Das Zauberer Handbuch
und bewirbt es. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie verlockend der Gedanke ist, gedruckt zu werden und ein »richtiges« Buch mit dem eigenen Namen darauf in den Händen zu halten – von einer Zusammenarbeit mit Bezahlverlagen kann ich jedoch nur abraten. Denn ein Roman, der nicht in den Handel kommt und gleichsam unter Ausschluss der Öffentlichkeit publiziert wird, ist kaum besser als einer, der erst gar nicht gedruckt wird. Mal abgesehen von den Streicheleinheiten fürs Ego zieht man keinen Nutzen daraus – und das Bankkonto ist leer, denn ein paar tausend Euro sind hier gleich beisammen.
Der Grund, warum ich mich in dieser Sache so engagiere, ist der, dass mich einige Wochen, nachdem ich die erwähnte Mail erhalten hatte, eine zweite Nachricht des jungen Kollegen erreichte. Er bedanke sich höflich für meine Antwort, in der ich ihm geraten hatte, bloß die Finger von der Sache zu lassen, hatte sich jedoch dennoch dazu entschlossen, den Vertrag mit dem Druckkostenzuschussverlag zu schließen, und sein Sparbuch dafür geplündert. Eine solche Chance, schrieb er, könne er sich einfach nicht entgehen lassen.
Glücklicherweise gibt es inzwischen zahlreiche Alternativen für all jene, die nicht warten wollen, bis ein Verlag sie »entdeckt«: Sich selbst zu verlegen ohne sich dabei zu ruinieren, war früher fast ein Ding der Unmöglichkeit – die rasante Entwicklung auf dem Gebiet des digitalen Drucks hat jedoch Modelle wie Print on Demand möglich gemacht, bei denen sich die finanzielle Vorleistung in engen Grenzen hält. Und im Reich der E-Books gibt es schon heute viele Autoren, die sich erfolgreich selbst verlegen und vermarkten.
8
Schreibblockade
Da ist es wieder, das böse Wort, der ultimative Feind, der die Autorenreise jäh beenden kann – die Wahrheit oder nur ein Klischee?
Ganz ehrlich, es gibt sie, diese Tage, an denen nichts recht gelingen will. Man wirft die Wörter in die Zeilen, ohne dass sie dort einen Sinn zu ergeben scheinen, kommt nicht in den Erzählrhythmus, von Schreibfluss keine Spur. Das hängt meist nicht so sehr mit dem Schreiben selbst, sondern mit der Verfassung des Autors zusammen – ein Held, der völlig durchhängt, wird schließlich auch keinen Drachen erschlagen können. Eine gute Methode, um solchen Flauten (Blockade scheint mir zu viel gesagt) zu begegnen, ist sicher, sie früh zu erkennen. Wenn der Schreibfluss stockt, hilft es oft, mal rauszugehen und den Kopf frei zu bekommen – eine Tasse Tee oder ein Spaziergang durch den Park können durchaus schon hilfreich sein. Das eingangs beschworene Durchhaltevermögen muss nicht immer bedeuten, etwas mit eiserner Selbstdisziplin auf Biegen und Brechen durchzuziehen – das ist lobenswert, trägt aber gerade bei kreativer Arbeit nicht unbedingt zur Qualität bei. Vielmehr geht es darum, seinem Geist Frischluft zuzufächeln, sich zu regenerieren und sich dann wieder zu motivieren und mit neuer Kraft ans Werk zu gehen.
Das funktioniert meist ziemlich gut, schon deshalb, weil sich Kreativität nicht einfach ausschalten lässt. Während wir unseren Tee trinken oder unseren Spaziergang machen, arbeitet der Verstand unbewusst weiter – und wenn wir an den Schreibtisch zurückkehren, haben wir oft ganz neue Lösungen und Einfälle, etwa für den nächsten Szeneneinstieg, parat.
Was die eigentliche Blockade betrifft, also das Ausbleiben der Schreibfähigkeit aufgrund akuter Einfallsarmut, so ist das tatsächlich eine ziemlich schreckliche Vorstellung für jeden Autor. Man kann ihr aber begegnen, indem man vorausplant und seine Geschichten sorgfältig plottet. Wer ein ausführliches Kapitelexposé als Grundlage seiner Arbeit hat, ist auf spontane Eingebungen sehr viel weniger angewiesen als jemand, der sich unvorbereitet auf die Reise begibt. Das Exposé erfüllt hier dieselbe Aufgabe wie der Faden, den Ariadne einst dem Helden Theseus mitgab, als dieser in das Labyrinth des Minotaurus eindrang: Selbst wenn das Licht ausgeht und es zappenduster wird, weist es uns weiter den Weg. Das Schreiben selbst wird dadurch zwar nicht einfacher, aber das Wissen, dass man einem Ziel entgegenschreibt und einen funktionierenden Handlungsbogen bedient, hilft ungemein und fördert das Selbstvertrauen. Das wiederum braucht man unbedingt, um ein begonnenes Projekt zum Ziel zu führen – und da wollen wir schließlich alle hin.
Fünftes Buch
DER FINALE KONFLIKT
Der Roman ist geschrieben, die Mühen bewältigt – dennoch steht die letzte
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