Das Zauberschwert - 10
einem Turm ausgebildet worden …“
Der Mann seufzte. „Das ist richtig. Und ich will es versuchen. Das wollte ich von Anfang an. Aber erhoffe dir nicht zu viel, Breda.“ „Wirst du es gleich versuchen?“, flehte sie. „Ich werde tun, was ich kann. Bring mir zuerst etwas, das Callista gehört – einen Schmuck, ein Kleidungsstück, das sie häufig trägt, etwas in der Art.“ Während Ellemir es holen ging, zog Damon seinen Sternenstein aus der schützenden Seidenumhüllung und betrachtete ihn grübelnd. Ja, er war Telepath und im Turm in den alten Wissenschaften Darkovers ausgebildet worden – für kurze Zeit. Und die ererbte Gabe, das Laran der RidenowFamilie, war das psychische Wahrnehmen außermenschlicher Kräfte, in das genetische Material der Ridenow-Domäne vor Jahrhunderten für genau solche Aufgaben hineingezüchtet. Aber in dieser späten Zeit wurden die darkovanischen nichtkausalen Wissenschaften wenig benutzt; durch Heiraten zwischen den Familien, durch Inzucht vererbten sich die alten Laran-Gaben selten rein.
Damon besaß das familienspezifische Talent in vollem Ausmaß, doch sein ganzes Leben lang hatte er es als einen Fluch betrachtet, nicht als einen Segen, und er scheute davor zurück, es einzusetzen. Ebenso wie er davor zurückgescheut war – er sah der Tatsache und seiner Schuld jetzt ins Gesicht –, es zur Rettung seiner Männer einzusetzen. Der Ritt, der nach einem friedlichen Ausflug in einer Familienangelegenheit ausgesehen hatte, war zu einem Alptraum geworden, und er hatte die Gefahr geradezu riechen können. Doch er hatte nicht den Mut aufgebracht, seinen Sternenstein zu benutzen, die Matrix, die er im Turm erhalten und so genau auf das telepathische Muster seines Gehirns abgestimmt hatte, dass sie von niemand anderem gebraucht oder auch nur angefasst werden durfte.
Weil er sie fürchtete … er hatte sie immer gefürchtet.
Die Zeit kehrte sich um, löschte fünfzehn dazwischenliegende Jahre aus, und ein jüngerer Damon stand mit gesenktem Kopf vor der Bewahrerin Leonie, derselben jetzt alternden Leonie, deren Platz Callista hatte einnehmen sollen. Leonie war auch damals keine junge Frau mehr und alles andere als schön gewesen. Ihr feuerfarbenes Haar ergraute bereits, ihr Körper war flach und dürftig, aber ihre grauen Augen blickten sanft und mitleidig.
„Nein, Damon. Du hast nicht versagt, du hast nicht mein Missfallen erregt. Und wir alle – auch ich – lieben und schätzen dich. Du bist nur zu sensibel, du kannst dich nicht abschirmen. Wärst du als Mädchen geboren, in einem weiblichen Körper, hätte aus dir eine Bewahrerin werden können, vielleicht eine der größten. Als Mann jedoch – sie zuckte leicht die Schultern – „würdest du dich selbst zerstören, dich in Stücke reißen. Frei von dem Turm mag es dir gelingen, dich mit anderen Dingen zu umgeben, weniger sensibel, weniger …“ – sie suchte nach dem genau passenden Wort – „… weniger verwundbar zu werden, Ich schicke dich zu deinem eigenen Besten fort, Damon; deiner Gesundheit, deines Glücks, möglicherweise sogar deiner geistigen Gesundheit wegen.“ leicht wie ein Hauch berührten ihre Lippen seine Stirn. „Du weißt, ich liebe dich, und aus diesem Grund möchte ich dich nicht zu Grunde richten. Geh, Damon.“
Das machte jede Bitte sinnlos. Damon war gegangen und hatte die Verwundbarkeit, die Gabe, die er wie einen Fluch mit sich schleppte, verwünscht.
Er hatte sich eine neue Karriere im Comyn-Rat aufgebaut, und obwohl er kein Soldat und kein Schwertkämpfer war, hatte er, als die Reihe an ihn kam, die Garde befehligt: ständig von dem Wunsch getrieben, sich zu bewähren. Nicht einmal sich selbst gegenüber gestand er jemals ein, wie tief diese Stunde mit Leonie ihn in seiner Männlichkeit getroffen hatte.
Vor jeder Arbeit mit dem Sternenstein war er in Entsetzen und Panik zurückgewichen. Doch er trug ihn immer noch, denn er war zu einem Teil von ihm geworden.
Und jetzt musste er mit ihm arbeiten, obwohl sein Gehirn, seine Nerven, alle seine Sinne schreiend revoltierten …
Ellemirs Frage: „Damon, bist du eingeschlafen?“, riss ihn in die Gegenwart zurück.
Er schüttelte den Kopf, um die Phantome des Versagens und der Furcht zu vertreiben. „Nein, nein. Ich bereite mich vor. Was bringst du mir aus Callistas Besitz?“
Ellemir öffnete die Hand. Darin lag ein Schmetterling aus Silberfiligran, zierlich besetzt mit vielfarbenen Edelsteinen.
„Das hat Callista immer im Haar getragen“,
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