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Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Das Zeichen der Schwalbe (German Edition)

Titel: Das Zeichen der Schwalbe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helen Bryan
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Vater hat uns hierhergeleitet und seine Seele wird bei uns sein. Gott ist groß, Salomé. Gott ist groß.«

KAPITEL 9
    Aus der Chronik der Sors Santas de Jes ú s, Kloster Las Golondrinas, Andalusien, Januar 1509
    Friede sei mit allen, die diese Zeilen lesen.
    Auf Anweisung der Äbtissin beginne ich, Sor Beatriz von den Heiligen Schwestern Jesu, Schreiberin des Klosters Las Golondrinas, diese Chronik unseres Ordens. Was auch immer dem Kloster widerfahren mag, so vertrauen wir darauf, dass diese Aufzeichnungen, die das Evangelium unserer Gründerin und die Traditionen enthalten, welche unsere Arbeit leiten, erhalten bleiben und in der Zukunft Zeugnis von der Wahrheit ablegen.
    Wir sollen uns vorstellen, so sagt die Äbtissin, dass jemand, der den Orden nicht kennt, dieses Buch vielleicht in ferner Zukunft aufschlägt. Um einer solchen Person die Dinge nahezubringen, die in der Chronik enthalten sind, hält sie es für hilfreich, dass ich mit meiner eigenen Aufnahme in den Orden, den Gründen für meine Berufung zur Schreiberin und mit den besonderen Umständen beginne, die zu diesem Buch geführt haben. Sonst würde ich niemals wagen, über mich unwürdige Person an erster Stelle oder überhaupt zu schreiben, doch es ist meine Pflicht, der Äbtissin in allem zu gehorchen.
    Nach der Geburt meiner Tochter Salomé im Kloster folgten drei Jahre, die ich als Novizin verbrachte, bis ich an Salomés drittem Geburtstag mein Gelübde ablegte und den Namen Sor Beatriz annahm. Meine Tochter teilte die Freude dieses Tages mit uns allen und saß bei dem Willkommensfestmahl in der sala grande neben mir. Die anderen Schwestern fütterten sie mit Leckerbissen und Süßigkeiten, als sei sie ein Vogel-kind.
    Salomé lebt bei mir in meiner Zelle. Die Äbtissin erlaubt nicht, dass sie von mir getrennt und bei den Waisen untergebracht wird, und sagt in ihrer direkten Art, dass wenigstens ein Kind im Kloster seine Mutter haben soll. Ich hatte kaum zu hoffen gewagt, dass mir so viel Glück vergönnt sein würde. Das Kind fügt sich in den Tagesablauf von uns Nonnen ein. Sie wacht kurz auf, wenn ich in den frühen Morgenstunden zur Terz aufstehe, und hört dann die Messe mit uns in der Kapelle. Sie ist sehr fügsam und versteht, dass ihre Mutter und die anderen zu bestimmten Zeiten am Tag Ruhe haben müssen, wenn sie ihr Gewissen prüfen oder meditieren, und dass wir zu anderen Zeiten sehr viel zu tun haben, sodass sie einen großen Teil des Tages mit den Waisenkindern verbringt und mit ihren Puppen und Spielsachen spielt, während ich meiner Arbeit nachgehe. In der restlichen Zeit hätscheln und schelten die anderen Schwestern sie, beten mit ihr und erzählen ihr Geschichten von den Heiligen. Sie hat viele Mütter.
    Ich erwartete, dass man mir die niedrigsten Arbeiten im Kloster zuweisen würde, doch die Äbtissin wünschte, dass ich der alten Sor Angela zur Hand ging, die seit fünfunddreißig Jahren dem Skriptorium vorstand. Sor Angela war gefestigt in ihrem Glauben, jedoch eine entschlossene Wächterin über ihren Herrschaftsbereich. Unter ihrer Anleitung katalogisierte und entstaubte ich Bücher, Schriftrollen und Manuskripte, mischte Tinte und bereitete Schreibfedern vor, putzte die Kerzen, sorgte dafür, dass Siegel und Wachs dort waren, wo sie sein sollten, achtete darauf, dass sauberer Sand zum Löschen bereitstand und dass jedes Kind im Waisenhaus sein eigenes Messbuch und ein Buch über das Leben der Heiligen hatte. Das Einzige, das mir Sor Angelas widerwilliges Lob eintrug, war meine Handschrift – sie sagte immer wieder, es sei ein Segen, dass ich wenigstens gelernt hätte, schnell und sauber zu schreiben. Als Sor Angela vor einem Monat im Schlaf starb, sagte die Äbtissin, dass ich am besten geeignet sei, ihren Platz einzunehmen.
    Bisher hatte sich die Schreiberin vor allem um die Korrespondenz des Klosters gekümmert – geschäftliche Angelegenheiten und Anfragen, wie eine bestimmte Medizin herzustellen sei oder wie unsere Krankenstation aufgebaut ist. Außerdem oblag ihr die Überwachung der Aufzeichnungen und Bücher und Dokumente, die im Skriptorium aufbewahrt werden. Unsere Äbtissin ist jung und hält auf Ordnung und System. Dass unsere Aufzeichnungen nach planloser Methode auf viele Schriftrollen verteilt sind, hat ihr noch nie gefallen. Sie war immer schon überzeugt, dass das Kloster eine richtige Chronik haben sollte, vor allem, um genau festzuhalten, wann unsere geliebte Gründerin dem Kloster als Vision

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