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Das Yakuza-Mal

Das Yakuza-Mal

Titel: Das Yakuza-Mal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jerry Ahern , Sharon
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Tunnel wurde breiter; es war jetzt nicht mehr so kalt.
    Plötzlich befanden sie sich nicht mehr in einem Tunnel, sondern in einem riesigen Raum. Auf der anderen Seite, die man in dem blaßgelben Licht der Fackeln kaum erkennen konnte, ragte eine Felswand in die Höhe. Hinter Osgood und den anderen Ninjas erhob sich eine Wand aus Steinblöcken, die so alt und so massiv war, daß das Wort Wand kaum angebracht schien.

    Die Fackeln wurden in Wandnischen gesteckt, flüsternd wurde ein Befehl nach hinten durchgegeben. Osgood gab die Meldung zuerst an den hinter ihm stehenden Ninja weiter und wollte sie dann für Mulvaney übersetzen. Aber Mulvaney nickte nur, als Osgood zu erklären anfing, daß man jetzt eine Rast einlegen und die mit gekochtem Fisch gefüllten Reisbälle verzehren wolle, die sie mitgebracht hatten.
    Sie setzten sich. Osgood bemerkte plötzlich, wie hungrig er war. Er packte den ersten Reisball aus dem schwarzen Stoffsäckchen, das er unter dem rechten Arm am Körper getragen hatte. Er biß hinein. Der Fisch schmeckte leicht salzig, aber gut.
    Der Reisball war außen trocken und innen feucht.
    Mulvaney aß nichts.
    Osgood hätte ihn gerne gefragt, warum er nichts aß. Aber es war strengstens verboten, hier zu sprechen. Deshalb tippte er Mulvaney auf die Schulter, biß wieder in das Reisbällchen und nickte Mulvaney zu. Doch Mulvaney zuckte nur mit den Schultern und schaute weg.
    Osgood aß einen zweiten Reisball und war dankbar für die kleine schwarze Wasserflasche aus Holz, die er an seinem Körper getragen hatte. Er trank daraus und stellte fest, daß Mulvaney anscheinend zumindest Durst hatte, denn auch er trank.
    Osgood beobachtete seine Kampfgenossen. Alle suchten die Steine, auf denen sie saßen, und ihre Kleidung nach Reiskörnern ab, hoben sie sehr sorgsam auf und steckten sie in die Außentasche ihrer Beutel. Osgood folgte ihrem Beispiel. Es durften keinerlei Spuren zurückbleiben. Nobunaga erhob sich. Die übrigen Ninjas sprangen auf.
    Osgood stand auf. Nur Mulvaney rührte sich nicht von der Stelle.
    Osgood sah ihn an. In Mulvaneys Augen lag ein Ausdruck, den er bislang nur ein einziges Mal bei ihm gesehen hatte - damals, als Mulvaney den Mädchenhändler Shinoda fertiggemacht hatte.
    Nobunaga hielt eine Fackel in der linken Hand -
    Osgood hielt das für ein bedeutsames Zeichen, denn Nobunaga war Rechtshänder - und ging langsam auf Mulvaney zu. Er bewegte sich mit der Geschmeidigkeit eines Athleten oder einer Katze.
    Osgood blickte kurz auf Mulvaney, dann wieder auf Nobunaga, der ungefähr eineinhalb Meter vor Mulvaney stehengeblieben war, jetzt aber bis auf Reichweite auf ihn zuging. Mulvaney flüsterte, aber seine Stimme klang so rauh wie eine Feile auf Stahl. »Sie dürfen hier keinen Lärm machen, weil die da oben uns sonst hören würden. Ich brauche mir also keine Sorgen zu machen, daß Sie Ihr verdammtes Schwert ziehen könnten, weil Sie nämlich nicht wissen, ob ich meins nicht auch ziehe. Diese Sache mit dem Prügel, den ich mir gemacht habe. Ich weiß, warum Sie ihn in die Schlucht geworfen haben. Wenn Sie mir noch mal in die Quere kommen, blase ich Ihnen das Gehirn aus, sobald dieses Unternehmen hier abgeschlossen ist. Verstanden?«
    Osgood beobachtete Nobunaga. Sein Körper wirkte angespannt wie eine Sprungfeder.
    »Mulvaney-san. Wenn das hier vorüber ist, werde ich mich einem Kampf stellen. Die Wahl der Waffen überlasse ich Ihnen.«
    »Soll mir recht sein, Schlitzauge.«

    Osgood wurde in diesem Moment klar, daß Nobunaga ein Mann von grenzenloser Selbstkontrolle war. Er ignorierte Mulvaneys Beleidigung und schnarrte mit
    zusammengekniffenen Lippen und scharfer Stimme einen Befehl. Dann wandte er sich von Mulvaney ab und ließ ihn stehen. Die anderen Ninjas formierten sich wieder.
    Mulvaney stand auf, hob seine beiden in den Scheiden steckenden Schwerter auf und steckte sie in seine Schärpe. Er ging an Osgood vorbei, der im schwächer werdenden Licht der Fackeln auf ihn gewartet hatte.
    Sie marschierten weiter. Der Raum war so riesig, daß sie einige Minuten brauchten, um die gegenüberliegende Seite zu erreichen. In die Felswand waren Stufen eingelassen, die zickzackförmig nach oben führten. Aber über ihnen war es so dunkel, daß Osgood das obere Ende der Steintreppe nicht sehen konnte. Nobunaga blieb mit einer Fackel in der Hand unten an der Treppe stehen. Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr und wartete.
    Osgood blickte ebenfalls auf seine Uhr.
    Nach ein paar

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