Das Zauberer Handbuch
vorgesehenen Reihenfolge an die Wand (wobei ich die Figur, aus deren Perspektive der Roman oder auch nur das betreffende Kapitel geschrieben ist, immer ein wenig höher platziere, um die Hierarchie zu verdeutlichen). Bin ich mit dem Ergebnis zufrieden, kann es so ins Exposé übernommen werden. Wenn nicht, habe ich alle Möglichkeiten, es ohne großen Aufwand zu verändern und verschiedene Versionen durchzuprobieren. Bei unserem Beispiel mag das noch nicht zwingend notwendig erscheinen, weil die Geschichte und die Anzahl der handelnden Figuren überschaubar ist – bei einem ausgewachsenen Roman jedoch, der ein Dutzend Figuren und mehrere Handlungsebenen hat, die sich noch dazu gegenseitig bedingen, wird es ziemlich schnell ziemlich komplex. Wer da mal rasch ausprobieren will, wie die Geschichte funktionieren würde, wenn man den Mittelteil entfernt und als Prolog an den Anfang stellt, kommt rasch ins Schwitzen.
Auch Storyboards können natürlich digital erstellt und organisiert werden – die Kollegen vom Film haben es einmal mehr vorgemacht. Die Technik bleibt jedoch dieselbe, und sie ermöglicht uns, Handlungsabläufe zu finden, die für den Leser interessant und gleichzeitig flüssig sind.
Die Macht der Bilder
Zugegeben, ein Roman ist kein Film, bisweilen haben wir es jedoch, mal abgesehen von den eher abstrakten Bildern, die wir in den Köpfen unserer Leser heraufbeschwören, auch mit konkretem Bildmaterial zu tun.
Da spätestens seit Frazettas CONAN-Bildern die Covergestaltung in der Fantasy eine wesentliche Rolle spielt, werden im Allgemeinen auch die Autoren in den Entstehungsprozess einbezogen. Natürlich ist die Covergestaltung in erster Linie eine Aufgabe des Lektorats mit dem Ziel, beim potenziellen Leser bzw. Käufer Interessen zu wecken und ihn (im Idealfall) zum Kauf zu animieren. Jedoch bemühen sich die meisten Verlage durchaus, Coverbild und Inhalt abzugleichen und suchen deshalb die Zustimmung des Autors. Dabei kommt es bisweilen vor, dass man abweichende Vorstellungen hat und seinerseits Vorschläge machen möchte – in solchen Fällen ist es hilfreich, wenn man ein Programm zur Grafikbearbeitung hat und damit auch ein bisschen umgehen kann. Photoshop ist sicher das am weitesten verbreitete, für unsere Zwecke eignet sich aber durchaus die abgespeckte (und weniger kostspielige) Elements-Version. Farbwerte ändern, Objekte freistellen, Hintergrund- oder Schriftfarben ändern – solche Dinge sollte man beherrschen, um bei evtl. Korrekturen nicht lange beschreiben zu müssen und stattdessen einfach zeigen zu können. Das vom Verlag vorgeschlagene Cover zu DIE ZAUBERER zum Beispiel gefiel mir von Anfang an, lediglich der Hintergrund – da waren futuristische Bauten zu sehen, die eher an Dark Future denken ließen – passte meiner Ansicht nach noch nicht so ganz. Nach ein paar Mausklicks hatte ich im Hintergrund Eisberge eingesetzt (in Anspielung auf die Eisfestung von Shakara) und konnte dem Verlag damit ganz unkompliziert verdeutlichen, was ich meinte.
Ganz ähnlich verhält es sich mit Illustrationen. In der Fantasy genießen wir ja häufig das Privileg, dass unsere Romane mit Kartenzeichnungen versehen werden, so wie die, die Daniel Ernle für meine »Erdwelt«-Romane angefertigt hat. Meine Vorlage für ihn war eine Skizze, die ich im Zuge meiner Arbeit am Roman erstellt und ein wenig am Computer bearbeitet hatte. Für eine Veröffentlichung wäre sie nicht zu gebrauchen gewesen, aber sie war ausreichend, um klarzumachen, was alles in der fertigen Karte enthalten und wie die Proportionen sein sollten – das hat genügt, damit der Zeichner loslegen konnte.
Einen Illustrator zu finden, dessen visuelle Vorstellungen den eigenen entsprechen, ist zugegebenermaßen nicht ganz einfach. Mit Daniel Ernle arbeite ich inzwischen schon seit vielen Jahren zusammen, sodass wir beide ziemlich genau wissen, was wir voneinander zu erwarten haben – bei der Arbeit an meiner Kinderbuchserie PIRATTEN! beispielsweise brauchte ich nur grobe Beschreibungen der Szenen liefern, die Ernle dann kongenial im Bild umgesetzt hat. Bei der Arbeit an der Hörspielserie TEAM X-TREME hingegen, zu der er die CD-Cover beigesteuert hat (und später auch die Illustrationen zu den Büchern) habe ich häufig Skizzen geliefert, die zeigten, was auf den Coverzeichnungen alles enthalten sein sollte.
Ein bisschen komplizierter war es beim ersten Band der SPLITTERWELTEN-Saga, wo ich erstmals mit Iris Compiet
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