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Das Zauberer Handbuch

Das Zauberer Handbuch

Titel: Das Zauberer Handbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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geschehen wird. Das kann zwar durchaus seinen Reiz haben und auch sehr erfolgreich sein – ERAGON beispielsweise lebt nicht von der erfrischenden Neuheit seiner Charaktere und Handlung, sondern von der Tradition, in der sich der Roman bewegt –, jedoch besteht ja nicht nur für den Leser, sondern auch für den Autor der Reiz darin, neue Dinge auszuprobieren – innerhalb eines funktionierenden und bewährten Rahmens.
    So kann die Reihenfolge der verschiedenen Phasen durchaus geändert werden – 3 und 4 werden in vielen Fällen austauschbar sein oder ineinandergreifen, 3 und 5 können durchaus auch zusammenfallen, wenn z.B. der Preis nicht nur Mittel zum Zweck ist, wie etwa das titel­gebende Schwert in Terry Brooks’ DAS SCHWERT VON SHANNARA, sondern im Fokus der Handlung steht wie die versunkene Bibliothek von Alexandria in meinem Roman DIE FLAMME VON PHAROS.
    Auch beschreibt das obige Modell lediglich die Reise eines Helden – weist eine Geschichte mehrere Heldenfiguren auf, so vervielfältigt es sich entsprechend, und die einzelnen Stationen können zusammen- oder auseinanderfallen. Granocks Reise beginnt, als er von Farawyn in den Straßen Andarils angesprochen wird – die von Aldur beginnt mit dem Aufbruch zur Ordensburg der Zauberer. In beiden Fällen bekommt der Leser Informationen über das unterschiedliche Umfeld und die Vergangenheit der beiden Figuren, deren Pfade sich in Phase 3 schließlich kreuzen. Alannah hingegen beginnt als Heldin wider Willen – als sie ihre magische Fähigkeit entdeckt, tötet sie dabei versehentlich einen Menschen und trägt unwissentlich zu dem Konflikt bei, der in Erdwelt schwelt und in den auch Granock und Aldur gezogen werden. Die Verknüpfung und das wechselseitige Verbinden der zunächst ganz einfachen Handlungsstränge macht die Geschichte zu einem komplexen Gebilde verschiedener Motivationen und Ziele – zugrunde liegt jedoch jeweils das eingangs erwähnte Schema.
    Doch nicht nur die individuelle Heldenreise der einzelnen Figuren ist dieser Grundstruktur unterworfen, sondern auch die des Romans insgesamt, denn die Geschichten der Helden und ihrer Gegner münden in eine große Erzählung, die wiederum dem Rhythmus von Auftrag, Aufbruch, Bewährung, Freund und Feind sowie dem finalen Konflikt folgt. Mit einigen Modifikationen lässt sich das Prinzip auch auf andere Genres anwenden und sogar auf nichtfiktive Texte, die im Sinne einer besseren Les­barkeit ebenfalls einen soliden Spannungsaufbau besitzen sollten. Auch dieses Buch folgt den Regeln der Heldenreise: Auf einen Einleitungsteil, der in die Fantasy eingeführt und ein wenig aus dem Nähkästchen der Autoren geplaudert hat, folgt der Hauptteil, in dem sich die Helden dieses Buches (nämlich ihr) für ihr großes Abenteuer rüsten, schließlich aufbrechen und alles daransetzen, in den Hort des Schatzes (eure Phantasie) vorzudringen und ihre Mission (das Schreiben eines Romans) zu erfüllen. All dem wird ein Schluss folgen, der dieses Buch zu einer runden Sache macht und euch hoffentlich alle mit dem Gefühl zurücklassen wird, ein paar wertvolle Tipps fürs aktive Schreiben bekommen zu haben. Und wenn ich meinen Job richtig gemacht und die alten Regeln einmal mehr funktioniert haben, habt ihr euch dabei auch noch ganz gut unterhalten.
    Für euer eigenes Buchprojekt würde ich euch empfehlen, euch zunächst ein ganz konventionell aufgebautes Fantasy-Abenteuer vorzunehmen – ich bin immer dafür, zunächst die Regeln zu erlernen und sich erst dann an der Ausnahme dieser Regeln zu versuchen. Wer schon einmal einen einfach strukturierten Roman verfasst hat oder sich gleich an das »fortgeschrittene« Programm wagen will, der sollte das vorgestellte Schema nicht als Schablone verstehen, sondern als eine Art Richtlinie, auf deren Grundlage man eigene Ideen aufbauen und auf verschiedenste Weise variieren kann.
Wissen zur rechten Zeit
    Ein wichtiger Punkt unserer Geschichte, den wir ebenfalls schon im Rahmen der Planung berücksichtigen sollten, ist der der Informationsvergabe: Zu welchem Zeitpunkt der Handlung wollen wir wem welches und wie viel Wissen vermitteln?
    Dies ist vor allem dann wichtig, wenn es in unserer Geschichte um ein wie auch immer geartetes Geheimnis geht, über dessen Hintergründe die Figuren unterschiedlich viel wissen. Zum einen müssen wir berücksichtigen, wie viel der Held der Geschichte weiß, zum anderen das, was seine Gegenspieler wissen – und um die Verwirrung komplett zu

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