Das Zauberer Handbuch
tragen. Jedenfalls nicht unmittelbar. Sollte ihrem Ansinnen jedoch jemals Erfolg beschieden sein und das unbegrenzte Kopieren und die Weitergabe geschützter Werke erlaubt werden, wird verständlicherweise kein Verlag mehr ein Interesse daran haben, Bücher zu machen, oder ein Produzent, Filme zu drehen. Und das wäre ein Verlust, der alle träfe.
Gewahrt werden die Urheberrechte von Autoren (wie überhaupt von der schreibenden Zunft) von der Verwertungsgesellschaft Wort, kurz VG Wort, die das Pendant zur GEMA der Musikbranche darstellt. Wenn Übersetzungsrechte an einem Roman verkauft werden oder es eine Sonderausgabe eines Romans geben soll, so erfährt der Autor das ja unmittelbar vom Verlag und wird am Gewinn beteiligt. Es gibt aber eine ganze Menge von Urheberrechten, die ein Autor allein gar nicht wahrnehmen kann: Wenn etwa irgendwo in Deutschland zu Schulungszwecken eine Kurzgeschichte kopiert wird, oder wenn jemand ein Hörbuch auf CD brennt, dann entzieht sich das ja unserer Kenntnis – dafür gibt es dann bei der alljährlichen Ausschüttung der VG Wort Geld, das sich aus den Abgaben zusammensetzt, mit denen z.B. Kopiergeräte beim Kauf belegt sind. Um »Wahrnehmungsberechtigter« zu werden, muss man bei der VG Wort einen Antrag stellen. Wurde man als Mitglied aufgenommen, kann man dann alljährlich online oder mittels Formular die Titel seiner Werke melden. Wohlgemerkt geht es hier aber nicht um Tausende von Euros, wie immer wieder kolportiert wird, bisweilen noch nicht mal um dreistellige Beträge – von diesen Zahlungen leben kann also niemand.
Es wird abzuwarten sein, wie sich die Debatte um das Urheberrecht in den nächsten Jahren entwickeln wird.
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Kritiker
Sind Kritiker – und damit meine ich nun sowohl die professionellen als auch die selbst berufenen – die Gegner, die uns auf unserer Autorenreise begegnen?
So pauschal lässt sich das sicher nicht sagen. Zwar hat sich wohl jeder Autor schon einmal über eine Negativkritik geärgert, die seiner Ansicht nach ungerechtfertigt oder auch unfair war, jedoch würde ich den Kritiker eher der Kategorie des Formwandlers zuteilen. Nicht nur deshalb, weil wir häufig nicht wissen, ob das, was er über uns sagt (sei es nun positiver oder negativer Natur), uns schadet oder nicht. Sondern auch, weil ein Kritiker notwendigerweise eine andere Agenda verfolgt als wir.
Ein Journalist beispielsweise, der für eine Zeitschrift arbeitet – ich habe das lange genug getan und kenne daher diese Perspektive – wird ein Buch stets im Interesse seiner Leserschaft betrachten. Auch die Betreiber von Online-Foren wissen ja durchaus, wer ihre Besucher sind, von daher werden auch sie versuchen, Bewertungen von Büchern, Filmen etc. aus dem Blickwinkel ihrer Interessengruppe anzugehen. Das ist legitim und völlig in Ordnung – als Autoren bleibt uns nichts anderes übrig, als zu lernen, damit umzugehen. Das fällt am Anfang nicht ganz leicht, wird im Lauf der Jahre aber einfacher. Und es gibt nicht wenige Kollegen, die um Kritiken, ganz gleich ob sie gut oder schlecht sind, einen Bogen machen, weil sie sich nicht davon beeinflussen lassen wollen.
Problematisch werden Kritiken dann, wenn sie zum Selbstzweck werden. Mit Feuilletonisten, die ihren Spaß daran haben, das Werk eines Autors öffentlich abzuurteilen und hinzurichten, haben wir in der Fantasy vergleichsweise wenig zu tun, weil unser Genre in den Kulturteilen von Zeitungen nach wie vor recht stiefmütterlich behandelt wird. Im Internet hingegen ist die Jagdsaison schon seit Langem eröffnet. So schön und vorteilhaft es ist, dass sich dort jeder äußern darf, so wenig wissen manche Zeitgenossen mit dieser Verantwortung umzugehen. So kommt es nicht selten vor, dass selbst ernannte Genrekenner, die das betreffende Buch häufig noch nicht einmal gelesen haben, wie wild vom Leder ziehen und sich dabei hinter Pseudonymen wie »Sodapop21« oder »DarkZon« verschanzen. Dass es hier längst nicht mehr darum geht, jemands Leistung zu bewerten, sondern man das Podium, das etwa ein großer Onlinebuchhändler bietet, nur dazu nutzt, um mit einem eloquenten Verriss zu glänzen, steht außer Frage.
Verstehen wir uns richtig – ich will hier nicht totaler Paranoia das Wort reden. Die Fähigkeit, Kritik anzunehmen, zu überdenken und in die eigene Arbeit einzubeziehen, gehört zu den Grundvoraussetzungen des Autorendaseins. Jedoch muss man grundsätzlich zwischen konstruktiver Kritik und übelwollender
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