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Das Zauberer Handbuch

Das Zauberer Handbuch

Titel: Das Zauberer Handbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Roman kommt es darauf an, dem Leser auch das zu vermitteln, was nicht auf den ersten Blick erkennbar ist, und hinter die Fassade des Offenkundigen zu blicken. Die bereits zuvor erwähnte Empathie ist ein wichtiger Schlüssel dazu, aber eben auch eine scharfe Beobachtungsgabe sowie eine gesunde Portion Neugier. Wer an seine Umgebung keine Fragen stellt, der wird auch keine Antworten bekommen – und ohne Antworten gibt es keine Inspiration.
Stich niemandem ein Auge aus!
    Wie der Held selbst befindet sich auch der Autor fortwährend auf der Suche – nach Inspiration, nach einem neuen Stoff, nach passenden Figuren.
    Diese Suche ist zunächst ziemlich abstrakt und nicht selten unbewusster Natur. Sobald man jedoch eine Thematik gefunden hat, die einen fesselt, konkretisiert sich die Suche immer mehr und wird schließlich zu gezielter Recherche. Diese bewusste Suche nach Informationen, die für das Erzählen der Geschichte notwendig sind, gehört zum Einmaleins nicht nur des Schriftstellers, sondern eines jeden Berufsstandes, der mit dem Verfassen von Texten zu tun hat, weshalb z.B. eine journalistische oder wissenschaftliche Ausbildung hier von Vorteil sein kann, aber nicht unbedingt erforderlich ist. Sehr oft werde ich gefragt, ob Recherche überhaupt sein muss, wenn man einen Fantasy-Roman schreibt – schließlich gehe es hier doch, wie der Name schon sagt, um Phantasiewelten. Die Antwort ist klar: Recherche ist trotzdem vonnöten, und je sorgfältiger sie ausfällt, desto mehr kommt das dem Roman zugute.
    Am augenfälligsten wird dies natürlich bei historischer Fantasy, die ihren Plot eingebettet in reale Geschichte erzählt und so eine alternative Lesart historischer Ereignisse liefert. So phantastisch die Kreaturen und Begebenheiten sein mögen, von denen der Roman handelt – das historische Umfeld und das Ambiente müssen genau stimmen, denn es ist die Mischung aus Magie und Zeitkolorit, die dieses Subgenre der Fantasy so beliebt und auch erfolgreich macht. Und dieses Wissen muss der Autor sich zunächst beschaffen, muss versuchen, in die reale Vergangenheit einzutauchen, um auf ihr seine phantastische Welt aufzubauen. Aber auch wer klassische Sword and Sorcery schreiben will, kommt nicht ohne Recherche aus, denn nicht selten spielen die Geschichten ja in archaisch anmutenden Welten, die ihre Inspiration dem alten Ägypten, der römischen Antike oder dem europäischen Mittelalter verdanken. Und natürlich ist es von Nutzen, sich in jenen Epochen auszukennen, wenn die fiktive Welt glaubhaft wirken soll. Was wurde damals gegessen? Wie wurde gekämpft? Wie lange brauchte man, um mit einem Pferd eine bestimmte Entfernung zurückzulegen? Wie wurde die Zeit gemessen? Wie orientierten sich Seefahrer vor der Erfindung des Kompasses? Woraus wurden Alltagsgegenstände gefertigt?
    Die Antworten auf solche Fragen sind es, die eine zunächst noch oberflächliche Beschreibung griffig und packend machen und dem Leser das Gefühl vermitteln, dass sich hinter dem Text mehr verbirgt als das, was tatsächlich dort geschrieben steht, nämlich eine ganze Welt mit ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten. Die alte Regel, dass jedes magische Element in der Realität verwurzelt sein sollte, kommt auch hier zum Tragen – nur so wird es dem Leser möglich, eine Verbindung zu dieser fiktiven und zu Beginn ja noch ganz fremden Welt aufzubauen.
    Ein aktuelles, noch dazu sehr erfolgreiches Beispiel für eine phantastische Fiktion, die dennoch fest auf dem Boden einer uns bekannten Realität ruht, ist George R.R. Martins DAS LIED VON EIS UND FEUER, dessen vielschichtige Personenkonstellation an ein Shakespeare-Drama erinnert und dessen Inhalt von großer Politik und persönlichen Intrigen bestimmt wird. Fußte Tolkiens »Mittelerde« auf einer romantisierten Sicht des Mittel­alters, hat Martins »Winterfell« das echte Mittelalter zum Vorbild und wirkt mitunter fast beklemmend realistisch – und vor allem wahnsinnig gut unterhaltend.
    Es ist also notwendig, sich in den Zeiten und Epochen, auf die sich unsere Fiktion beziehen soll, gut auszukennen, und dazu verhilft nur fundierte Recherche. Nun gibt es verschiedene Methoden, wie man an Informationen über ein bestimmtes Thema gelangen kann, sei es nun im Internet oder auf ganz altmodische Weise im Buchladen um die Ecke oder in einer Bibliothek. Ich persönlich bevorzuge, weil es rasche Ergebnisse zeitigt und auch auf die digitale Welt anwendbar ist, das sogenannte Schneeballsystem (nicht zu

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