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Das zarte Gift des Morgens

Das zarte Gift des Morgens

Titel: Das zarte Gift des Morgens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatjana Stepanova
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Aussagen nicht einfach als Spinnereien abtun.«
    »Diese Schlampe.« Gussarow warf seine Pfeife zu Boden. »Hat sie mein Leben nicht schon genug zerstört, muss sie jetzt auch noch . . .«
    Kolossow blickte Gussarow an: Dessen Gesicht war vor Wut verzerrt. Nichts Komisches war mehr an dem kleinen Mann, er wirkte nur noch abstoßend und unsympathisch. Wie konnte sie mit dem nur so viele Jahre Zusammenleben!, schoss es ihm durch den Kopf.
    »Sie haben Ihre Ex-Frau an dem besagten Abend im Restaurant angerufen?«, fragte er trocken.
    »Ja, habe ich, stellen Sie sich vor! Na, und was ist dabei?«
    »Aus welchem Grund? Hatten Sie etwas Bestimmtes mit ihr zu besprechen?«
    »Ich hatte nichts mit ihr zu besprechen. Absolut nichts! Meine Beziehung zu ihr war längst zu Ende. Zumindest war ich so naiv zu glauben, sie sei zu Ende und die Scheidung habe mich von dieser Idiotin befreit, aber das war leider ein Irrtum . . . Sie konnte sich nicht einmal auf halbwegs normale Weise von mir trennen! Vor Gericht hat sie einen Riesenstreit vom Zaun gebrochen, die Kinder hat sie gegen mich aufgehetzt, ein ganzes Heer von Anwälten und Journalisten angeheuert und eimerweise Schmutz über mich gekippt, meinen Namen besudelt und selbst das Unschuldslamm gespielt. Das unschuldige Opfer – ha! Dabei geht sie selbst über Leichen, das Biest. . .«
    »Aber warum haben Sie sie dann im Restaurant angerufen?«, unterbrach ihn Lessopowalow erneut. »Wir haben Zeugen, die aussagen, dass Aurora über Ihren Anruf sehr erschrocken war. Sie sollen ihr gedroht haben.«
    »Ich ihr gedroht! Jetzt machen Sie mal einen Punkt.« Gussarow setzte sich wieder in den Sessel. »Ja, ich habe sie angerufen. Ich wollte ihr sagen, dass . . . dass sie aufhören soll, mich mit ihren blöden Zicken zu belästigen!«
    »Was für Zicken?«, hielt Lessopowalow dagegen. »Sie hat nur gefordert, was ihr von Rechts wegen zusteht – Unterhalt für die Kinder und das Geld, das sie mit ihren Liedern verdient hat.«
    »Das sie verdient hat?« Gussarows Augen funkelten. »Hier«, er wies mit dem Kopf zum Fenster hinaus, »gehört ihr nichts. Alles, was sie verdient hat, hat sie für sich selbst ausgegeben, für ihre Klamotten, für ihr Mamilein, für ihre albernen unrealistischen Projekte. Sie konnte nie mit Geld umgehen und wollte es auch gar nicht lernen! Sie hat es entweder für sich selber zum Fenster rausgeschmissen oder es ihren windigen Bekannten gegeben, damit die damit ihre eigenen Geschäfte machten! Sie glauben, sie braucht das Geld für die Kinder? Von wegen! Sie will sich dafür eine neue Wohnung kaufen, um dort ihre Liebhaber empfangen zu können. Bei ihrer Mutter geht das ja nicht gut. Ja, sie ist unsere unvergleichliche, einzigartige Aurora, unser großer Star – und alle anderen können verrecken und zugrunde gehen! Sie hat sich nie um irgendwas zu kümmern brauchen, alles wurde ihr auf dem Silbertablett serviert. Mein Geld hat sie verschwendet und damit ihre Liebhaber ausgehalten!« Gussarow geriet immer mehr in Fahrt. Die Wut schnürte ihm fast die Luft ab. »Soll sie diese Gigolos doch jetzt mal von ihrem eigenen Geld bezahlen!«
    »Hat Ihre Frau denn überhaupt eigene Mittel?«, fragte Kolossow.
    »Sie hat Ihnen vermutlich vorgelogen, sie sei bettelarm und ich hätte sie immer nur ausgeplündert?« Gussarow schüttelte den Kopf. »Ach, wem haben Sie da geglaubt! Einer Schlampe. Natürlich hat sie Geld. Und wenn sie nicht so blöd gewesen wäre, es gegen meinen Willen in dieses idiotische Restaurant zu investieren, würde es ihr jetzt Gewinn bringen.«
    »In welches Restaurant hat sie ihr Geld denn investiert?«, fragte Nikita.
    »In das ›Al-Maghrib‹ natürlich, was sonst?«, fauchte Gussarow. »Eben das, nach dem Sie mich die ganze Zeit fragen. An Rentabilität und Zukunftsperspektiven hat sie dabei keinen Gedanken verschwendet. Ich habe damals schon gemerkt, unsere Ehe geht in die Binsen, deshalb habe ich mich nicht eingemischt und gesagt, mach doch, was du willst. Aber schon damals habe ich ihr auch erklärt, sie soll sich keine Hoffnung auf mehr machen. Sie hat kein Recht auf das, was ich mit meiner Arbeit, meinen Nerven und meinem Schweiß und Blut verdient habe. Ihr das alles in den Rachen werfen? Da ist sie bei mir an den Falschen geraten. Sie sagen, sie hat Angst vor mir? Ja, recht so, soll dies Miststück ruhig vor mir zittern! Wenn sie mich nämlich noch länger belästigt und mir mal ihre verdammten Anwälte, mal die Miliz auf den Hals hetzt,

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