Das Yakuza-Mal
er es wissen müßte.«
»Ist Tanaka auch mit dem KGB im Geschäft?«
fragte Osgood mit ruhiger Stimme.
Shinodas Kopf kippte nach vorn: »Ich glaube, daß er ein russischer Agent oder so was ähnliches ist. Ich bringe viel Zeug nach Japan rein und exportiere auch viel. Manchmal sind es russische Produkte, und manchmal geht das Zeug nach Nordkorea, Vietnam und so. Ich hab Mizutani mal danach gefragt. Er hat mir fast den Kopf abge'risseA und gebrüllt, Tanaka sei ein Schweinehund.«
»Gerade der darf das sagen!« knurrte Mulvaney.
Er sah Osgood an und fragte: »Bist du fertig mit ihm?«
»Ich denke schon. Wir werden Tanaka auch ohne ihn finden.«
»In Ordnung.« Mulvaney warf den
Gummiknüppel auf den Boden und zog seine Pistole aus dem Hosenbund. »Mach's gut!«
Osgood wollte etwas sagen - zu spät. Mulvaney drückte ab. Osgoods Ohren klangen. Schüsse hallten von den Betonwänden wider.
Shinoda kreischte. Mulvaney sagte: »Es tut dir gut, mal zu spüren, wie das ist, wenn man stirbt.
Ich werd' dich aber nicht umlegen.« Eine der Marinebatterien, die zum Aufladen angeschlossen waren, war leckgeschossen. Säure floß auf den Boden. »Ich glaube, daß sich japanische Gefängnisse kaum von amerikanischen unterscheiden. Und sogar Mörder und Vergewaltiger finden gewisse Verbrechen scheußlich. Sie werden ihren Spaß an dir haben.«
Mulvaney wandte sich von dem wimmernden Häufchen Elend ab. Shinoda zitterte am ganzen Leib.
Osgood schluckte. Mulvaney ging auf den Dicken zu, der noch immer auf dem Boden lag. Im Vorbeigehen sagte er zu den Mädchen: »Wir werden euch Damen bald hier rauslassen. Denkt immer dran: Wenn ihr jemals ein Rückflugticket in die Hand bekommt, benutzt es. Seid nie wieder so dumm, denn viele andere Mädchen bekommen niemals eine zweite Chance.«
Mulvaney richtete die Pistole auf den Dicken.
»Tja, Türsteher. Eigentlich hab ich keinen Grund, dich am Leben zu lassen. Sag mir, wo die Schlüssel sind, mit denen ich die Mädchen aus ihren Hundehalsbändern befreien kann. Ich hab den Hahn immer noch gespannt, und ich brauch es nur zu wollen, und schon saust der Hammer herunter. Kapiert?«
»Ja doch, Mann.«
»Hol die Schlüssel.«
»Ich kann nicht mehr gehen. Er hat mir das Bein aufgeschlitzt.«
»Dann kriech eben. Zeig's uns. Und dann kriechst du durch die ganze Scheiße, in der die Mädchen liegen, und machst sie los. Dann schleifst du deinen Boß Shinoda hinüber und kettest ihn an.
Dann kettest du dich selbst an. Los, beweg dich!«
Der Dicke setzte sich in Bewegung, Mulvaney blieb dicht hinter ihm. Osgood überprüfte, ob die Mädchen dringend einen Arzt brauchten. Es waren allesamt Amerikanerinnen, alle waren zu Tode verängstigt, manche konnten vor Angst nicht einmal sprechen oder weinen.
8
Allianz
Osgood rief die Redaktion der
englischsprachigen Zeitung in Tokio an und erzählte auf Japanisch, was im Kellergeschoß der Glücklichsten Damen zu finden sei. Dann telefonierte er mit der amerikanischen Botschaft in Tokio, und fünfzehn Minuten später verständigte er auch die Polizei von Kioto. Osgood und Mulvaney brachten die Mädchen in die Bar hinauf und gaben ihnen Tischdecken, Kellnerjacketts und alles, was irgendwie als Kleidung tauglich war. Für den ersten Anruf benutzte Osgood den Apparat in Shinodas Büro, für die beiden anderen Telefonate gingen sie gemeinsam zu einem öffentlichen Münzsprecher an der Ecke. Sie warteten ab, bis sie die Polizei-und Krankenwagensirenen hören konnten, und fuhren dann mit dem blauen Volvo des KGB davon.
»Bieg hier ab«, sagte Osgood. Mulvaney bog links ab. Die Sirenen waren kaum noch zu hören.
»Macht's Spaß, die Polizei auszutricksen?«
»Ein bißchen. Ich hab dein Gesicht beobachtet.
Du hast wirklich gedacht, ich würde den Kerl abknallen. Vielleicht hätte ich's tun sollen.«
»Ich sage dir jetzt etwas, was ich noch nie jemandem anvertraut habe«, sagte Osgood langsam.
»Sag bloß, du trägst Frauenunterwäsche?«
Osgood lachte: »Nein, ich meine es ernst.«
»Also, schieß los!«»Das Wichtigste in meinem Beruf ist, daß man nicht wie die wird, die man bekämpft. Ich glaube, daß das in deinem Beruf auch nicht anders ist. Habe ich damit recht?«
»Ja, sehr wahrscheinlich. Wohin fahren wir?«
»Unser Arbeitstag ist leider immer noch nicht zu Ende. In der Telefonzelle habe ich die Adresse unseres famosen Staatsanwalts aus dem Telefonbuch herausgesucht. Ich habe die Nummer angerufen und mich vergewissert, daß Tanaka
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