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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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über unser Lager herfielen und sich die ersten von ihnen Salomé näherten. Einer packte ihr Kleid und riss es ihr von den Schultern, ein anderer riss ihr das Unterkleid vom Leib. Sie wand sich hin und her und versuchte zu fliehen, sie war nackt, nur die Medaille trug sie noch um den Hals. Die Soldaten versperrten ihr den Weg und verspotteten sie, um ihre Angst zu schüren und den Augenblick der Rache hinauszuzögern. Wir hörten Rufe wie »Erteilt erst dieser Hexe eine Lektion und dann den anderen« und dann drängten sie sich immer dichter um sie. Wir liefen und stolperten den Berg hinunter und schrien »Nein!«, als Salomé über uns hinweg in den Himmel blickte. Dann kamen die Schwalben. Ihre schrillen Rufe wurden lauter und lauter und ein riesiger dunkler Schwarm von Vögeln fiel über die Soldaten her und pickte nach ihren Augen und ihren Helmen. Die Soldaten schlugen mit ihren Schwertern um sich und verwundeten sich gegenseitig und hieben viele Vögel entzwei.
    Dann war ein tiefes Grollen im Berg zu hören, er schwankte unter unseren Füßen und ein entsetzliches Dröhnen wie die Donnerstimme Gottes warf uns und die Soldaten zu Boden. Im Felsen hinter Salomé öffnete sich ein Spalt. Vom Berg regnete es Felsbrocken; Salomé zog den Kopf ein und schlüpfte in die Spalte. Die Erde bebte noch einmal und der Spalt schloss sich hinter ihr. Die Soldaten, die noch am Leben waren, schrien, der Berg werde von einer Göttin beherrscht. Sie flohen und zerrten die Verwundeten mit sich.
    Zitternd und weinend stiegen wir herab und besahen die Stelle, an der Salomé verschwunden war. Der Boden war mit Blut und den Leichen von Männern und Schwalben übersät und dort sah ich etwas glitzern. Ich hob es auf. Salomés Medaille. Ich streifte sie mir über den Kopf. »Wir gehen nicht zurück«, schwor ich. »Salomé ist hier … Hier werden wir bleiben.« Am nächsten Tag flogen die Schwalben davon. Und dort, wo Salomé in den Berg gegangen war, entsprang eine Quelle.
     
    Der Cafébesitzer hatte sich gähnend verabschiedet und war nach Hause gegangen. Mitternacht war längst vorbei und er ließ die Schlüssel und eine offene Flasche Wein auf dem Tisch zurück. Alejandro dankte ihm leise und sagte, er werde abschließen und ihm den Schlüsselbund in den Briefkasten werfen.
    »Auch zum dritten Evangelium gibt es ein Bild«, sagte Menina. »Wenn man die sechs Gemälde von Tristán Mendoza in eine Reihe stellt, hat man einen religiösen Bilderzyklus. Das alles klingt so unwahrscheinlich, dass ich immer wieder denke, ich könnte das alles vielleicht ganz falsch verstanden haben. Ich werde wirklich froh sein, wenn jemand anderes sich das ansieht.«
    »Aber wenn Sie an den Anfang der Chronik zurückgehen, dann war es das, was die Nonnen sich erhofft hatten: dass jemand die Chronik und die Medaille ins Kloster zurückbringt und sich alles zusammenfügt. Allerdings glaube ich – obwohl ich mir nicht sicher bin –, dass Tristán Mendoza den Zyklus gemalt haben muss, nachdem die vier Mädchen das Kloster verlassen hatten. Denn in der Zeit zwischen seiner Ankunft im Kloster und der Abreise der vier Mädchen, hat er ein Portrait der fünf gemalt, die hier waren. Also ist es vielleicht noch irgendwo im Kloster.«
    Im Café herrschte Schweigen. Ernesto nahm seine Brille ab und rieb sich die Augen. »In dieser Chronik haben Sie ohne Zweifel unglaublich wichtige Dinge entdeckt. Die Gemälde, der Schlüssel zu ihrer Bedeutung, die Geschichte des Klosters …«
    »Und vielleicht auch ein wenig von meiner eigenen Geschichte. Nachdem ich die Chronik gelesen habe, vermute ich, dass die Medaille lange Zeit im Besitz meiner leiblichen Familie war und möglicherweise sogar mit einem anderen Wunder verknüpft ist. Und ich habe das seltsame Gefühl, dass diese Verknüpfung vielleicht der Grund war, weshalb ich all das finden und zusammenfügen sollte.«
    »Sie sind … Ich kann keine Worte finden, um Ihnen zu sagen, was Sie sind«, sagte Alejandro. »Keine Worte, die ausdrücken, was Sie getan haben.« Diesmal griff er über den Tisch hinweg nach ihrer Hand und scherte sich nicht darum, ob Ernesto es sah.
    »Ich habe das Gefühl, dass das erst der Anfang ist«, sagte Menina. Sie sah ihn lächend an. »Ich denke … um es mit dem Dichter zu sagen: ›Das Beste kommt erst noch.‹«

KAPITEL 36

    Kloster Las Golondrinas, Unesco-Weltkulturerbestätte, Tristán-Mendoza-Stiftung und Museum, Leitung: Menina Walker de Fernández und Alejandro Fernández

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