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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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verhalten solte; Jn dem sie nun von mir scheiden wolte / fiele ihr erst ein / daß ihr mein Weib einen Ring gegeben / solchen dem Doctor , neben den Victualien zu überliefern / den sie mir damit zustellte / das war nun ein Rubin von ohngefähr 6. Reichsthaler werth / und ich hätte ihn gern meiner neuen Bulschafft gelassen / so fern mir nicht gleich in Sinn kommen / meinem Weib ein prave Naß damit zu machen / welchen Anschlag ich auch meinem neuen Schätzgen der Beschliesserin vertrauete / umb mich damit gegen ihr zu entschuldigen / mit welchem sie besser zu frieden schiene / als hätte ich ihr den Ring selbst gelassen.
    Denselben Nachmittag war diß mein Arbeit / daß ich mich erstlich barbieren liesse / damit ich dem Doctor , der gar Jungfrau-Knechtisch außsahe / wo nicht gäntzlich bey Tag / doch in der Nacht umb den Schnabel herumb etwas gleichen möchte: Zweytens bewarbe ich mich durch deß Apotheckers Leut heimlich umb ein Doctor -Talar / in demselbigen meinem Weib an statt deß Doctors auffzuwarten; Drittens muste mir der Apothecker ein unschädlichs Purgier-Träncklein zurichten / dessen ich zwar weniger vonnöthen / als der Gerade einer Krucken; Vierdtens überredet ich ihn / daß er auff meinen Kosten in seinem Hause eine Mahlzeit auff den folgenden Tag anstellen / und beydes den Doctor , als mich und mein Weib darzu zu Gast laden solte; Zu solchem Ende concipir te ich ihm folgendes Brieffel an den Doctor , welches der Apothecker hernach abschriebe / und ihm sampt dem Ring / den ihm mein Weib zuschicken wollen (sintemal ich ihm denselben hierzu verehrte) also gleich zusendete.
     
    Wol-Edler / Hochgeehrter Herr Doctor .
     
    Jn Betrachtung / daß je und allweg die Apothecker denen Herren Doctoribus der Medicin , als ihren höchsten Patronen und Förderern / mit äusserster Dienst-Bezeugung und Erweisung aller Annehmlichkeiten gehorsamlich an die Hand zu gehen / vor ihre Schuldigkeit gehalten / habe ich solche gegen Ew.  Exc . auch gehorsamlich hiermit einen dienstlichen Anfang zu machen / unterstehen: Eurer Excell . zu der nächsthin angenommenen dignit ät und Würde alles Glück / Heyl / und selbst desidir ende prosperi tät und Wolfarth hertzlich anwünschen: zumahlen dieselbe ihres heutigen Namens-Tags mit beykommendem Gedenck-Ringlein erinnern / und allerdienstlichst bitten wollen / Ew.  Excell . wolten großg. belieben / künfftig meiner Wenigkeit als ihres geringsten Dieners grosser Patron zu seyn und zu verbleiben / und Morgen Vormittag ohnschwer die Mühe zu nehmen / meine Apotheck zu visitir en / so sich defect , und Mängel darinn befinden / solche durch dero hocherleuchte Scien tz / Weisheit / hohen Rath und Unterweisung großg. zu corrigir en / und mich zu würdigen / den darauff folgenden Mittag bey einem Welschen Hanen / und was Kuch und Keller weiters vermag / mein angenehmer Gast zu seyn; welche verhoffende grosse courtoisie gegen Ew.  Excellen tz ich hinwiderumben Gehorsamlich zu verdienen / mir die Tag meines Lebens angelegen seyn lassen werde: Als der ich einmal festiglich beschlossen / und mir vorgesetzt / so lang ich leben werde / zu seyn und zu verbleiben
    Eu. Excellen tz                                                
Treu-Gehorsamer Diener                        
N. N. Apohtecker zum
Silbern Einhorn.   
     
    Ey potz Krisement / sagt anfänglich der Apothecker / der Herr Vetter ist gar zu frey / und der Doctor wird vermeynen / ich sey ein Narr! Nein / nein / sagte ich / je doller gebrauet / je besser Bier / das Ringel wird alles verbessern / und ihm den Herrn Doctorem in Gnaden wol gewogen machen: Er lasse es nur immer so geschehen / massen der Ring einmal prædestin irt / den Doctor anzubinden: Jst demnach besser / und mir viel angenehmer / der Vetter bekomme meinetwegen ein paar Recipe in seine Apotheck / als daß ich ein paar Hörner darvor erhalten / welches ohn Zweiffel geschehen wäre / wann er ihm von meines Weibs Handen zukommen wäre: damit aber mein Weib ihren Anschlag desto sicherer und getröster angehen möchte / stellte ich einen Kerl an / der umb ein geringes Trinck-Gelt in mein Hauß gieng / und sie überredet / er hätte mich zu N. / drey Meil von dar angetroffen / allwo ich ihm befohlen / ihro meinetwegen ein gute Zeit zu wünschen / und zu sagen / sie solte sich meinethalben nicht bekümmern / daß ich verwichene Nacht nicht nach Hauß kommen / es wären mir Geschäffte vorgefallen / umb welcher willen ich vor Morgen

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