Das Zauberer Handbuch
erledigt.
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Agenten
Dass es dieses Kapitel gibt, ist schon fast ein kleines Wunder. Als ich Anfang der 90er-Jahre mit dem Schreiben begann, gab es in Deutschland zwar literarische Agenturen, von denen die meisten jedoch auf Sachbücher spezialisiert waren, einige auch auf schöngeistige Literatur – einen Fantasy-Roman jedoch hätten sie nicht mal mit der Kneifzange angefasst. Von einem richtigen Agenturennetzwerk war nur aus dem englischsprachigen Raum zu hören, wo engagierte Profis Autoren zuverlässig betreuten und Verhandlungen mit Verlagen führten, während man bei uns noch dachte, Agenten wären Leute mit Trenchcoats, Schlapphüten und hochgeschlagenen Kragen.
All das hat sich geändert.
Wenn wir heute auf die deutschsprachige Literaturlandschaft blicken, so finden wir eine ganze Anzahl kleiner, mittlerer und großer Agenturen, die inzwischen ganz ohne Scheu auch Autoren von Unterhaltungsliteratur vertreten – und auch und ganz besonders Fantasy-Autoren. Dies hängt zum einen natürlich mit dem enormen Aufwind zusammen, den deutschsprachige Unterhaltungsliteratur im Zuge der Wiedervereinigung erfahren hat, zum anderen aber auch damit, dass sowohl Autoren als auch Verlage erkannt haben: es ist bisweilen einfacher, über einen Dritten zu verhandeln, der die Interessen des Autors vertreten und gegebenenfalls hart verhandeln, aber auch vermitteln kann – der Literaturagent.
Weil ich oft danach gefragt werde, sei es kurz erklärt: Der Agent tut im Grunde das, was ein Makler mit einer Immobilie tut – er bietet das zum Verkauf stehende Objekt (in unserem Fall ein Manuskript) bei verschiedenen Interessenten an und wickelt den Verkauf und die vertragliche Handhabung ab. Für den Autor hat das den Vorteil, dass er sich nicht selbst auf die Suche nach einem Verlag begeben muss, was sehr langwierig und frustrierend sein kann, und sich auch nicht um Kontakte bemühen muss, denn die Agentur hat diese bereits und setzt sie im Interesse des Autors ein. Auch wenn es um das Verhandeln geht, um das Festlegen der Garantiesumme und die Höhe der Beteiligung, die Abgabetermine und die Nebenrechte, macht der Agent in der Regel eine sehr viel bessere Figur – ich kenne nur sehr wenige Autoren, die gute Selbstvermarkter und/oder Verhandler sind. Ihre Stärken liegen auf anderen Gebieten, und so macht jeder das, was er am besten kann.
Eine gute Agentur leistet darüber hinaus jedoch noch einiges mehr und betreut ihre Autoren auch bei der Entwicklung neuer Projekte und dem Knüpfen neuer Verbindungen, berät bei Rechtsfragen und ist – auch das kommt vor – der Kummerkastenonkel, wenn es beim Schreiben mal nicht so läuft, wie es soll. Kurzum – Agenten sind Menschen, die nicht unbedingt zu beneiden sind, aber dringend gebraucht werden. Nicht nur, weil sie besser verhandeln können und über viele Kontakte verfügen, sondern auch, weil sie mit Rat und Tat zur Seite stehen und unser Draht zur Welt außerhalb unseres Schreibtischs sind. Die Zusammenarbeit zwischen Autor und Agent sollte entsprechend von Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung geprägt sein – ist sie das nicht (mehr), wird es Zeit, die Agentur zu wechseln. Im Idealfall hingegen wird zwischen Autor und Agent im Lauf der Zeit eine vertraute und freundschaftliche Bindung entstehen, die sich fruchtbar auf die beiderseitige Arbeit auswirkt – so jedenfalls durfte ich selbst es in den vergangenen Jahren erfahren.
Da der Agent auch von etwas leben muss und seine Dienste nicht unentgeltlich zur Verfügung stellen kann, bekommt er einen Anteil vom Honorar des Autors, in der Regel um die zwanzig Prozent. Vor allem Jungautoren zucken da oft zusammen, dennoch kann ich die Zusammenarbeit mit einem Agenten nur empfehlen, gerade wenn man weder Kontakte zur Verlagsbranche hat noch über irgendwelche Erfahrungen auf diesem Gebiet verfügt. Eine Recherche im Internet verschafft rasch einen Überblick über die wichtigsten Agenturen, es gibt sogar solche, die sich auf Phantastik spezialisiert haben. Statt das Manuskript blindlings zu verschicken, würde ich jedoch immer zunächst via E-Mail oder telefonisch anfragen – bekommt man grünes Licht zur Einsendung, weiß man, dass das Manuskript auch gesichtet wird. Sollte es von der Agentur zur Vermittlung angenommen werden, kann man dann entspannt die Füße hochlegen und warten, bis das Telefon klingelt – den Rest der Arbeit, das »Klingelputzen« bei den Verlagen, erledigt die Agentur.
Leider muss
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