Das Yakuza-Mal
versucht, mich zu töten. Aber ich habe zu spät geschossen und sie nur verwundet. Erst dann wurde mir klar, wie verrückt ich gewesen war. Ich habe mich furchtbar darüber aufgeregt. Ich weiß ...«
»Du weißt überhaupt nichts.«
»Also gut, dann eben nicht. Aber wenn du eine Frau umgebracht hast, um dein Leben zu retten, was blieb dir dann anderes übrig? Wäre es besser gewesen, wenn sie dich umgebracht hätte?«
»Ich hab mich von einem Baum auf sie runterfallen lassen und ihr die Kehle aufgeschlitzt.
Kapierst du das jetzt endlich?«
»Ed, ich bitte dich, du kannst doch nicht...«
»So, ich kann nicht?« Mulvaney stapfte in die Nacht hinaus.
Osgood starrte ihm nach.
10
Tod
Mulvaney hatte Tsukahira um Erlaubnis gebeten, bevor er sich daran machte, aus einer Schiffsplanke einen schweren, ungefähr eineinhalb Meter langen Schlagstock zu fertigen. Er benutzte das shoto, um das Holz zuzuschneiden. Das Kurzschwert lag wirklich gut in der Hand ...
Er hielt das Bowiemesser immer noch in der rechten Hand und fiel über die Frau. Ihm wurde übel. Die Anstrengung, die Hitze und die magere Kost der letzten neun Tage waren zuviel gewesen.
Es gelang ihm, die Übelkeit zu unterdrücken, da er seit dem Beginn der Diarrhöe vor zwei Tagen nichts mehr gegessen hatte und sein Magen leer war.
Seine linke Hand berührte etwas. Er bemerkte, daß er sie gegen den Unterleib der Frau gepreßt hatte
...
»Hallo, Ed. Wie ich sehe, hast du endlich deinen Baum gefunden.«
Mulvaney blickte hoch. Osgood, ganz schwarz gekleidet, lehnte an der Backbordreling, die Hand flach gegen den niedrigen Aufbau gestützt, der aus dem oberen Teil des Hauptsalons hervorragte.
Seine rechte Hand hielt eine Zigarette. »War verdammt schwierig, die Blätter und die Rinde abzumachen«, antwortete Mulvaney. Der Scherz fiel ihm leichter als das Lächeln, das er sich dabei abrang.
Osgood lächelte: »Vielleicht habe ich eine Lösung für dein Problem. Hörst du mir zu?«
»Ich höre dir zu.«
»Gut, wunderbar. Also dann. Tsukahira-san wird eine Reserveeinheit so lange zurückhalten, bis die Burg eingenommen ist. Diese Einheit wird mit Automatikwaffen ausgerüstet sein und, wenn wir Glück haben, entweder über die Burgmauer oder über den Burggraben und durch das Haupttor in die Burg einfallen.«
»Komm endlich zur Sache.«
Osgood nickte. »Okay. Du wärst hervorragend geeignet, diese Einheit anzuführen. Tsukahira ist einverstanden. Das ist doch genau die Taktik von kleinen schlagfertigen Einheiten, für die du bei den Elitetruppen ausgebildet wurdest.«
»Und ich brauche mir keine Sorgen darüber machen, daß mein Feingefühl Schaden erleiden könnte und ich jemanden erstechen müßte, stimmt's? Und niemand muß befürchten, daß ich im richtigen Moment nicht zusteche und dadurch das ganze Unternehmen auffliegen lasse oder Menschenleben gefährde. Stimmt auch, oder?«
»Ich hätte es wahrscheinlich nicht so ausgedrückt, Ed. Aber das sind sicherlich weitere Vorteile.«
Mulvaney hielt die Hand vor das Feuerzeug und steckte sich eine Zigarette an. Es herrschte immer noch dichter Nebel, und außerdem bestand sowieso keine Gefahr, von der Küste Chang-lings aus entdeckt zu werden, da die bergige kleine Insel zwischen ihnen und den Wachtposten lag. »Das hier ...«, Mulvaney hielt den Stock hoch, den er gemacht hatte, »das hier reicht völlig aus. Wenn man damit den Schädel eingeschlagen bekommt, ist man genauso mausetot wie durch die Dinger hier.« Mit den Spitzen seiner Ninja-Stiefel kickte er das shoto weg, das neben ihm auf dem Boden gelegen hatte.
»Dann kann ich dich also nicht umstimmen.«
»Und auch nicht aufhalten, John. Tsukahira, sein Sohn und die anderen Ninjas können mich aufhalten, aber du nicht. Wir können uns jetzt prügeln, bis wir reif fürs Krankenhaus sind, aber ich werde trotzdem mit der ersten Angriffswelle auf die Insel gehen. Ich werde gehen und Andy herausholen. Du meinst es natürlich gut und so, aber dein Auftrag lautet, Ellermann zu befreien.
Das ist mir völlig klar. Und Tsukahira will vor allem Gonroku und Tomiko in Sicherheit bringen. Wenn alle am selben Ort untergebracht sind, dann ist das kein Problem. Aber wenn Tsukiyama Koji nur halb so brutal ist, wie ich annehme, wird er seine Gefangenen in verschiedene Löcher gesteckt haben. Bestenfalls hat er noch die beiden Frauen zusammengesteckt. Das würde bedeuten, daß Andy erst ganz am Schluß an die Reihe kommt. Ich werde mich um mich selbst kümmern
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