramlen pflegten; derowegen verliesse ich urplötzlich diese gute Gedancken meines Vorsatzes / und trachtete nunmehr allein dahin / wie ich mein Leben vor denen erschröcklichen Ankömlingen salvir en möchte; Zu solchem Ende stiege ich in höchster Angst auff eine Stümmelbuche /die mich hierzu am bequemsten zu seyn dunckte / und als ich mit geringer Mühe hinauff kam / und nunmehr vor den Wölffen / die sich je länger je mehr vermehrten / sicher zu seyn vermeinte / sihe! da erschreckte mich ein anderer unversehener Anblick dermassen / daß ich mein Leben allerdings hinsetzte / dann als ich auff die Buche gestiegen / wurde ich zweyer Würm gewahr / die ich vor zwo erschreckliche Schlangen ansahe; ich gedachte / steigst du wieder hinunter zurück / so kommst du den Wölffen in den Rachen / verbleibst du aber hieroben / so erwürgen dich diese Basilißcken; langen Bedacht und die Wahl zu nehmen liesse mir weder der Schrecken / so mich übereilet / noch meine Furcht zu; sondern ich kletterte / das gewisseste zu spielen / an einem Ast oder Zelgen hinauff / der Seiten der Stümling / deß Mutter Stammens gewachsen und sich wiederumb in die Lufft geschwungen / so wol den vermeinten Schlangen als den Wölffen zu entgehen; da hockte ich nun in der Höhe / und sahe zu / was vor eine Menge Wölffe sich ferner daher sammelte / die nicht nur mich / sondern den gantzen Bezürck Steinwurffs weit umb mich herumb Battalien weis umbgaben; so / daß ich wol erachten konte / daß diese ordentliche Umbzirckung natürlicher Weiß nicht geschehen könte.
    Gleich darauff näherten sich zween Männer / auß denen der eine einem reichen Herrn: der ander aber / so zimlich betagt war / den zerlumpten Kleidungen nach einem vagirenden Landstörtzer gleich sahe; Sie giengen biß zu dem Ort allwo ich gesessen / und daselbst sagte dieser zu ihnen; Nun wol mein Herr! jetzt seynd wir an dem Ort / allwo der Herr entweder / seines Schatzes und verlohren Geldes: oder deß Mittels sich unsichbar zu machen / theilhafftig werden kan; der Herr wölle nur bald eins auß diesen beyden / ehe die Stund deren eins zuerhalten vollends verschwindet; der vornehme Herr antwortet / Geld und Gut hab ich noch mehr / derowegen will ich mich meines verlornen Geldes hiemit verziehen und begeben: und solches unter die Schätze gerechnet haben / die im verborgen ligen; wer ihn find / mag ihn behalten / hingegen aber das Klenot darfür annehmen / dardurch ich mich unsichbar machen könne.
    Hierauff setzten sich beede zu dem Ameißhauffen / davon der alte eine Handvoll nahm und den andern fragte ob er ihn sehe? Als jener ja antwortet / legte er selbige Handvoll neben sich und nahm eine andere / fragte wieder wie vor und trieb es so lang / biß er letzlich eine Handvoll erdappte / davon er augenblicklich verschwande / und als er abermal fragte / sihet mich der Herr? Jener aber nein antwortet da sagte er / so halte der Herr sein Fazinetlin auff / und empfahe das was er verlangt / jener folgte / und so bald hatte ihm der Alte die Handvoll Materien von allerhand Geniste so er vom Ameißhauffen genommen / nicht ins Naßtüchlein geben / so bald verschwand er auch / und hingegen sahe ich den Alten wiederumb / welches seltzam und verwunderlich zu sehen war.
    Hierauff sagte der Alte zum andern / er solte die Sachen fleissig ins Naßtüchel zusammen binden / damit das köstliche Stück so die Würckung hätte / nicht verlohren würde / das thäte der ander / ob mans gleich nicht sahe was er machte; folgends legte jener das zusammen gebundne Naßtüchel auff die Erde / und probirte die Gewißheit der Würckung zum offtermalen / sintemal man dasselbige alsdann nicht sehen kondte / aber wol wiederumb denjenigen der es hin gelegt; Als sie nun eine gute Weil ihre Kurtzweil solcher Gestalt getrieben / und mir genugsam gewiesen hatten / daß die Würckung meines gewesenen Vogel-Nests nunmehr wiederumb in einer andern Gestalt einem Herrn dienete / hiesse der Alte

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