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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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erschienen ist. Bei diesen Gelegenheiten hat sich die Gründerin immer aus einem bestimmten Grund gezeigt, sei es, um Rat zu erteilen oder um eine Warnung auszusprechen. Ihre Worte wurden der Schreiberin immer genauestens diktiert, sodass man sie nachlesen konnte, wenn es nötig war.
    Natürlich steht das Skriptorium allen im Orden offen – seit den frühesten Tagen der Gemeinschaft herrscht die Regel, dass Wissen für alle da ist und dass alle Nonnen eine gute Schulbildung bekommen, lesen und schreiben können und Arithmetik und Latein lernen. Doch Sor Angela erlaubte niemandem, die Schriftrollen zu berühren. Sie sagte immer, sie seien auf eine bestimmte Weise geordnet, die nur sie verstünde, und in einer bestimmten Wandnische, hinter einem Vorhang. Selbst die Äbtissin zögerte, wenn sie die Schriftrollen zu Rate ziehen wollte, nicht nur wegen Sor Angela, sondern auch, weil es schwierig war, sich in den Schriftrollen zurechtzufinden. Doch solange Sor Angela über das Skriptorium herrschte, konnte man nichts tun.
    Sor Angela wusste nicht, dass es zu meinen Aufgaben gehörte, über sie zu wachen, da sie bisweilen eine Kerze umstieß, ohne es zu merken. Aber, ach, hätte sie das Skriptorium in Brand gesetzt, hätte sie damit kaum einen größeren Schaden anrichten können als mit ihrer Methode der Aufbewahrung.
    In der letzten Woche war ich damit beschäftigt, Tinte zu mischen, um einen Brief zu beantworten, als die Äbtissin kam und den Bericht über die Worte der Gründerin zu lesen wünschte, die sie bei ihrem letzten Erscheinen gesprochen hatte. Dieses Ereignis lag mehr als dreißig Jahre zurück. Sie ließ es nicht zu, dass ich aufstand und den Bericht für sie holte, also wies ich ihr den Weg zu der Wandnische, in der die Schriftrollen aufbewahrt werden. Ich hatte gerade meine Feder in die Tinte getaucht, als die Schreie der Äbtissin den Frieden zerrissen. Ich ließ meine Feder fallen und eilte so schnell zu ihr, wie mein lahmes Bein es mir ermöglichte, da ich fürchtete, sie hätte vielleicht ein Schlangennest aufgestört und sei gebissen worden. Doch hinter dem Vorhang war die Wandnische ein Durcheinander aus zerfetzter Schafshaut und Pergament – das Werk von Ratten! Der Anblick war so schrecklich, dass die Äbtissin und ich den Verlust beweinten.
    »Vielleicht«, sagte die Äbtissin und trocknete sich mit dem Ärmel die Augen, »ist es nicht so schlimm, wie es aussieht.« Doch es war so schlimm. Auch ohne die Ratten waren viele Schriftrollen zerfallen, durch das Alter brüchig geworden, oder sie waren durch Schimmel unleserlich. Einige zerfielen in unseren Händen zu Staub.
    Während wir die Fetzen zu ordnen versuchten, seufzte die Äbtissin. »Es ist ein Brief gekommen, vom Heiligen Offizium der Inquisition, der mich unruhig macht. Daher suchte ich den Eintrag vom letzten Erscheinen unserer Gründerin. Ich glaube, es war kurz nachdem unsere katholischen Monarchen Isabel und Fernando geheiratet hatten. Damals warnte sie uns, dass sie geschworen hatten, Spanien unter dem christlichen Glauben zu vereinen und die Mauren zu vertreiben. Und sie würden mit dem Segen des Papstes die Macht der Inquisition stärken, um das Land von Ketzern und Ungläubigen zu reinigen. Die Gründerin warnte vor Schrecken, die über das Volk kommen würden, und erteilte einen Rat, wie das Evangelium zu schützen sei. Das ist es, was ich wissen muss. Der Brief vom Heiligen Offizium kündigt eine systematische Prüfung aller religiösen Häuser an. Vor allem solche Klöster wie das unsere, die in der besonderen Gunst der königlichen Familie stehen, sollen untersucht werden, da ›die Verbindung zur königlichen Familie eine regelmäßige Bestätigung der Reinheit des Glaubens und der Abwesenheit von Ketzern notwendig macht‹. Natürlich suchen sie nach Moslems und Juden, und selbst wenn es keine gibt, hat die Inquisition Methoden, welche zu entdecken oder zumindest conversos , die automatisch in Verdacht geraten. Pah! Es ist übel, was die Inquisition macht, eine Spaltung zwischen denen herbeizuführen, die Gott dienen und den Armen helfen. Unser Orden hat immer friedlich gelebt, unter den Römern und den Westgoten und am längsten unter unseren maurischen Herrschern. Wir haben dem Propheten Mohammed stets den größten Respekt entgegengebracht und wie die Juden und auch die Moslems führten die ersten Christen alles auf den Willen Gottes zurück. Wir haben so viel gemeinsam, gleichgültig, ob wir Juden, Moslems oder Christen

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