Das Zauberer Handbuch
noch dazugesagt werden, dass es auch unter den Agenturen schwarze Schafe gibt. Diese verdienen ihr Geld nicht in erster Linie damit, Verlagen Manuskripte zu verkaufen, sondern sich von Autoren für das Sichten, Prüfen und Anbieten von Manuskripten (bisweilen gar fürstlich) bezahlen zu lassen. Hier steht wohl nicht so sehr das Interesse an einer langfristigen Zusammenarbeit mit dem Autor im Vordergrund, als vielmehr der Wunsch nach schnellem Verdienst – ich rate deshalb dringend, die Finger von solchen Agenturen zu lassen.
3
Kollegen
Natürlich sind Lektoren und Agenten nicht die Einzigen, denen man auf seiner Wanderschaft als Autor begegnet – da sind auch die lieben Kollegen, wobei ich das ganz ohne Ironie verstanden wissen möchte. In der Fantasy genießen wir einen Vorteil, der in der schreibenden Zunft seinesgleichen sucht – die Autoren unterhalten ein sehr kollegiales, bisweilen freundschaftliches Verhältnis zueinander – zum größten Erstaunen mancher Zeitgenossen. Ich habe Buchhändler erlebt, die ziemlich fassungslos darüber waren, dass ein Markus Heitz und ein Michael Peinkofer ganz ohne Neid und Missgunst zusammen eine Lesung abhalten und dabei noch viel Spaß haben können; und auch Peinkofer und Hennen, obwohl bei konkurrierenden Verlagen tätig, sind in der Lage, einen nicht nur für die Leser, sondern auch für sie selbst unterhaltsamen Abend zu gestalten und sich gegenseitig die Bälle zuzuwerfen.
Warum ist das so?
Markus Heitz hat einmal eine Theorie geäußert, der ich nur zustimmen kann: Da wir im Grunde alle Fans sind, haben wir alle schon mal etwas gemeinsam – und gemessen an der Situation, die noch vor zwanzig Jahren in Deutschland herrschte und die ich eingangs beschrieben habe, schätzen wir alle uns einfach nur glücklich, unser Geld mit dem verdienen zu dürfen, was wir am liebsten tun. Natürlich will jeder Autor erfolgreich sein, profiliert sich in der Fantasy-Szene aber nicht auf Kosten des anderen – das ist ein Vorzug, den man eigentlich gar nicht hoch genug einschätzen kann. Denn für den größten Teil unserer Arbeitszeit sind wir Autoren weitgehend isoliert – wir sitzen in unserem Kämmerchen, schreiben an unseren Geschichten und sind zuhauf von fiktiven Charakteren umgeben. Natürlich gibt es Internet und Telefon, und man ist in regelmäßigem Kontakt mit Lektoren, Agenten und Zeichnern. Doch es gibt keine Kollegen, die mal eben den Kopf in die Tür stecken und fragen, wie’s gestern im Kino war oder ob man das Fußballspiel am Vorabend gesehen hat. Ich behaupte jetzt nicht, dass das unbedingt ein Manko des Autorenberufs ist, aber es ist trotzdem schön, seine Kollegen zumindest auf Cons und Messen zu treffen und – darauf kommt es letztlich an – sich darauf zu freuen , sie zu treffen.
Natürlich kommt dieses kollegiale Miteinander auch jungen Autoren zugute, denn es fällt, zumal im Zeitalter der Social Networks , eigentlich nicht schwer, Kontakt zu Kollegen zu knüpfen und sich über gemeinsame Erfahrungen auszutauschen oder sich gegenseitig Hilfestellungen zu geben. Zu weit sollte man dabei aus Gründen des Selbstschutzes allerdings nicht gehen. Ich bin z.B. zurückhaltend, wenn ich ein Exposé oder Manuskript von Kollegen lesen und beurteilen soll. Nicht, weil ich ihnen diesen Gefallen nicht gerne tun würde, sondern weil ich zum einen meist derart in eigene Projekte involviert bin, dass es mir äußerst schwerfiele, ein neutrales Urteil abzugeben. Und weil ich zum anderen nicht unbewusst zum Plagiator werden will. Aus diesem Grund lese ich auch nur äußerst selten Bücher deutscher Kollegen – die Gefahr, dass irgendetwas davon ins Unterbewusstsein einsickert, um dann ein paar Jahre später als »meine« ureigenste Idee wieder zutage zu treten, ist zu groß. Und das wäre nun wirklich das Unkollegialste, was man tun könnte.
4
Erstleser
Keine Frage, Erstleser sind wichtig. Die meisten Autoren, die ich kenne, haben eine Person ihres Vertrauens, die sie das neueste Werk aus ihrer Feder lesen lassen, bevor sie es »offiziell« aus den Händen geben. Dabei gibt es ganz verschiedene Methoden – manche Autoren überarbeiten ihr Werk erst noch einmal in aller Ausführlichkeit, ehe sie es jemandem zur Lektüre vorlegen, andere geben ganz bewusst eine Rohfassung weiter, damit noch Raum für Korrekturen ist. Wieder andere geben Kapitel für Kapitel zur Probe, was Vor- und Nachteile hat – einerseits können Widersprüche oder
Weitere Kostenlose Bücher