Das Zauberer Handbuch
zusammenarbeitete, einer jungen Künstlerin aus den Niederlanden, die all die exotischen Schauplätze, die fliegenden Schiffe, die Sturmhaie und natürlich auch die wichtigsten Charaktere des Romans gestaltet hat. Um den richtigen Look zu finden, hat sie mir unzählige Skizzen geschickt, die ich bearbeitet und kommentiert und dann wieder an sie zurückgeschickt habe. Auch hier erwies sich Photoshop als nützliches Werkzeug, wenn es darum ging, Änderungsvorschläge zu machen oder Proportionen oder Hintergründe zu korrigieren.
Es gibt auch (höchst beneidenswerte) Kollegen, die in der Lage sind, ihre Werke selbst zu illustrieren oder brauchbares Kartenmaterial zu erstellen. Andere haben sich mit Computeranimation beschäftigt und sind darüber zu richtigen CGI-Spezialisten geworden. Grundsätzlich gilt: zusätzliches Wissen, das man irgendwann erworben hat, kann nie schaden, und je mehr wir davon in unsere Arbeit einbringen können, desto besser.
Ruf mich nicht an, okay?
Ebenso wie das Internet benötigen wir natürlich auch das Telefon und seinen etwas in die Jahre gekommenen, für Korrekturen jedoch noch immer ganz praktischen Vetter, das Fax. Ganz gleich, ob es sich nun um einen herkömmlichen Festnetzanschluss handelt oder ein Smartphone neuester Generation – um Kontakt zum Lektorat, zum Agenten, zu Zeichnern oder auch zu Kollegen zu halten, ist das Telefon unerlässlich. Mindestens ebenso wichtig ist allerdings der Knopf, mit dem sich das Ding abschalten lässt.
Den Grund dafür braucht man nicht erst in Studien zu suchen, die schwarz auf weiß belegen, dass offene Facebook-Seiten, »Sie haben Post« quäkende E-Mail-Accounts und klingelnde Telefone die Konzentration stören und sich negativ auf die Arbeitsleistung auswirken; wer einen fiktiven Text verfasst – und das gilt ganz besonders für die Fantasy – muss dazu tief in die eigene Vorstellungskraft eintauchen, muss die Perspektive seiner Figuren einnehmen und mit ihnen fühlen. Und wie soll das funktionieren, wenn ständig das Handy trillert?
Da beides, moderne Kommunikation und originäres Schreiben, nach meiner Erfahrung nicht zusammengeht, habe ich für mich eine einfache Regelung getroffen, die ich so oder ähnlich zur Nachahmung empfehle: Während die frühen Morgenstunden und der Vormittag dem Schreiben vorbehalten sind, dient der Nachmittag der Kommunikation, der Recherche, der Aktualisierung der Homepage etc. So schön und faszinierend all die Möglichkeiten auch sein mögen, die uns das Internet an die Hand gibt, und so großen Spaß es auch bereiten mag, sich dort zu tummeln – es sind gefräßige Zeitvernichter, mit denen man ganz bewusst umgehen sollte, um zu vermeiden, dass man am Ende des Tages fünf Stunden getwittert, aber nur eine halbe geschrieben hat. All jene, die (noch) in einem Brotberuf stecken und nicht den Luxus genießen, über ganze Tage zum Schreiben zu verfügen, kann ich nur empfehlen, die Abende oder Wochenenden »kommunikationsfrei« zu gestalten und sich ganz auf das Schreiben zu konzentrieren. Wenn man am Text arbeitet, muss weder der Webbrowser noch Facebook offen sein, und auch das Telefon sollte einfach mal die Klappe halten – andernfalls wird man beim Schreiben niemals jenen Grad von Tiefe erreichen, zu der man eigentlich in der Lage wäre.
Wenn nun jemand die Befürchtung hegt, im Zuge seiner Arbeit zu vereinsamen, so ist das nicht ganz unbegründet. Die Autorentätigkeit ist in der Tat eine einsame, denn die meiste Zeit über sitzt man ja tatsächlich in seiner Stube und arbeitet an Texten, die andere unterhalten sollen. Für viele Autoren, die ich kenne, ist dieses Quäntchen Einsamkeit aber unabdingbare Voraussetzung und hält nicht davon ab, trotzdem ein soziales Leben zu führen, sich mit Freunden zu treffen, auf Partys zu gehen und ins Kino. Es sollte nur alles seinen Platz im Tagesablauf haben, und in einer Zeit, in der immer weniger linear abläuft, sondern alles irgendwie gleichzeitig passiert, scheint mir das ein notwendiger Hinweis zu sein.
Das heißt aber nicht, dass wir uns sämtlichen Einflüssen verschließen und unsere Ohren mit Wachs versiegeln sollen wie weiland die Gefährten des Odysseus bei den Sirenen – denn es gibt durchaus auch äußere Einflüsse, die unserer Arbeit zuträglich sein können …
Schreiben im Takt
Für den Schreibenden geht es im Grunde immer darum, etwas aus seinem Innersten nach außen zu kehren. Was auch immer er sich ausdenkt, welche Szenarien er auch
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