Das Yakuza-Mal
ging auf den jungen Mann zu und fragte: »Wo ist Shinoda?«
»Weiß ich nicht.«
»Sprichst du wirklich gut Englisch?«
»Sehr gut. Darauf kannst du wetten.«
»Du bist wohl ein Scherzkeks. Wo ist Shinoda?«
Mulvaney legte den Finger auf den Abzug seiner Beretta und setzte dem Kellner die Pistole auf die Nasenspitze. »Ich frag dich noch einmal. Aber wenn ich keine Lust mehr habe, dir gutes Englisch beizubringen, werd ich nervös, mein Finger zittert, und dann bist du tot. Also, wo ist Shinoda?«
»Dort!« Der Magere machte eine Kopfbewegung in Richtung auf die drei Türen.
»In seinem Büro?«
»Nein, in dem anderen Zimmer.«
»Führ mich hin. Aber sofort«, sagte Mulvaney leise. Der Hilfskellner zitterte, setzte sich aber in Bewegung und ging auf die rechte Tür zu. Vor der Tür blieb er stehen. Mulvaney stieß ihm die Pistole in den Nacken.
Osgood fragte drohend: »Was befindet sich hinter der Tür?«
»Ich weiß nicht, wie das auf Englisch heißt.«
»Dann sag's ihm auf Japanisch, Junge«, riet ihm Mulvaney. Der Junge sagte etwas, die einzelnen Worte waren ihm zwar nicht verständlich, aber er konnte auf Osgoods Gesicht ablesen, welchen Eindruck sie hinterließen. Als der Junge zu reden aufhörte, fragte Mulvaney: »Was hat er gesagt?«
»Ich weiß auch nicht, wie das auf Englisch heißt.
Aber es gibt ein Sprichwort in ägyptischem Arabisch ...«
»Damit wäre mir wirklich sehr geholfen.«
»Du wartest hier und unterhältst unsere Freunde. Wie erkenne ich Shinoda?« »Er ist ein Arschloch.«
»Eine bessere Personenbeschreibung kann ich mir nicht wünschen.« Osgood ging auf die Tür zu, trat ein und schloß sie hinter sich. Mulvaney glaubte Tiergeräusche zu hören, als die Tür geöffnet wurde. Es war eine dicke, anscheinend schalldichte Tür.
Mulvaney sagte zu dem Jungen: »Ruf deine Freunde her. Sofort.«
Der Junge sagte etwas auf Japanisch. Mulvaney hielt ihm weiterhin die Pistole vor die Nase, damit er nicht auf dumme Gedanken kam. Der Barkeeper, die Putzfrau und der andere Hilfskellner kamen mit erhobenen Händen auf sie zu.
»Wissen sie auch, was hinter der Tür ist?«
»Ja.«
»Ist es sehr schlimm?«
»Ja.«
Mulvaney überlegte kurz und befahl dann dem Jungen: »Sag dem Barkeeper, er soll seinen Prügel oder was immer er hinter der Bar versteckt hat, herausholen. Man kann ja nie wissen. Los, mach schon!«
Der Junge sprach mit dem Barkeeper, und der Mann ging mit erhobenen Händen in Richtung Bar.
Mulvaney dirigierte die anderen in dieselbe Richtung.
Der Barkeeper verschwand hinter der Bar und bückte sich langsam hinunter. Mulvaney war darauf vorbereitet, ihn niederzuschießen, wenn er etwas Scharfes hervorholen sollte. Aber der Mann erhob sich, die Hände zuerst. Er hatte einen Polizeiknüppel in der Hand. »Sag ihm, er soll das Ding auf den Tresen legen und wieder vorkommen.«
Der Junge übersetzte, und der Barkeeper legte den Knüppel auf die Bar. Mulvaney hob den Schlagstock auf und sagte: »Umdrehen! Du auch!
Sag ihnen das.«
Die grauen Hosen des Hilfskellners verfärbten sich vorne dunkel. Der Junge übersetzte, und einer der Männer fiel auf die Knie. Mulvaney bedeutete ihm mit der Pistole, wieder aufzustehen.
Alle drehten sich um. »Los, mein Junge. Du übersetzt genau, was ich dir sage. Sag ihnen, daß ein geschickter Polizist einen Schlagstock auf sehr verschiedene Weise gebrauchen kann. Los, übersetz das!« Der Junge übersetzte, und Mulvaney sprach weiter. »Ein geschickter Polizist kann mit einem Schlagstock zum Beispiel einen Angreifer entwaffnen. Oder er kann ihn wie einen australischen Bumerang benutzen, wenn er einen Flüchtigen aufhalten will. Wenn es sein muß, kann er den Flüchtigen auch damit verletzen. Ein geübter Polizist weiß, wie man jemandem mit einem solchen Schlagstock auf den Kopf schlagen muß, damit der eine Weile selig schläft, und wenn er dann aufwacht, nur ein bißchen Kopfweh hat. Er kann aber auch jemanden mit einem Schlagstock schwer verletzen. Sag ihnen, sie sollen sich auf den Boden setzen. Sag ihnen, sie sollen ja keine falsche Bewegung machen oder Widerstand leisten, sonst könnte ich die falsche Stelle treffen und sie schwer verletzen oder sogar töten. Du setzt dich auch hin.«
Sie setzten sich. Mulvaney nahm die Beretta in die linke Hand und den Schlagstock in die rechte.
Im Umgang mit einem Schlagstock oder einem Totschläger war er noch nie besonders geschickt gewesen. Aber das konnte er jetzt nicht mehr ändern. Nachdem
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