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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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bestechen wollte, ihn mit meiner Mutter alleinzulassen. Meine Mutter war immer belustigt, wenn Josefa das erwähnte. Sie meinte, der Künstler habe ihr Geschichten erzählt, die sie zum Lachen brachten, sodass es ihr nicht langweilig wurde, ihm Modell zu sitzen.
    Als das Portrait fertig war, sagte Josefa, war Don Diego begeistert. Es hing im Schlafgemach meiner Mutter und meine Schwester und ich fanden es sehr schön. Auf dem Bild trug meine Mutter sehr viel prachtvollere Kleider, als sie es zu Hause tat, wo sie mit der Familie und häuslichen Angelegenheiten zu tun hatte. Auf dem Gemälde tanzte das Licht auf ihrem seidenen Kleid mit seinem weiten Rock und der steifen weißen Halskrause. Ihr Haar war hochgesteckt, das Gesicht von Perlen und Bändern eingerahmt, die Ärmel ihres Kleides waren mit Spitze besetzt und die Perlen ihres Rosenkranzes waren um ihre Finger geschlungen. Ihre dunklen Augen waren geweitet und obwohl sie schüchtern aussah, schienen sie zu lächeln, so wie sie es im wirklichen Leben taten. Josefa sagte, vor der Hochzeit sei das Portrait in einem der öffentlichen Räume des königlichen Palastes ausgestellt gewesen und habe dort große Bewunderung erregt, bis der Kronprinz, Don Balthazar, Gefallen daran fand.
    An diesem Punkt in ihrer Erzählung schüttelte Josefa immer den Kopf. Sie murmelte dann, dass seit seiner Geburt vielleicht ein böser Fluch auf ihm laste. Er hatte ein grelles Lachen, das durch die Gänge des Palasts hallte, und oft raubten ihm Anfälle den Verstand, sodass er mit Schaum vor dem Mund heulte und mit unsichtbaren Gegnern kämpfte und dabei so sehr um sich schlug, dass man ihn wie einen Hund anketten musste. Obwohl er der Thronerbe war, blieben Heiratsverhandlungen ergebnislos. Meine Mutter wies Josefa an, über etwas anderes zu sprechen, das für junge Ohren besser geeignet sei als Hofskandale um den armen Prinzen. Dann runzelte Josefa finster die Stirn und entgegnete: »Ich weiß, was ich weiß«, sagte aber nichts mehr.
    Nach der Hochzeit nahm mein Vater meine Mutter und das Portrait mit auf seine Burg, eine alte maurische Festung auf den Hügeln südlich von Madrid. In einer meiner frühesten Erinnerungen sitze ich mit Josefa in einem der zugigen Türme und winke meinem Vater zum Abschied, als er zu einer Seereise nach Spanischamerika aufbricht.
    Meine Mutter hatte fünf Kinder, die ihre Zeit in Anspruch nahmen – meine drei älteren Brüder, eine Schwester, Consuela, und mich. Wir führten ein ruhiges Leben, begannen jeden Tag mit der Messe, dann hatten wir Unterricht. Nach dem Essen verschwanden die Jungen mit ihren Falken, Sätteln und Jagdhunden, während Consuela und ich unsere Musik und Stickereien hatten, unsere Tanzschritte übten oder Dame spielten. Consuela war drei Jahre älter als ich und mit dreizehn hatte sie große Ähnlichkeit mit meiner Mutter. Josefa sagte, ich sei wie mein Vater.
    Wenn wir ihn zwischen zwei Reisen sahen, war mein Vater freundlich. Consuela und ich sangen ihm vor, er stellte meinen Brüdern Fragen zu ihrem Schulunterricht und brachte uns wunderbare Geschenke mit – Schmuck und weiche Schultertücher, vergoldete Nähkästchen und fein geschmiedete Schwerter für die Jungen. Er und meine Mutter zogen sich immer früh zurück. Ein paar Wochen später reiste er wieder ab.
    Die Jungen schliefen in einem der Türme mit ihren Lehrern und Consuela, Josefa und ich schliefen in einem Alkoven an einem Ende der Wohnräume der Familie. Am anderen Ende lag das Schlafgemach meiner Mutter. Consuela schlief fest, doch ich hatte einen leichten Schlaf. Auch leise Geräusche – das Knacken der Holzscheite im Kamin, der Schrei eines Nachtvogels oder Josefas Schnarchen – weckten mich. Eines Nachts, einen Monat, nachdem mein Vater nach einem Herbstbesuch wieder abgereist war, hörte ich Hufgetrappel im Burghof. Eine laute Stimme befahl: »Öffnet, im Namen des Königs!«, und dann waren schwere Schritte zu hören. In barschem Ton wurden die Diener weggeschickt. Meine Mutter rief Josefa hastig zu, sie solle bei den Kindern bleiben. Ich sagte, sie klinge ängstlich, und an der Art, wie Josefa mir bedeutete zu schweigen, erkannte ich, dass auch sie Angst hatte.
    Viele Stunden später ritten unsere geheimnisvollen Besucher wieder davon. Ich fragte Josefa, wer sie seien. Josefa schüttelte den Kopf und sagte nichts.
    Am Morgen schlich ich mich in das Schlafgemach meiner Mutter. Sie hatte dunkle Ringe unter den Augen und einen Bluterguss auf der Wange. Josefa

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