Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Zauberschwert - 10

Das Zauberschwert - 10

Titel: Das Zauberschwert - 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
begann es wieder zu schneien, und zwar mit einer so merkwürdigen Beharrlichkeit, dass es ihn beunruhigte. Er hatte von den Blizzards der Berge gehört, und der Gedanke, im Freien von einem überrascht zu werden, ohne Essen und Schutzkleidung und Obdach, brachte ihn vor Angst fast um den Verstand. Es dauerte nicht lange, und der Schnee fiel so dicht, dass Andrew kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte. Seine Schuhe waren durch und durch nass und verklumpt von der kalten, klebrigen Masse.
Es ist aus mit mir, dachte er bitter. Das war es schon, als das Flugzeug abstürzte, nur hatte ich nicht Verstand genug, es zu erkennen.
Meine einzige Chance war gutes Wetter, und damit ist es jetzt vorbei.
Es blieb ihm nichts weiter übrig, als sich ein Plätzchen zu suchen, möglichst geschützt vor dem verdammten Wind, der um die Felsklippen über ihm heulte, es sich bequem zu machen und im Schnee einzuschlafen. Das wäre dann das Ende von allem. So verlassen, wie dieser Teil der Welt aussah, mochte es eine solche Zahl von Jahren dauern, bevor jemand über seine Leiche stolperte, dass niemand mehr sagen konnte, ob er ein Terraner oder ein Eingeborener dieses Planeten gewesen war.
Verdammt sei dieser Wind! Er heulte wie ein Dutzend Windmaschinen, wie ein Chor verlorener Seelen aus Dantes Inferno, und er brachte eine merkwürdige Illusion mit. Es hörte sich an, als riefe jemand ganz weit weg seinen Namen.
Andrew Carr! Andrew Carr!
Natürlich war es eine Sinnestäuschung. Niemand im Umkreis von dreihundert Meilen um diesen Ort wusste, dass er hier war, ausgenommen vielleicht das Geistermädchen, das er nach dem Absturz des Flugzeugs gesehen hatte. Falls sie sich tatsächlich innerhalb von dreihundert Meilen Entfernung befand. Andrew hatte keine Ahnung, ob sie seinen Namen kannte. Verdammt sollte sie sein, wenn es sie überhaupt gab. Was er bezweifelte.
Carr stolperte und fiel der Länge nach in den tiefen Schnee.
Er wollte aufstehen, dann dachte er: Ach, zum Teufel, was soll’s? Er ließ sich wieder fallen.
Irgendwer wer tatsächlich seinen Namen.
Andrew Carr! Komm hier entlang, schnell! Ich kann dir den Weg zu einem Obdach zeigen, aber mehr vermag ich nicht.
Hingehen musst du selbst.
Er hörte sich der leisen Stimme, die wie ein Echo in seinem Gehirn war, verdrießlich antworten: „Nein. Ich bin zu müde. Ich kann nicht mehr weitergehen.“
„Carr! Sieh mich an!“
Widerwillig, die Augen mit der Hand vor dem heulenden Wind und den scharfen Schneenadeln schirmend, hob Andrew Carr den Blick. Er wusste bereits, was er sehen würde.
Natürlich war es das Mädchen.
Sie war nicht wirklich da. Wie konnte sie auch da sein in ihrem dünnen blauen Gewand, das wie ein zerrissenes Nachthemd aussah, barfuß, das Haar unbewegt von dem eisigen, schneebeladenen Wind?
Laut sagte er, und der Wind riss ihm die Worte vom Mund und trug sie fort, so dass das Mädchen sie aus einer Entfernung von zehn Fuß unmöglich hätte hören können: „Was hast du jetzt vor? Bist du wirklich hier? Wer bist du?“
Mit dieser gedämpften Stimme, die immer nur gerade bis an sein Ohr und keinen Zoll weiter zu tragen schien, setzte sie ihm auseinander; „Ich weiß nicht, wo ich bin, sonst wäre ich nicht dort, denn es ist kein Ort, an dem zu sein ich mir wünsche. Wichtig ist, dass ich weiß, wo du bist und wo sich der einzige sichere Ort für dich befindet. Folge mir, schnell! Steh auf, du Dummkopf, steh auf!“
Carr stolperte auf die Füße und raffte den Mantel um sich.
Sie schien etwa acht Fuß von ihm entfernt im Sturm zu stehen. Immer noch war sie in das dünne, zerrissene Nachthemd gekleidet, aber obwohl ihre bloßen Füße und Schultern blass durch Risse in dem Gewand schimmerten, zitterte sie nicht in der Kälte.
Sie winkte – jetzt, wo sie seine Aufmerksamkeit geweckt hatte, wollte sie anscheinend keine Mühe mehr darauf verwenden, sich mit Worten verständlich zu machen – und begann, leichtfüßig über den Schnee zu wandern. Ihre Füße, so stellte er mit einem unheimlichen Gefühl der Irrealität fest, berührten den Boden nicht ganz. Ja, das passt, wenn sie ein Geist ist.
Mit gesenktem Kopf taumelte er der entweichenden Gestalt des Mädchens nach. Der Wind riss an seinem Mantel und ließ ihn wild hinter ihm herflattern. Seine Schuhe waren dicke, halb gefrorene Klumpen aus nassem Schnee, und sein Haar und die Bartstoppeln stachen ihn eisig ins Gesicht. Der Boden war jetzt mit einer gleichmäßigen weißen Decke versehen, die Unebenheiten

Weitere Kostenlose Bücher