Das Zauberer Handbuch
immer ersinnt und welchen Figuren er auch immer Leben einzuhauchen versucht – letztlich schöpft er dabei immer aus sich selbst und bringt all dies in einem nicht immer einfachen kreativen Prozess zu Papier bzw. Bildschirm. Was also auch immer diesen Prozess begünstigt, ist gut und wichtig, und die alte Binsenweisheit, dass mit Musik alles besser geht, scheint auch und ganz besonders hier zuzutreffen.
Die meisten Autoren, die ich kenne, geben sich beim Schreiben Musik aufs Ohr, ich selbst mache da keine Ausnahme. Schon zu alten Heftroman-Zeiten habe ich festgestellt, dass es einfach besser läuft, wenn man zusätzliche Motivation erhält, und Musik vermag auf denkbar starke Weise zu motivieren!
Musik bewirkt beim Hörer vor allem eines, nämlich Emotionen, und genau darum ist sie so gut geeignet, den Schreibprozess zu unterstützen. Nicht nur einfach deshalb, weil sich einzelne Stücke eben fröhlich oder traurig, temperamentvoll oder verhalten, kriegerisch oder friedlich anhören, sondern auch, weil wir mit Musik, die wir einmal in bestimmten Zusammenhängen gehört haben, stets Assoziationen verbinden. Dies können wir uns zunutze machen, indem wir die Spannung, die Trauer, die Freude oder was auch immer wir beim Hören des betreffenden Liedes oder Musikstückes empfanden, zu einem Teil des kreativen Entstehungsprozesses machen.
Besonders geeignet ist natürlich Filmmusik, da sie virtuos auf der Klaviatur unserer Gefühle spielt und (gute) Filme sehr häufig auch einen tiefen emotionalen Eindruck hinterlassen. Viele Autoren sind auf diese Weise zu wahren Soundtrack-Spezialisten geworden, ich selbst sammle seit dreißig Jahren und habe auf diese Weise ein recht ordentliches Klangarchiv zusammenbekommen, das beinahe für jede schriftstellerische Gelegenheit etwas Passendes bereithält. Meist greife ich dabei auf orchestrale Scores zurück, weil sie viel Stimmung vermitteln, ohne sich dabei zu sehr in den Vordergrund zu drängen – bei Gesang, besonders bei deutschsprachigem, verhält es sich ganz anders. Die Palette meiner Lieblingskomponisten reicht dabei von James Horner über Miklós Rózs und Basil Poledouris bis hin zum großen Erich Wolfgang Korngold, und natürlich darf auch der vielleicht größte Filmkomponist aller Zeiten, nämlich John Williams, nicht fehlen – wobei ich beim Gespräch mit Kollegen festgestellt habe, dass keiner von uns den STAR WARS-Soundtrack zum Schreiben benutzt, da dieser einfach zu sehr mit den Bildern und Welten von George Lucas verbunden ist. Meist begleiten zwei oder drei Scores, in die ich mich »eingehört« habe, die Entstehung eines Romans und helfen mir so, die richtige Stimmung zu finden und dem Leser das Gefühl einer geschlossenen Atmosphäre zu vermitteln. Mitunter hat das auch schon dazu geführt, dass ich die Komponisten, die mich derart inspiriert haben, am Ende des Romans in meiner Danksagung erwähnte.
Auch Klassik liefert wunderbare Klänge, vor denen sich phantastische Szenarien entwerfen lassen, ob sich nun zu den Klängen von Elgars »Pomp and Circumstance« Luftschiffe in den Steampunk-Himmel schwingen oder sich Orks und Trolle zu Holsts »Mars«-Thema aus »Die Planeten« eine wilde Schlacht liefern. Auch Mittelalter- oder Gothic-Musik rangiert unter den Favoriten der Fantasy-Autoren ganz vorn. Was auch immer die Phantasie anregt und uns dabei hilft, sich in die Wirklichkeit unseres Werkes hineinzuversetzen, ist willkommen. Kann man in digitaler Form auf seine Musiktitel zugreifen, bietet sich natürlich zudem noch die Möglichkeit, inhaltsbezogene Playlists zu erstellen, z.B. für besonders dramatische, traurige oder gefühlvolle Szenen, sodass man nicht von Orchesterbombast niedergeprügelt wird, wenn man gerade eine Sterbeszene zu Papier bringen will.
Gerade bei solchen sensiblen Passagen kann es übrigens manchmal auch nützlich sein, den Stecker zu ziehen und nur noch auf jene Melodie zu lauschen, die man in seinem Inneren hört. Schreiben unplugged , sozusagen.
Chaos vs. Disziplin
Ich habe Leute erzählen hören, dass sie ein Buchprojekt damit begonnen haben, erst einmal ihren Schreibtisch aufzuräumen – »Schmarren!«, würde Rammar ihnen zurufen, und er hätte recht damit.
Natürlich ist der Schreibtisch der hauptsächliche Arbeitsplatz eines Schriftstellers, zugleich ist er aber noch sehr viel mehr – nämlich Ausgangspunkt sämtlicher Reisen, die der Autor kraft seiner Phantasie unternimmt. Folglich wird sich dort all das finden,
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