Das Zauberschwert - 10
Handgelenke, so dass ich den Sterne nstein noch sehe – ja, da, am Puls. Nun …“ Vorsichtig versuchte er, einen telepathischen Kontakt herzustellen. Ellemir zuckte körperlich zurück, und er lächelte. „Ja, das ist gut, du nimmst den Kontakt wahr. Deine ganze Aufgabe ist es, über meinen Körper zu wachen, solange ich ihn auf der Suche nach Callista verlassen habe. Wenn ich hinausgehe, werde ich mich unter deinen Händen kalt anfühlen, mein Herz und mein Puls werden sich etwas verlangsamen. Das ist normal; hab keine Angst. Aber wenn wir unterbrochen werden, lass nicht zu, dass mich irgendwer berührt.
Vor allem verhindere, dass mich irgendwer bewegt. Wenn mein Puls anfängt, sich zu beschleunigen und zu rasen oder wenn die Adern an meinen Schläfen anschwellen oder mein Körper entweder eiskalt oder sehr warm wird, musst du mich aufwecken.“
„Wie soll ich das machen?“
„Ruf meinen Namen und lege deine ganze Kraft hinein“, wies Damon sie an. „Du brauchst nicht laut zu sprechen, sende mir nur deine Gedanken zu, indem du meinen Namen rufst.
Gelingt es dir nicht, mich zu erreichen, und wird es schlimmer – zum Beispiel, wenn sich Schwierigkeiten in der Atmung zeigen –, weckst du mich sofort, zögere es nicht länger hinaus.
Als letzte Möglichkeit berührst du den Stein. Das darfst du aber nur tun, wenn alle anderen Mittel versagt haben.“ Er wand sich innerlich dabei. „Das ist der letzte verzweifelte Ausweg; er ist schmerzhaft und kann einen Schock bei mir erzeuen.“ Ihre Hände auf seinen Handgelenken zitterten, und er spürte ihre Angst und ihr Zögern wie einen leichten Nebel, der die Klarheit seiner eigenen Gedanken verschleierte.
Armes Kind. Wenn ich ihr das nur nicht antun müsste!
Verdammtes Pech. Musste Callista sich unbedingt in diese Patsche … Er zwang sich, gerecht zu sein, und versuchte, sein hämmerndes Herz zu beruhigen. Callistas Schuld war es auch nicht. Er sollte sich seine Flüche für die Entführer sparen.
Ellemir sagte schüchtern: „Sei nicht böse, Damon“, und er dachte: Sie spürt, dass ich böse bin, das ist ein gutes Zeichen.
Laut sagte er: „Ich bin nicht böse auf dich, Breda.“ Er benutzte das intime Wort, das einfach Verwandte, aber auch Liebling bedeuten konnte. Noch einmal rückte er sich zurecht, konzentrierte sich auf das Gefühl, das ihm Callistas Haarspange zwischen seinen Händen vermittelte, und den Sternenstein darüber, der sanft im gleichen Rhythmus wie seine Nervenströme pulsierte. Alles andere schloss er aus, Ellemirs kalte Hände an seinen Handgelenken und ihren warmen Atem an seiner Kehle, den zarten Duft ihrer ihm so nahen Weiblichkeit. Er löschte das Flackern des Feuers und der Kerze neben ihnen aus, sänftigte die Schatten im Raum, ließ sich in das Pulsieren des Sternensteins einsinken. Sein Geist nahm wahr, wie sich seine Muskeln lockerten, als sein Körper gefühllos wurde. Einen Augenblick existierte nichts außer dem blauen Stein, der den Schlag seines Herzens wiedergab. Dann blieb sein Herz stehen, oder zumindest war er sich seines Herzens nicht mehr bewusst, nur noch der sich ausdehnenden Bläue; ein Gleißen, eine blaue Flamme, ein heranbrausendes Meer, das ihn ertränken wollte …
Ein kurzer Schock, und er hatte seinen Körper verlassen. Er stand über ihm, blickte von oben mit einer gewissen ironischen Losgelöstheit auf den dünnen, im Sessel zusammengesunkenen Mann hinunter, auf das zarte, ängs tlich wirkende Mädchen, das neben ihm kniete und seine Handgelenke umfasste. Das sah er nicht wirklich, sondern er nahm es auf eine merkwürdige, dunkle Weise durch geschlossene Augenlider wahr.
In dem Überlicht, das sich um ihn bildete, blickte er schnell an sich herab. Wie immer, wenn er hinausging, fühlte er sich größer, stärker, muskulöser, und er bewegte sich mühelos. Die Wände der Halle lösten sich auf und verschwanden. Der Mann im Sessel hatte eine schäbige Weste und lederne Reithosen getragen. Dieser Körper, wenn es ein Körper genannt werden durfte, war in eine schimmernde Tunika aus Gold und Grün gekleidet, die in einem schwachen feurigen Glühen flackerte.
Leonie hatte ihm einmal gesagt: „So sieht dein Geist sich selbst.“ Seine Arme und Füße waren bloß, und das belustigte ihn. So will ich in den Blizzard hinausgehen? Aber natürlich war der Blizzard nicht hier, obwohl er, wenn er lauschte, das schwache Heulen des Windes hörte. Wie heftig musste der Sturm toben, dass sein Echo bis in die Überwelt
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