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Das Zauberer Handbuch

Das Zauberer Handbuch

Titel: Das Zauberer Handbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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entschlüsseln.
    Dieser Effekt tritt häufig ein, wenn wir uns eine Handlung ausdenken und unsere Figuren innerhalb ihrer Logik agieren lassen – wir bekommen dadurch so viel Stoff, dass sich schon früh abzeichnet, dass ein Band allein gar nicht ausreichen wird, um die ganze Entwicklung wiederzu­geben. In diesem Fall gilt es, genau abzuwägen, was wir brauchen, um die Geschichte zu erzählen – der Rest wandert in das berühmte Notizbuch zur weiteren Verwendung. Denn nicht selten haben wir es in der Fantasy ja mit Mehrteilern oder Trilogien zu tun, und wir bekommen tatsächlich Gelegenheit, die ganze Geschichte zu erzählen, so wie ich es bei den ORKS und in der ZAUBERER-Trilogie tun durfte.
    Eine Frage, die bisweilen eng mit der Auswahl der Figuren zusammenhängt, ist die nach der Perspektive, aus der der Roman erzählt werden soll. Wir werden darauf erst an späterer Stelle zu sprechen kommen, aber man kann durchaus schon beim Festlegen der Figuren und der Handlung Überlegungen anstellen, welchen Erzählstil man verfolgen und wessen Perspektive man beim Erzählen einnehmen will.
Ein Herz für Plotter
    Es gibt, grob gesprochen, zwei Arten von Autoren: Die einen gehen ihre Arbeit eher handwerklich an und entwerfen zunächst einen sehr genauen Plan von dem, was sie später in Romanform zu Papier bringen wollen – fast ein wenig so, als würden sie dem langfristigen Lodern des kreativen Funkens, der sie überkommen und zu ihrer Idee geführt hat, ein wenig misstrauen. Die anderen Autoren wiederum verlassen sich auf ihre Kreativität so sehr, dass sie ihr auch weiterhin die Arbeit überlassen und sich einfach von dem leiten lassen, was ihre Intuition ihnen vorgibt: Sie beginnen mit einer Szene, führen diese aus und sehen, wohin die Entwicklung dieser Szene sie führt und so weiter. Ebenso verfahren sie mit den Charakteren, deren genaue Entwicklung sie zu Beginn des Schreibprozesses noch gar nicht in vollem Umfang absehen können. Diese sehr intuitive Art des Schreibens ist sicherlich die künstlerischere – und ich gestehe freimütig ein, dass ich damit nichts anfangen kann.
    In meinen Anfangstagen als Autor wollte mich mein damaliger Redakteur dazu bringen, einfach draufloszuschreiben und mich an dem entlangzuhangeln, was meine Figuren mir vorgeben – ich habe es nie geschafft. Ganz einfach deshalb, weil ich aus tiefster Überzeugung der ersten Gruppe von Autoren angehöre und mich jederzeit eher als kreativen Handwerker denn als Künstler bezeichnen würde.
    Ich bin damit in guter Gesellschaft, denn einige sehr erfolgreiche Autoren der deutschen Fantasy-Szene sind ebenfalls überzeugte »Plotter« – so nennt man die Autoren, die zunächst ein genaues Handlungsgerüst ihres Romans, also den Plot, ausarbeiten, ehe sie sich ans Ausformulieren ihres Romans machen. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass wir unserer Inspiration ein wenig misstrauen, vielleicht wollen wir am Beginn der Reise aber auch nur einfach wissen, wo sie endet. Vor Schreibblockaden und ähnlichen Hemmnissen gewährt ein sorgsam ausgearbeiteter Plot jedenfalls einigen Schutz. Und in Gesprächen mit Agenten oder Verlagen ist es auch leichter, von einem Projekt zu berichten, in dem es um die Helden A und B gehen soll, denen dieses und jenes widerfährt, als einräumen zu müssen, dass man noch keine rechte Ahnung hat, wohin es A und B im Zuge ihres Abenteuers verschlagen wird.
    Das soll nun nicht heißen, dass beim Plotten für Inspiration und spontane Einfälle kein Platz wäre – gerade in der Frühphase der Entstehung, wenn wir nach den passenden Figuren suchen und die Handlung entwickeln, lassen wir den Dingen durchaus ihren Lauf. Nur mit dem Unterschied, dass wir uns noch in einem Stadium unserer Arbeit befinden, in dem alles noch im Fluss ist und zu jeder Zeit geändert werden kann. In dieser Phase können auch schon die erwähnten Storyboardkärtchen hilfreich sein, auf denen wir die Protagonisten und die Handlungselemente festhalten und die wir an der Pinnwand immer wieder neu anordnen können. Auf diese Weise simulieren wir die möglichen Entwicklungen, die die Handlung nehmen kann, und finden diejenige heraus, die unseren Anforderungen am besten entspricht; je genauer wir in dieser Phase arbeiten, desto weniger Probleme gibt es nachher beim Ausarbeiten des Romans.
    Sollen die Figuren A und B beispielsweise durch eine List aus der Gefangenschaft von C entkommen, dann empfiehlt es sich, schon beizeiten darüber nachzudenken,

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