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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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glücklich zu erleben / hertzlich anzuwünschen pfleget; Welche Gewohnheit ich auch nach dessen Meriten observir en: und solches als meine Schuldigkeit hiemit von Grund meines Hertzens verrichten wollen; mit dienstlicher Bitt / beykommende Collation mit solchem Gemüth anzunehmen / wie es von einem geschickt wird / und also von meinetwegen zu geniessen: Ob nun gleich mein Ehewirth nicht zu Hauß / und mir deßhalber nicht gebühren will / frembde Mannsbilder in meine Behausung einzuladen: so erfordert jedoch meine jetzige indisposition eine solche Cur / zu deren ich meines von Hertzen geliebten Doctors Hülff und Mittel nicht zu entberen getraue: derowegen auffs allerfreundlichst bittend / er wolle belieben / sich nach der Abend-Demmerung ohnschwer zu mir zu verfügen / in Erwartung dessen erfreulichen Ankunfft beständig verbleibend
    Meines von Hertzen geliebten Herrn
                                    Getreu Ergebene
    Datum, den 25. Aug. etc.
    N. N.
     
    Ob nun gleich in diesem Schreiben mein gailes Weib nicht außführlich gemeldet / an welchem Ort sie der Schuh eygentlich truckte / so hatte jedoch der Doctor , so fern ihm anders das Schreiben zukommen wäre / leicht solches fassen könten / er wäre dann ein Stockfisch / oder gar ein Narr / und kein Doctor gewesen; nach Verfertig- und Beschliessung dessen / legte sie sich auch zu der Beschliesserin / und instru irte sie ferners / wie sie sich Morgen bey ihrer Ambassade zu verhalten hätte; und zum Beschluß name sie selbige in Arm / truckte sie und sagte: Morgen umb diese Zeit hoffe ich / wann anders mein Mann nicht heim kompt / den Doctor so in meinen Armen zu haben! Jch aber gedachte / harre nur biß dorthin / so will ich dir den Pfeffer schon versaltzen. Setzte mich auch darauff in meinen Sessel / in welchem ich Sommerszeit etwan ein Stund nach dem Essen sitzend / zu schlaffen gewohnet war / und spindisirte daselbst die gantze Nacht / wie ich mit meines Weibs höchster Beschimpffung (doch daß kein Geschrey darvon würde) diese neue angehende Liebe in ihrer ersten Glut / und ehe die unaußlöschliche Flammen gar außbrechen / zerstören und außlöschen möchte: und solches war mir auch vonnöthen / dann ich hatte es mit einem jungen Liebwürdigen Doctor , und mit dem allerarglistigsten und schlauesten Weib auff dem gantzen Erdboden zu thun / bey denen es Kunst braucht / beyde zu betrügen.

CAP. VI.
    Wurst wieder Wurst / und der Magd ein Trinckgelt.
    JCh hatte zwar dieselbe gantze Nacht kein Aug zugethan / und dannoch war ich eben so fertig in die Apotheck zu gehen / als die Beschliesserin / die ihren Theil geschlafen: dann der Apothecker war mir verwandt / und nur von meinetwegen meines Weibs Vetter / über das war er je und allweg mein vertrauter Hertzens-Freund / und von Jugend auff mein Schulgesell gewesen: so daß ich mich keines andern gegen ihm versehen konte / als daß er mir in diesem Handel / darinn ich seiner nicht wol entberen konte / mehr Treu als meinem Weib erweisen würde / welche ich vor dißmal mit seiner Hülff betrügen wolte / damahl sah ich die Beschliesserin nackend / als sie auffstund / und befande sie so anmutig / so schön! so liebreitzend und so wol proportionir lich form irt / daß ich den Fritzen nicht verdencken konte / daß er ihr sein Hertz geschenckt / aber ich gedachte ihm diß gute Bißgen drumb nicht so fett zukommen zu lassen / dann ich entschlosse mich / gleich meines Weibs Untreu / die sie zwar nur in Sinn genommen / an ihr würcklich zu revengir en / wann ich ihr thät / was mein Weib ihr vom Doctor thun zu lassen vor hätte / ob ich gleich besagtem meinem Weib sonst allweg treu verblieben / auch ihr solche Untreu zu erweisen / die Tag meines Lebens niemal in Sinn genommen:
    Wer war aber anders schuldig dran als mein schönes Weib / die mich mit Vorzeigung dieser Schönheit gleichsam geludert / und ohne Zweiffel mit ihrem Ehebrecherischen Discurs , und eygenen würcklichen Beginnen dem guten Mägdgen auch lange Zähn gemacht. Jch gieng mit ihr auß meines Weibs Cabinet / und sahe sie mit Lust die Cappaunen abwürgen / mich darauff freuende / wie wir sie so lustig miteinander verzehren wolten / ehe sie nun der Köchin befahle / was sie darmit machen solte / und sich mutzte in die Apotheck zu gehen / da gieng ich ihr vor / und kam eben dahin / als die Apothecker-Gesellen die Apotheck geöffnet / und geschefftig waren / die Zierrathen auff den Laden zu setzen: Jch kame zwar unsichtbar in das Hauß / aber

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