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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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Ding nicht versucht / wie wolte er wissen können wie es schmäckt? Er mag wol etwas rathen / ist aber noch fern vom Wissen; wie jener Baurenbub / der die Güte deß Schnepffen-Drecks aber alle andere delicate Gerichter erhöhete; nicht zwar / daß er selbst darvon gessen / sondern weil sein Großvatter einsmals erzehlet / seine Urähne hätte vor alters dergleichen auff weisse Semeln gestrichen / und in Butter gebachen / von seinem Junckern mit Lust essen sehen und loben hören;
    Aber hier ists ein anders; Jch will nach dem Altfränckischen Sprüchwort sagen / wer hangt der langt! keiner kan glauben / wie Stachelhafftig und Hechelzähnmässig-weh einem das schrepffen auff den Schienbeinen kitzelt / so fern ers nicht selbst erfahren.
    Jch habe Geistliche Seelen-Hirten von allerhand Religion en / beydes in offentlichen Predigten und absonderlichen Gesprächen so wol auß dem Grund der Heil. Schrifft / als andern erheblichen Ursachen gewaltig darwider (hätte bey einem Haar donnern gesagt) kollern gehöret / wann sie vernommen / daß gemeine Leut / so entweder krancke Kinder: krancke Dienstbotten oder kranck Vieh gehabt / oder denen etwas gestolen worden / oder sie selbst sonst ohnvorsichtiglich verlegt oder gar verlohren / zu denen alten Weibern / Weissen so genannten Männern: oder besser zu sagen / schwartzkünstlerischen Lumpen / Siebträhern / Segen sprechern / und so beschaffenem Gesindel geloffen / das nur im Verdacht gewesen / ob gienge es mit / wo nicht gar Teuffelischen / doch wenigst verbottenen Künsten umb; O seliger Eyfer so Gottseliger und liebreicher Hirten! O sichere Hülff und Wegweisung / deren sich wie irrende Schäflein alsdann tröstlich bedienen / wann sie in widerwertigen Begegnussen vom Satana gelockt: von seinen Aposteln mit Versprechung gewisser Hülffe angereitzt: von eygnen schmertzlichen Anfechtungen gleichsam genötigt: und also von allen Orten her so wol angekünt und geludert: als mit Schärpffe angesporet werden / von der rechten Bahn abzutretten! O heilige Vorsorg so getreuer Vätter! welche uns elende Jdioten: uns arme unwissende blinde Layen auff diesem gefährlichen Weg solcher Gestalt vor Zauber-Künsten / vor Abgötterey; und also vor der Seelen Untergang und ewigem Verderben zu behüten: und unserer ewigen Verdammnus vorzukommen; hingegen aber uns / ihrem Ehrwürdigen Beruff gemäß / in den Schoß Abrahæ zu liefern / sich so treueyferigst bemühet! massen einmal / gerechter Vernunfft nach zu schliessen / daß der jenig / so Hülff und Zuflucht beym Feind Gottes und seinen Abgesandten sucht / ob er sie gleich nicht findet / hernach weder der Hülff Gottes und seiner Heiligen mehr werth seye; daß aber der liebreiche GOtt bisweilen dem einen und andern Gefallenen durch seine Vätterliche Güte dannoch wieder auffhilfft / und ihn in seine Gnad nimpt / darvon ist allein seiner Grundlosen Barmhertzigkeit zu dancken!
    Aber lieber bedenck doch / was der tausendlistige Ertzfeind beydes deß Himmlischen Heers und Menschlichen Geschlechts vornimbt / wann er siehet / daß wir diesen unsern getreuen Vättern so gehorsam folgen; ihn sampt seinen Propheten verachten / und sich allein auff Gott verlassen? Schau doch seine Schalckheit an! Er läst durch seine verdammliche Künstler außgeben / daß einige von eben den jenigen Geistlichen / so ihrer Kunst am allerhefftigsten widerstanden / gleichsam als hätten sie solche mit Eysen und Feuer außrotten wollen / zu ihnen geloffen / und sich ohne Scheu ihrer Hülffe bedienet: umb uns arme Ignorant en dahin zu persuadir en / daß wir dencken / und in unserer blinden Einfalt sagen sollen: Hoho! haben das unsere andächtige- allein Gottergebene Vätter gethan? Wer wolte uns dann in argem auffnehmen / wann wir ihnen folgen? Jsts ihnen recht? so ists uns billich; dann wo der Abbt die Würffel aufflegt / da ist dem Convent erlaubt zu spielen.
    Und zwar was ist gemeiners / bekandters / und auß der Erfahrung gewissers / als daß alle die jenige Menschen / so in Wassersnoth und Gefahr deß Ersauffens gerathen / das nächste / so sie erlangen mögen / zu Hülff ergreifen (und solte es gleich ein scharpffe Dornhecke / oder nur ein schwaches zerbrechliches Glas seyn) solches auch so fest fassen / und im Leben und sterben so starck halten / daß mans ihnen auch nach dem Tod (so fern sie anders demselben Würger im Wasser bestehen / und überwinden müssen) mit Mühe wiederumb auß den Händen zu bringen hat!
    Aber deßwegen bilde dir darumb nicht ein /

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