Das Zauberschwert - 10
akute Übelkeit war vorüber. Damon kniete neben ihm und blickte ihm besorgt in die Augen.
„Andrew, bist du in Ordnung?“
„Mir geht es … prima“, stieß Carr verlegen hervor. „Zum Teufel, was …“
Ellemir – er merkte auf einmal, dass sie eine Hand ihm, die andere Damon gereicht hatte – drückte seine Hand leicht. Sie sagte: „Ich habe Callista nicht gesehen. Aber sie war für einen Augenblick da. Verzeih mir, dass ich an dir gezweifelt habe.“
Andrew war die Situation merkwürdig peinlich. Er wusste genau, dass er sich nicht aus seinem Sessel entfernt, dass er nichts außer Ellemirs Fingenpitzen berührt und dass Damon ihn überhaupt nicht berührt hatte, und doch hatte er das bestimmte Gefühl, es sei etwas Tiefgreifendes und beinahe Sexuelles zwischen ihnen allen geschehen, Callista, die gar nicht da war, eingeschlossen. „Wie viel von dem, was ich empfinden habe, war real?“, fragte er.
Damon zuckte die Schultern. „Eine Frage der Definition.
Was ist real? Alles und nichts. Oh, die Visionen …“ Er erkannte die Natur von Andrews Verlegenheit. „Das. Lass es mich so erklären. Wenn das Gehirn eine Erfahrung macht, die keiner anderen vorher gemachten gleicht, visualisiert es sie in vertrauten Bildern. Ich hatte ein paar Sekunden lang den Kontakt verloren – doch ich kann mir vorstellen, dass du starke Emotionen gehabt hast.“
„Ja“, gestand Andrew fast unhörbar.
„Es war eine ungewöhnliche Emotion, deshalb assoziierte dein Verstand sie sofort mit einer vertrauten, ebenso starken, die zufällig sexueller Natur war. Ich meinte, über ein Hochseil zu balancieren, ohne hinunterzufallen, und dann fand ich etwas, woran ich mich festhalten konnte. Aber …“ – plötzlich grinste er – „… sehr viele Menschen denken in sexuellen Bildern, also mach dir deswegen keine Gedanken. Ich bin daran gewöhnt, das ist jeder, der sich jemals in einem direkten Rapport hat zurechtfinden müssen, Jeder hat seine individuellen Bilderfolgen. Du wirst sie bald wie Stimmen auseinander halten können.“
Ellemir murmelte: „Ich hörte immerzu Stimmen in verschiedenen Tonlagen, die schließlich in Harmonie zusammenfanden und in einem gewaltigen Chor sangen.“
Damon beugte sich vor und berührte ihre Wange leicht mit den Lippen. „Das war also die Musik, die ich hörte?“
Andrew erinnerte sich, dass er irgendwo im Hintergrund ebenfalls sich zusammenfindende Stimmen vernommen hatte. Musikalische Visionen, dachte er ein bisschen belustigt, sind sicherer und weniger enthüllend als sexue lle. Forschend betrachtete er Ellemir, lotete seine Gefühle für sie aus und stellte fest, dass er gleichzeitig auf zwei Ebenen dachte. Auf der einen war er mit Ellemir intim, als sei er seit langem ihr Liebhaber, als verstehe er sie sehr gut und fühle sich als ihr Beschützer. Auf einer anderen Ebene war er sich noch deutlicher bewusst, dass dies Mädchen ihm fremd war, dass er nur ihre Fingerspitzen berührt und auch nicht die Absicht hatte, jemals mehr als das zu tun. Das verwirrte ihn.
Wie kann ich gleichze itig diese fast sexuelle Verbundenheit mit ihr spüren und gleichzeitig an ihr als Person überhaupt kein sexuelles Interesse haben? Vielleicht hat Damon Recht, und ich habe nur unbekannte Emotionen in bekannte Vorstellungen visualisiert. Denn das gleiche Gefühl von Intimität und Verbundenheit habe ich Damon gegenüber, und das stört mich wirklich. Er bekam Kopfschmerzen davon.
Damon sagte: „Ich habe Callista auch nicht gesehen, und ich war nicht richtig mit ihr in Kontakt, und doch habe ich gespürt, dass Carr es war.“ Er seufzte vor körperlicher Müdigkeit, aber sein Gesicht war friedlich.
Das geruhsame Zwischenspiel war kurzlebig. Einen Augenblick lebte Callista und war gesund, und Andrew musste es sofort merken, wenn ihr jemand etwas antat. Aber wie lange, überlegte Damon, würde sie am Leben bleiben? Entdeckten die Feinde, dass Callista jemanden draußen erreicht hatte, jemanden, dem es möglich war, Retter zu ihr zu führen – nun, dann lag es auf der Hand, wie die Rettung zu vereiteln war.
Andrew konnte eine tote Callista nicht erreichen. Und das war so einfach und offenkundig, dass sich Damon die Kehle zusammenschnürte. Fingen die Entführer irgendeinen Hinweis auf, was er zu tun versuchte, kamen sie auf den leisesten Verdacht, dass die Retter unterwegs waren, mochte Callista nicht mehr lange genug leben, um gerettet zu werden.
Warum hatten sie sie bisher am Leben gelassen? Wieder sagte Damon
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