Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Yakuza-Mal

Das Yakuza-Mal

Titel: Das Yakuza-Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Ahern , Sharon
Vom Netzwerk:
Gesichtspartien. Der Tunnel war nach außen nicht dicht. Das Rauschen des Luftzuges konnte verräterische Geräusche übertönen. Nobunaga ging an ihm vorbei. Mulvaney trug seine Schwerter immer noch bei sich, hielt aber seinen Stock fest umklammert. Zu fest?
    Nobunaga wies mit einer Kopfbewegung über die flackernden Lichter der Fackeln hinweg in die vor ihnen liegende Finsternis. Er nahm sich eine Fackel und zündete sie an einer bereits brennenden an. Er schickte zwei seiner Genin als Kundschaft« voraus. Die beiden Männer rannten lautlos in die Dunkelheit. Der Rest der Truppe formierte sich in Zweierreihen.
    Osgood und Mulvaney gingen zufällig nebeneinander. Mulvaneys Haut erschien im Licht der Fackeln orangerot, sein Gesicht — soweit Osgood es unter der Ninja-Kopfbedeckung erkennen konnte - war wie versteinert.
    Lautlos bewegten sie sich in dem engen Tunnel vorwärts. Die Felsen zu beiden Seiten waren naß und schwarzglänzend. Vor und hinter ihnen herrschte totale Finsternis. Die vor ihm gehenden Ninjas duckten sich, und Osgood folgte ihrem Beispiel. Ein Stalaktit wuchs mitten im Weg von der Decke herab. Das Gestein unter seinen Füßen war so glitschig, daß er ständig aufpassen mußte, nicht auszurutschen. Obwohl der Luftzug hier nicht mehr zu spüren war, schien es ihm noch kälter als zuvor.
    Die Feuchtigkeit stieg in seinen Beinen hoch. Im Weitergehen blickte Osgood wieder zu Mulvaney hinüber und fragte sich, mit welchen Ängsten der jüngere Mann wohl zu kämpfen hatte. Was in ihm selbst vorging, wollte er lieber gar nicht wissen.
    Der Zug kam zu einem Stillstand. Osgood bemerkte, daß die anderen mit nahezu militärischer Präzision den Abstand zwischen den Reihen korrigierten. Nach kurzer Unterbrechung ging es wieder weiter.
    Offenbar befanden sie sich nun in dem Teilstück, das Tsukahira im Salon des Bootes mit besonderer Sorgfalt aufgezeichnet hatte. Eine steinerne Brücke überspannte einen rund hundert Meter tiefen Felsspalt. Dort unten floß ein Bach - die natürliche Wasserversorgung der Insel. In der Mitte der Steinbrücke klaffte eine große Lücke, die es mit äußerster Vorsicht zu überspringen galt.
    Mulvaney drängte sich an ihm vorbei.
    Zwei Fackeln beleuchteten die Szene. Osgood betrat hinter Mulvaney einen dunklen Tunnelabschnitt, in dem sich die Steinbrücke befand. Mulvaney ging langsamer. Osgood sah hinunter in die Tiefe. Der Schein der Fackeln reichte zwar weit in die Schlucht hinunter, aber den Bach konnte er trotzdem nicht ausmachen. Er hörte ihn in der Tiefe rauschen. Die Steigung lag anscheinend noch vor ihnen, denn bis jetzt war der Weg eben gewesen.
    Mulvaney stand neben einer der Fackeln. Auf der anderen Seite der Brücke - knapp eineinhalb Meter entfernt, wie Osgood schätzte - stand Nobunaga.
    Nobunaga befand sich neben dem zweiten Fackelträger und winkte zu Mulvaney herüber.
    Mulvaney warf ihm seinen Stock zu. Nobunaga fing ihn auf und warf ihn die Schlucht hinunter.
    Verschwunden.
    Mulvaney blieb regungslos stehen.
    Osgood sah einen Glanz in Nobunagas Augen, den er noch nie zuvor gesehen hatte. War das allein seine Idee gewesen, oder hatte er das gemeinsam mit seinem Vater beschlossen?
    Mulvaney stand unverwandt am selben Fleck, aber Osgood konnte sein Gesicht nicht sehen.
    Dann setzte er zum Sprung an und erreichte problemlos die andere Seite. Dort blieb er stehen, endlos lange, wie es schien, Auge in Auge mit Nobunaga. Dann trat er beiseite, und Osgood stellte sich an die Absprungstelle. Von hier aus schien ihm die Entfernung größer als eineinhalb Meter. Er redete sich ein, daß das nicht stimmen konnte, trat einen Schritt zurück und setzte zum Sprung an. Mit dem rechten Fuß erreichte er zwar den Felsen auf der anderen Seite der Brücke, rutschte aber ab und verlor den Halt. Nobunaga streckte ihm die rechte Hand hin, Osgood packte ihn mit beiden Händen am Handgelenk. Nobunaga packte mit der linken Hand zu und zog ihn nach oben. Osgood zitterte leicht, als er vor Nobunaga stand. Wenn Nobunaga das Geräusch des fallenden Stockes in Kauf genommen hatte, konnte er es jetzt auch riskieren zu sprechen. »Warum?«
    Osgood wartete einen Moment, aber Nobunaga antwortete nicht, und Osgood ging weiter.
    Mulvaney befand sich direkt vor ihm. Er hätte gerne etwas zu ihm gesagt, wußte aber nicht, was er sagen sollte.
    Am Ende der Steinbrücke formierten sie sich wieder in Zweierreihen und marschierten mindestens eineinhalb Kilometer hinter den Fackelträgern her. Der

Weitere Kostenlose Bücher