Das Yakuza-Mal
hatte. Er half ihm, sie zu öffnen. »Oh, vielen Dank. Verköstigst du dich oft in derartigen Lokalen?«
»Ja. Wenn ich auf Streife bin, fast täglich. Weißt du, ob man hier irgendwo eine anständige Pizza bekommen kann?«
»Ich denke schon, aber ich fürchte, wir haben jetzt keine Zeit dafür.« Osgood stocherte in seinen Pommes frites herum und nippte an seinem Kaffee.
Mulvaney verschlang gerade den Rest seines ersten Cheeseburgers.
»Vielleicht ist Tanaka schon weg.«
»Glaube ich nicht. Es würde zu sehr auffallen und Verdacht erregen. Wie die Dinge liegen, braucht er sich auch gar keine Sorgen zu machen.
Shinoda kann aussagen, was er will. Was gilt schon sein Wort gegen einen derart hochrangigen und angesehenen Mann wie Tanaka Hideyoshi? Die Behörden braucht er nicht zu fürchten. Aber falls er erfahren hat, daß ich im Lande bin, und falls er mich mit der Shinoda-Sache in Verbindung bringt, dürfte ihm schnell klarwerden, daß er dringend etwas unternehmen muß. Wenn du an seiner Stelle wärst und einen Kerl wie Tsukiyama Koji zur Verfügung hättest, was würdest du tun?«
»Dich umlegen lassen.«
»Genau. Das bedeutet, daß er mit Tsukiyama Koji Kontakt aufnehmen muß. Wir folgen ihm und schnappen ihn im richtigen Augenblick. Auf jeden Fall können wir ihm klarmachen, wie die Sache steht, und ihn zwingen, mit uns
zusammenzuarbeiten, ob er will oder nicht.«
»Damit meinst du, wir schlagen ihn zusammen«, sagte Mulvaney, den Mund voller Pommes.
»Gütiger Himmel! Natürlich nicht. Zum einen würde er eher sterben als etwas sagen. Zum anderen wird er schwer bewacht. Er ist ja eine wichtige Person im Kampf gegen die Yakuza.«
»Dann gehen wir also zu ihm rauf, klopfen höflich an und hoffen, daß er uns zum Tee bittet?«
»So ungefähr. Und das wird er auch, wenn er weiß, daß wir wissen, daß er da ist.«
»Du willst mich wohl zum Narren halten«, sagte Mulvaney und biß in seinen zweiten Cheeseburger.
Osgood gestikulierte mit einem Kartoffelchip und sagte: »Das wirst du in Bälde sehen.«
»In Bälde?«
»Ja.«
»Na gut.« Mulvaney aß weiter und schlürfte seinen Milchshake. Er wußte genau, woran es lag, daß ein einziger Amerikaner es mit zehn ausländischen Ganoven aufnehmen konnte: am amerikanischen Essen. Cheeseburger, Pommes und Shakes im Ausland zu verkaufen war möglicherweise noch gefährlicher, als Militärgeheimnisse zu verraten.
»Da ist er«, sagte Osgood beiläufig.
»Großartig.« Mulvaney nickte mit dem Kopf, sah aus dem Fenster und stopfte sich die zweite Hälfte des Cheeseburgers in den Mund. Er sammelte seine Habseligkeiten ein; den Milchshake nahm er in die rechte Hand, die Kekse steckte er in die Innentasche seiner Jacke. Beim Abfallkasten angekommen, stopfte er sich die restlichen Pommes in den Mund und nahm einen Schluck aus seinem Milchshake, den Becher behielt er in der Hand. Osgood warf die Reste seiner Mahlzeit in den Abfallkasten und trank seinen Kaffee aus.
»Wirklich eine neue, wenn auch etwas unappetitliche Idee, daß der Gast in einem Restaurant seinen Tisch selbst abräumt.«
»Ja.« Mulvaney war schon draußen, schlürfte an seinem Shake und ging in Richtung Auto. Er schaute über die Schulter zurück zu dem Versicherungsgebäude. Eine glänzende, graublaue Mercedes-Limousine parkte vor dem Haus. Ein sehr vornehm wirkender Herr mit stahlgrauem Haar und schwarzer Brille stand neben der Limousine und unterhielt sich mit einem jüngeren Mann.
Möglicherweise sein Assistent.
»Der gutaussehende Mann in dem blauen Anzug«, bemerkte Osgood.
»Ich hab's mir schon gedacht. Jetzt müssen wir uns beeilen.«
»Dieses Mal fahre ich«, sagte Osgood und setzte sich ans Steuer. Mulvaney schlürfte seinen Milchshake.
»Alles in allem ein hastiges, aber zufriedenstellendes Mahl. Danke, daß du mir den Cheeseburger empfohlen hast. Das ist vermutlich die Spezialität dieses Lokals?«
»O nein, nicht schon wieder! Verschone mich jetzt bitte damit!«
Tanaka hatte in der Limousine Platz genommen, der Mercedes setzte sich in Bewegung und bog in dieselbe Straße ein, aus der sie eben gekommen waren. Der Volvo heulte auf, Osgood und Mulvaney duckten sich, wobei Mulvaney beinahe der Milchshake entfallen wäre.
»Wir fahren ihm nach«, verkündete Osgood.
Mulvaney wurde in den Sitz gedrückt, der Wagen fädelte sich in den Verkehr ein. Der Mercedes fuhr in einem Tempo, das vermuten ließ, der Fahrer sei ein frustrierter Pilot eines Düsenjets, der noch nie einen
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