Das Zauberer Handbuch
Selbstinszenierung unterscheiden – das eine verdient Beachtung, das andere nicht.
Um kurz zu illustrieren, was ich meine, habe ich eine Rezension meines Romans DIE BRUDERSCHAFT DER RUNEN herausgesucht, die von einem User bei besagtem Internet-Buchhändler veröffentlicht wurde und dort noch immer so zu lesen steht:
»Dieses Buch koennte der Knaller sein, wenn der Autor mit den historischen Fakten nicht so geschludert haette. Z.B. lebten Johann Strauss Sohn und Sir Walter Scott niemals in der gleichen Zeit. Als die Musik Johann Strauss’ nach England kam, war Sir Walter Scott schon lange tot.«
So weit, so gut.
Nur muss man wissen, dass Johann Strauss in meinem Roman mit keinem einzigen Wort Erwähnung findet.
7
Bezahlverlage
Wenn Kritiker so etwas wie die Formwandler auf der Autorenreise sind, dann gibt es auch den Typ des Tricksers. Erinnern wir uns: der von Campbell beschriebene Archetyp des Tricksers hat seine ganz eigene Sicht der Dinge; dadurch sorgt er entweder für Komik oder sucht seinen eigenen Vorteil. Auch in der Literaturlandschaft gibt es solche Trickser – die Bezahlverlage.
Ich bin fast erschrocken, als ich eines Tages eine Mail von einem Leser bekam, der dabei war, einen Fantasy-Roman zu schreiben, den er veröffentlichen wollte. Aus diesem Grund fragte er mich, wie hoch denn die Summe gewesen sei, die ich dem Piper-Verlag gezahlt hätte, damit er DIE RÜCKKEHR DER ORKS veröffentlicht. Ehrlich gesagt dachte ich zuerst, dass mich da einer veralbern will, dem mein Roman schlicht nicht gefallen hätte, aber das war nicht der Fall – die Frage war durch und durch ernst gemeint.
Hintergrund ist folgender: Es gibt Verlage, die ein Buch nur dann drucken, wenn der Autor entweder die ganzen Druckkosten bzw. einen Teil davon übernimmt oder sich verpflichtet, einen nicht unbeträchtlichen Teil der Auflage zu kaufen. An sich ist an diesem Geschäftsmodell nichts Verwerfliches, bei sehr spezieller Fachliteratur oder Doktorarbeiten findet es häufig Anwendung und hat hier auch durchaus seinen Sinn. Leider spielen einige dieser »Druckkostenzuschussverlage« – oder nur kurz Bezahlverlage – jedoch auf geradezu unverschämte Weise mit den Hoffnungen junger Autoren. Man fordert werdende Schriftsteller auf, Manuskripte einzusenden, sichtet diese (ich frage mich nur, nach welchen Gesichtspunkten) und teilt dem Autor, der sein Glück kaum fassen kann, dann mit, dass man das Werk für würdig befunden hätte, gedruckt zu werden. Natürlich, so geht es dann weiter, sei es branchenüblich, dass der Autor die ganze Produktion (oder zumindest einen guten Teil davon) bezahlen müsse. Dass dieser Unfug von unerfahrenen Jungautoren auch noch geglaubt wird, davon gibt die erwähnte Mail frustrierendes Zeugnis.
»Branchenüblich« sieht in Wahrheit anders aus, nämlich so: Zeigt ein Verlag an einem Manuskript Interesse, so wird er dem Autor (oder dessen Agenten) ein Angebot unterbreiten. Dieses setzt sich meist aus zwei Komponenten zusammen, nämlich der prozentualen Beteiligung, die der Autor am Nettoverkaufspreis des Buches bekommt, und einer Vorauszahlung auf diese Beteiligung, dem sogenannten Vorschuss, der sich danach berechnet, wie gut sich der Roman nach Einschätzung des Verlags verkaufen wird. Bei noch unbekannten Autoren fällt dieser Vorschuss nachvollziehbarerweise geringer aus als bei Bestsellerlieferanten, und auch die Größe der Verlags spielt hier natürlich eine gewisse Rolle. Große Verlage, die womöglich noch in einen internationalen Medienkonzern eingebunden sind, können eine nicht eingespielte Vorschusszahlung leichter verkraften als ein Kleinverlag, dem so etwas das Genick brechen kann. Gerade in der Fantasy haben wir es bisweilen mit engagiert geführten, jedoch kleinen Verlagen zu tun, die keine großen Beteiligungen oder Vorschüsse einräumen können, weil sie sonst ihr wirtschaftliches Überleben gefährden würden – dafür sollte man Verständnis haben. An dem grundlegenden Geschäftsmodell ändert sich jedoch auch hier nichts, auch ein noch so kleiner Verlag würde den Autor nie um einen Druckkostenzuschuss anpumpen. Im Gegenteil, der Verlag will dem Autor ein Honorar zahlen.
Die grundsätzliche Idee der Zusammenarbeit zwischen Autor und Verlag ist ja, dass beide ihren Teil dazu beitragen, das Buch auf den Markt zu bringen: Der Autor bringt seine Kreativität ein und liefert das Manuskript, der Verlag lässt es drucken, bringt es über seine Vertriebswege in den Handel
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