Das Zaubergift
einzigen blassen Leute in ganz Turai, abgesehen von einigen vornehmen aristokratischen Damen, die sich aus modischen Gründen die Sonne vom Teint halten. Wie sie so auf dem Pferd sitzt, mit ihrem zierlichen Körper und dem schwarzen Umhang, sieht sie aus wie ein spielendes Kind. Jedenfalls wirkt sie überhaupt nicht gefährlich, obwohl sie die Nummer drei in der Meuchelmördergenossenschaft ist. Wir haben es hier mit einer Frau zu tun, die angeblich in einer einzigen Nacht einen Senator, einen Zauberer und einen Orgk-Lord umgebracht hat.
Ich bin keineswegs erfreut darüber, ihr wieder zu begegnen. Ich verabscheue diese kaltblütigen Meuchelmörder, eben weil sie kaltblütige Meuchelmörder sind. Die Tatsache, dass sie aufgrund der schützenden Hände einiger einflussreicher Politiker in Turai trotz ihrer schweren Verbrechen ungestraft herumlaufen können, macht sie mir auch nicht gerade sympathischer.
Es wirkt ziemlich überstürzt von ihr, diesen Magischen Raum zu betreten. Weiß sie eigentlich, dass man von diesem Ort hier nicht so einfach wegkommt?
»Wieso lebst du, Makri?«, erkundigt sich Gurdh. Diese Frage hatte ich gerade selbst stellen wollen, bevor ich von Marihana abgelenkt wurde.
Makri zuckt mit den Schultern. Sie ist mit einem Stein auf ihrer Brust und einem Armbrustbolzen daneben aufgewacht. Sie hat nicht mal eine Narbe davongetragen. Ich erinnere mich, dass ich den Stein einfach auf ihrem Körper habe liegen lassen. Das war wohl auch gut so. Anscheinend hat er bei ihr länger gebraucht als bei Vexial, was auch nicht weiter überraschend ist. Immerhin war sie schon so weit im Jenseits, dass nicht einmal Astrals Lebensstein ihre Lebensgeister registrieren konnte. Das ist schon was, diese gemischte Blutgruppe, denke ich. Ich werde nie wieder glauben, dass Makri tot ist, es sei denn, ich sehe, wie ihr Sarg in ein Grab gesenkt wird. Und vielleicht nicht mal dann.
»Es ist ein verblüffendes Artefakt, dieser Heilstein der Delfine«, sage ich. »Ob ich ihn zurückgeben soll?«
»Natürlich musst du ihn zurückgeben. Die Delfine haben dich schließlich engagiert, damit du ihn findest!«
»Aber wir haben nicht über das Honorar gesprochen. Wenn sie mir Tunfisch anbieten, lehne ich dankend ab.«
Hauptmann Rallig spekuliert, ob sie mich vielleicht mit einem versunkenen Schatz entlohnen würden, obwohl der allgemeine Konsens dahin geht, dass die Delfine Turai schließlich Glück bringen und ich besser nicht mal daran denken sollte, von ihnen Geld zu fordern.
»Außerdem haben sie mich geheilt«, erklärt Makri. »Ich fühle mich großartig.«
»Vermutlich hättest du dich nach einer ausgiebigen Nachtruhe selbst geheilt.«
Makri blickt zum Himmel. »Hübsche blaue Sonne, muss ich schon sagen. Huch, sie ist gerade grün geworden. Was passiert sonst noch so im Magischen Raum?«
Die Bronzefigur von Sankt Quaxinius dreht sich plötzlich zu Marihana um.
»Runter von meinem Ross!«, befiehlt er.
»Alles Mögliche passiert.« Ich seufze. »Es ist wirklich kein allzu gemütlicher Ort.«
Selbst Marihana, die in jeder Form von Verheimlichung ausgebildet ist, sowohl körperlicher als auch mentaler, kann nicht ihre Überraschung darüber verbergen, dass sie von einer Statue herumkommandiert wird. Sie springt gewandt von dem Bronzepferd und mustert den Heiligen misstrauisch. Der verfällt wieder in ehernes Schweigen.
»Hat er wirklich gesprochen?«, will Gurdh wissen. Er hebt nervös die Axt. Als Barbar fühlt er sich natürlich mit keiner Art von Magie besonders wohl, und das hier muss ihn außerordentlich befremden.
»Ja. Hier spricht so ziemlich alles.«
Wir betrachten die ständig wechselnden Farben der Landschaft.
»Ist das der Ort, an den man gelangt, wenn man die Pilze isst, die Bertax immer im Wald sammelt?«, erkundigt sich Makri.
Diese Frage verstehe ich nicht. Ich weiß nichts von Pilzen, die Bertax im Wald sammelt.
»Nun gut, jetzt sind wir hier. Und was machen wir jetzt?«, fragt Hauptmann Rallig. Er ist einfach ein Pragmatiker, der nicht lange herumstehen und die Aussicht bewundern kann.
»Übrigens, ist der Beutel in der Außenwelt immer noch zu sehen?«
»Ja.«
»Und wir sind drin?«
»Ja.«
»Und wenn jemand ihn aufhebt und ins Feuer wirft?«
»Wer würde das tun? Immerhin ist eine goldene Statue drin.«
»Präfekt Tholius könnte sich vielleicht entschließen, auf die goldene Statue zu verzichten und dafür seinen Hintern zu retten, wenn er mit einem Schlag alle Zeugen für seine
Weitere Kostenlose Bücher