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Das wunderbarliche Vogel-Nest

Das wunderbarliche Vogel-Nest

Titel: Das wunderbarliche Vogel-Nest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen
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mich auch in Eliezers Behausung / und sahe zu / wie er Eliezer als Haußvatter nach den gesprochenen Lobsagungen / die sie Haudila nennen (welches eine Absonderung bedeutet / nemblich deß Sabbats von den andern unheiligen Tägen) in seinem Damastenen / mit Martern durchfüttertem Schlaff-Beltz / einen grossen überguldten Becher voll Wein durchs gantze Hauß vertröpffelte / und jeweils darzu sagte / der Prophet Elias / der Prophet Elias / der Prophet Elias komme bald zu uns mit dem Moschiach / Gottes und Davids Sohn / der Prophet Elias / etc. Welche Ceremonien mir Ursach und Gelegenheit gab / das jenig zu ersinnen / so mir hernach in meiner Liebe Vergnügung geben.

CAP. XIII.
    Was die Juden vom Elias halten / und von ihrem künfftig verhoffenden Messias glauben.
    DAmals enthielte sich ein Kerl auß der Hebreer Geschlecht in der Statt / der sich erst vor einem Jahr tauffen / und in solcher Heiligen Abwaschung Eraßmus nennen lassen / dieser war wol gelehrt / von feinem Ansehen / und eines ehrbarn Wandels / ungefährlich vier und zwantzig Jährig / darneben zimlich arm und bedürfftig / so / daß er sich offt mit Schmarotzen behelffen muste / er lernete etlicher Kauffleute Kinder Hebraisch / so schreiben als reden / damit er sich so taliter qualiter durchbrachte / und hatte von einigen Bewindhabern der Ost-Jndianischen Compagnie promessen , bey nächster Abfahrung einiger Ost-Jndianischen Schiffe einen so beschaffenen Dienst auff der Flott zu haben / damit er sich nicht allein wol betragen / sondern noch darzu ein namhafftes prosperir en und vorschlagen könte; Weil nun dieser beydes in der Christ: als Judischen Religion wol erfahren / zumahlen die Juden haßte / und von ihnen hinwiderumb tödlich gehaßt wurde / als eröffnete er ihre aberglaubische Heimlichkeiten allen denen / mit welchen er bekand war / und es per Spaß von ihm zu vernehmen begehrten / massen ich ihn einsmals bey einer lustigen Gesellschafft junger Kauffleute antraff / denen er einen gantzen Hauffen lächerliches Dings hiervon erzehlete.
    Weil ich dann nun in meiner Bulschafft weder mit Gelt noch Gewalt / noch sonst auff einigerley Weise etwas außzurichten getraute / und derowegen mich entschlossen hatte / bey diesem Aberglaubischen / und deßwegen so albern Volck durch List und Betrug mein Heyl / oder vielmehr mein Unheyl zu suchen / worzu mir meine Unsichtbarkeit wol zu statten kommen würde / als hielte ich vor nothwendig / mit diesem Kerl Kundschafft zu machen / umb der Juden Glauben / Sitten und Händel von ihm gründlich zu erfahren / damit ich mein betrügliche Netz und Stricke / darmit ich den Eliezer umb seiner Tochter Keuschheit zu berücken gedachte / darnach richten und stellen könte; Jch lude ihn dannoch freundlich zu mir in mein Losament / und gab vor / daß ich einen trefflichen Lust hätte / von ihm Hebräisch schreiben und lesen zu lernen / und gleich wie er besser als lang Heu zu laden war / als war er auch gantz willig und unverdrossen / einem jeden nach Vermögen zu dienen.
    Jch konte in zweyen Tagen das Hebraisch Alef baiß perfect , und fuhr im übrigen so schnell in der Lernung fort / daß sich mein Lehrmeister selbst drüber verwundert / wann wir aber collazten / oder sonst müssig spatzierten / so gab ich ihm Ursach von der Juden Glauben / Andacht / Hoffnung und Gebräuchen etwas zu sagen / welchen Sachen ich so fleissig nachkundigt / daß mich Eraßmus im Schertz fragte / ob ich dann auch ein Jud werden wolte? Jch will aber dem großg. Leser / auff das ich seine Gedult nicht mißbrauche / hiervon weiters nichts erzehlen / als was ich vermeyne / daß ihme zur Erläuterung meiner Histori diene.
    Von deß Eliæ Person sagte mir Eraßmus / glaubten der mehrentheil Juden / doch ohne fundament , sondern nur auß her-ererbter Sag ihrer Vor-Eltern / daß er allbereits zu Abrahams Zeiten im Leben / und desselben treuer Diener und ältister Knecht seines Hauses gewesen / welcher Gen. 24. dem Jsaac die Rebeccam / Bethuels Tochter auß Mesopotamia zum Weib geholet; Jtem daß er umb die Zeit / als Sodoma und Gomorra noch gestanden denselbigen Stätten umb ihrer Gottlosigkeit willen viel Dampffs und Schabernacks angethan / und weilen auch die Sodomiten neben andern Lastern der Gast-Freygebigkeit dermassen zu wider gewesen / daß sie ein offentlich Gesetz gemacht / daß alle die jenige / so einen Fremdling zu einem Gast-Mahl einladen / und ihne freundlich tractirn würden / Leib und Leben verlohren haben solten / zumahlen / wie

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