Das Yakuza-Mal
Osgood hinauf: »Tot!«
Die Flammen waren erstickt. Nobunaga sank bewußtlos in Osgoods Arme. Der Geruch von verbranntem Fleisch widerte Osgood an, aber er überwand das Ekelgefühl. Wer sollte das Kommando übernehmen?
Osgood hörte, wie jemand auf Japanisch rief:
»Mehr brennendes Öl!« Er wiederholte es für Mulvaney auf Englisch. Osgood schützte Nobunaga mit seinem Körper] und zog ihn die Treppe hinunter, um von der Mitte der Wand wegzukommen, wo das meiste brennende Öl heruntergeflossen war. Die Stufen waren so schmal, daß Osgood beinahe den Halt verlor.
Unten ratterte ein Maschinengewehr los, jemand zielte in die Finsternis über ihnen. Ein Schrei war zu hören, und dann sah Osgood von oben einen schwarzgekleideten Ninja aus der Dunkelheit herunterfallen. Von unten ertönte ein Freudengeschrei. Osgood wußte, daß dies nur ein Glückstreffer gewesen sein konnte, aber die Männer an der Felswand hatten jede nur erdenkliche Ermutigung nötig. Das Öl ergoß sich erneut über sie, und von unten wurde weiter nach oben geschossen. Osgood schleppte Nobunaga nach unten. Plötzlich bewegte sich der junge Mann ruckartig, und Osgood verlor den Halt unter den Füßen. Nobunaga entglitt ihm und stürzte in die Tiefe. Osgood riß den Kopf herum und sah ihm nach. Nobunaga hing unterhalb von ihm, nur eine Hand hielt ihn noch fest, unter ihm das Inferno brennenden Öls. Mulvaneys Hand hatte Nobunaga gepackt. »John! Schick mir jemanden!«
Osgood stieß auf Japanisch einen Befehl aus und rannte nach unten. Er erreichte das andere Ende der Wand und rannte dann weiter die Treppe hinunter. Ninjas rannten die Treppe herauf und versuchten, Nobunagas Beine zu fassen. Osgood war jetzt neben Mulvaney. Das Öl prasselte weiter auf sie herab. Im Gestank von brennendem Fleisch und Öl konnte er kaum noch atmen, von unten stiegen giftige Rauchwolken auf. Osgood streckte die linke Hand aus und schloß sie um Mulvaneys Hand, dann ergriff er Nobunagas Unterarm.
Die unter ihnen stehenden Ninjas zogen ihren Chunin zu sich auf die Treppe. Osgood und Mulvaney schoben den Körper Nobunagas in ihre Richtung.
Einer der Ninjas rief, daß sie Nobunaga sicher im Griff hätten. Osgood ließ los und rief Mulvaney zu:
»Alles in Ordnung! Du kannst loslassen!«
Der Ölregen ließ wieder nach. Im Schein des brennenden Öls schätzte Osgood nochmals ihre Verluste ab. Wieder fehlten einige Ninjas.
Abgesehen von Nobunaga war nur noch ein Dutzend Ninjas übriggeblieben. Osgood kletterte an Mulvaney vorbei, um sich um Nobunaga zu kümmern.
Es gab keinen Fluchtweg, weder nach oben noch nach unten konnten sie entkommen. Über ihnen wartete der Feind, unter ihnen brannte das Öl. Die Flammen reichten jetzt noch weiter herauf.
Nobunaga war bei Bewußtsein. Osgood sprach ihn hastig auf Englisch an: »Nobunaga! Hör mich an.
Wir sitzen in der Falle. Du mußt jemandem das Kommando übertragen.« Nobunagas Augen verdrehten sich, er konnte gerade noch auf Japanisch rufen: »Osgood-san wird euch führen!«
Dann fiel sein Kopf auf die rechte Schulter, seine Augenlider schlossen sich. Osgood fühlte seinen Puls. Er war zwar schwach, aber doch stärker, als er erwartet hatte. Nobunaga war aus hartem Holz.
Die Ninjas ober- und unterhalb blickten auf ihn.
Osgood fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. In wenigen Minuten konnte bereits wieder brennendes Öl oder gar Schlimmeres auf sie niederprasseln.
Bevor er noch etwas sagen konnte, ging ein Pfeilhagel auf sie nieder. Osgood drückte sich an die Wand und rief auf Japanisch: »Du ... und du, ihr zwei mit den Automatikwaffen eröffnet das Feuer.
Geht sparsam mit der Munition um, aber haltet sie von der Brüstung weg. Schätzt die Flugbahn der Pfeile ab und schießt in diese Richtung.« Die beiden Ninjas mit den Maschinenpistolen zögerten.
Osgood starrte sie wütend an. Wieder hagelten die Pfeile auf sie nieder und prallten von den Wänden und der Treppe ab. Einer der beiden zischte dem anderen etwas Unverständliches zu.
Dann schnallten beide ihre Maschinenpistolen ab und feuerten in die Dunkelheit über ihnen. »Alle an die Außenseiten der Treppe! Aus irgendeinem Grund fällt das brennende Öl nur in der Mitte herunter. Macht schnell!«
Jetzt fiel ihm ein, daß er Mulvaney ganz vergessen hatte. »Er hat mir das Kommando übertragen.«
»Und was befiehlst du?«
»Freut mich, daß du fragst«, grinste Osgood. Er drehte sich zu den in seiner Nähe stehenden Ninjas um und fragte sie auf Japanisch:
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